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Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
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nicht, weshalb sonst niemand diese Fahrspur benutzt«, und bestaunte die herrliche Unvorhersehbarkeit des Lebens.
    In Edinburgh war ich wieder sehr, sehr ungezogen …. Nun ja, zwei junge Männer …. 76

KAPITEL VIERZEHN
Auf Tournee, auf Tournee
    Das Leben des Dr Brian. Heterosexuelles Groupie-Vernaschen. Salben. Der »gewölbte« Major
    Während der gesamten ungeheuer erfolgreichen kanadischen Monty Python -Tournee war mein Betragen vorbildlich. 77 Ich lernte wunderbare Menschen kennen und schloß viele Freundschaften, auch mit dortigen Würdenträgern, von denen einer auf der nächsten Seite abgebildet ist …. 78
    Unterdessen wechselt der Schauplatz, 79 und wir befinden uns nur eine kurze Zeitreise entfernt, mehrere Jahre später im selben Jahrhundert, in Monastir, Tunesien, am Nachmittag zur besten Teezeit. Ich wandere hinunter zum Swimmingpool des Hotels, bestelle ein Seven-Up, von dem ich nicht annehme, daß es je kommen wird, lagere mich in die wilde, unerbittliche Sonne neben die nackte brasilianische Dame mit den wilden, unerbittlichen Brüsten und schreibe dies in ein Buch.
    Ich spiele acht Wochen lang Brian und den Filmcrew-Sanitäter. Brian ist die Hauptfigur und kommt fast in jeder Szene vor, aber es sind die Menschen um ihn herum, die die komischen Sachen tun und sich die komischen Sachen antun lassen. Den Filmcrew-Sanitäter versuche ich fast genauso zu spielen. In den ersten paar Tagen in Tunesien gab ich zwar gelegentlich Salztabletten, Lomotil und streptotriadische oder -triaditische Medikamente aus, spielte aber hauptsächlich Brian. Die Arbeit an der ersten Szene begann um 7 Uhr morgens und dauerte zwölf Stunden bei direkter Sonneneinstrahlung (um 9 Uhr morgens hatten wir 38 °C im Schatten), und durch zwei große Bogenlampen, die direkt auf unsere Gesichter gerichtet waren, wurde es noch heißer. Wenn man dann noch bedenkt, daß diese Szene so gefilmt wurde, daß sie aussah, als fände sie nachts statt, hat man es mit einer Desorientierung samt mentaler und physischer Folter zu tun, die zu Kriegszeiten gegen die Genfer Konvention verstieße.
    Ich war dankbar dafür, daß während der ersten Tage Gerüchte, ich sei medizinisch qualifiziert, mit mildem Unglauben abgetan wurden, und daß ich für eins der geistesgestörtesten Mitglieder einer der wahnsinnigsten Gruppen der Welt gehalten wurde. Meine Erfolge mit den kleinen rosa Tabletten quatschten sich jedoch schnell herum, und bald ging die Nachricht um, daß Diarrhö weder vom Wetter verursacht wurde, noch tunesientypisch war. Ich begann mich zu langweilen und schlug müßig die gebräuchlichsten Notfälle nach, um meine Kenntnisse über das Einbalsamieren auf See, Tollwut bei Charcuterie-Unfällen und die ärztlichrechtlichen Aspekte von Mietkamelbissen mit tödlichem Ausgang aufzufrischen, als ich mich mit einem Patienten beschäftigen mußte, dessen erfolgreiche Behandlung den Filmcrew-Sani als eine viel wichtigere Rolle etablierte, als die des Brian je hätte sein können.

    Hier sehen wir Graham mit dem Kommandanten der Königlich Kanadischen Berittenen Polizei in Winnipeg
    Er war Kulissenentwerfer aus der Gestaltungsabteilung und seit seiner Ankunft krank gewesen. Der dortige Arzt hatte ihn untersucht, und es ging ihm immer schlechter. Seine Freundin erklärte in pulverisiertem Englisch, der Doktor hätte gesagt, er hätte ein Virus im Bauchi, einen Blutdruck von zwölf (sic!) und dürfe nur Möhrchen und Reis essen. Eine Freundin, Krankenschwester, hatte ihm intramuskulär Aspirin gespritzt, war aber offensichtlich nicht mehr aufzufinden, und der Arzt kostete.
    Ich fand meinen Patienten in einem erstickend heißen, abgedunkelten Zimmer vor. Er lag regungslos da, bleich, und starrte blicklos an die Decke, bereit, sich jenem unsichtbaren Chor beizugesellen. Mein erster Impuls war, mich zurückzustehlen und über »Ablebensbenachrichtigung im Ausland« nachzulesen, aber in einem helleren, belüfteteren Zimmer sah er eher wie ein kranker Mann von zweiunddreißig Jahren aus als wie ein schwerkranker Mann von zweiunddreißig Jahren. Ich war erleichtert, weil er, wenn auch unter Schwierigkeiten, sprechen konnte. Die Schwierigkeiten – und die Erleichterung – bestanden darin, daß ich, nachdem ich ihn untersucht hatte, herausfand, daß er in Wirklichkeit Mandelentzündung hatte. Penizillin senkte seine Temperatur auf normal ab. Eine abwechslungsreichere Diät und der Mut, den er faßte, weil das Ende nun doch nicht mehr so nah war, taten

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