Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
Vom Netzwerk:
den Keith sofort bei meiner Ankunft beim Zimmerservice bestellt hatte.
    Fünfzehn Minuten später. Immer noch kein Zeichen vom G & T. Keith rief beim Zimmerservice an und sagte, wenn die Getränke nicht innerhalb der nächsten fünf Minuten ankämen, würde der Farbfernseher auf dem Trottoir ankommen. Keith wurde ungeduldig und verschwand durch das Fenster. Mir wurde klar, daß dies als solches in mehr als zehn Stockwerken Höhe bereits ungewöhnlich war. Ich sah aus dem Fenster und erwartete, einen Balkon zu sehen, aber nein –, es gab keinen Balkon und keinen Keith, nur eine zehn Zentimeter breite Kante, die einmal um das Gebäude verlief. Ich wäre da nicht hinausgegangen, aber ich war ja auch nicht Keith. Ich lehnte mich zurück, wartete, nippte an meinem Bier, dann kam Keith durch das Fenster zurück und trug eine Flasche Beefeater Gin, die er mit den Worten »Bittschön, Graham« auf den Tisch knallte. Er war die Kante entlang bis zum Penthouse nebenan gegangen, dort eingebrochen und hatte die Flasche aus dem Spirituosenschränkchen gestohlen.

    Keith war nie langweilig
    Keith war nie langweilig –, das konnte ihm niemand vorwerfen, und wann immer wir zusammen in seiner Stammkneipe oder in meiner aktuellen, dem Angel, auftauchten, herrschte eine gespannte, erwartungsvolle Atmosphäre; gleich würde etwas geschehen. Er war nie berechenbar, und eines Abends kam er in die Kneipe, als dort gerade eine stille Tombola für die behinderten Kinder von Hornsey stattfand. Es ging um einen Kuchen und einen Obstkorb. Das unenthusiastische Höchstgebot für das Obst stagnierte bei einem Pfund fünfzig. Keith bot sofort 45 Pfund, und die Leute, die bei seinem Anblick Ärger erwartet hatten, mußten ihre Meinung revidieren.
    Dann gingen wir auf ein paar Drinkies zu mir, einer meiner Freunde aus der Kneipe, Dennis, fand eine ungezogene Schöne der Nacht und brachte sie mit Hilfe von Keiths weißem Rolls-Royce Phantom ins Haus. An dem Punkt angelangt, an dem Keith im Begriffe zu stehen schien, einen Schmetterling zu fressen, den sie in der Nähe ihrer ungezogenen Teile auftätowiert hatte, beschloß ich plötzlich, daß es allerhöchste Eispickelzeit 83 war und alle sofort abzuhauen hätten. Keith führte das später korrekt auf Eifersucht zurück, alles wäre nämlich bestens gewesen, wenn auch ein passender junger Mann gefunden worden wäre ….
    »The Who« veranstalteten drei Benefizkonzerte im Hammersmith Odeon. Keith fragte mich, ob ich behilflich sein wolle, die Zeit zwischen den acts rumzubringen. »Ja«, sagte ich. Ich bereitete ein bißchen Blödsinn zum Aufführen vor und ließ ein lachhaftes Lied, »Yah de Buckety«, auf ein Laken schreiben, das vom Schnürboden heruntergelassen werden sollte, damit das Publikum zum Singen gebracht wurde und ich etwas weniger Last hatte. Niemand war ins Theater gegangen, um sich meine humoristischen Bemühungen anzuhören, sie alle wollten »The Who«. Ich hatte es nicht leicht, gab mitten im Text auf, kam gleich zum Schlußlied und ging ab. Keith sagte: »Du warst lausig und besoffen.« Ich pflichtete ihm bei, daß ich lausig gewesen war, das Besoffene sei aber unerheblich gewesen. Ich sagte ihm, er solle sich keine Sorgen machen, nachdem ich das Publikum jetzt »gepeilt« hätte, würde ich für die nächsten zwei Abende etwas Besseres ausarbeiten ….
    Am nächsten Abend sorgte ich dafür, daß mein Mikrofon über dasselbe Beschallungssystem wie »The Who« geschaltet wurde, ging hinaus auf die Bühne und bat das Publikum um zehn Minuten Geschimpfe. Sie begannen ein paar Obszönitäten zu rufen. Dann, voll verstärkt, sagte ich ihnen, das sei noch nicht gut genug –, »ich habe richtiges Geschimpfe gemeint; das war Mist, schwächlich«, rief ich ihnen durch die nun lauter werdenden Rufe – »Arschgesicht, Votze« usw. – zu. Dann trat ich zurück, sah auf meine Armbanduhr und ermutigte sie gelegentlich, wenn ihr Geschimpfe drohte, an Intensität nachzulassen. Nachdem zehn Minuten rum waren, brachte ich sie dazu, das Lied zu singen, und alle waren in der richtigen Stimmung für »The Who«. Ich kam von der Bühne, da stand Keith und grinste. »Echt scheißeklasse«, sagte er … Der dritte Abend war auch kein Problem ….
    Der beängstigendste Auftritt, den ich je hatte, war bei einem ähnlichen Job zwischen den acts für Pink Floyd bei ihrem Freiluftkonzert in Knebworth. Allein vor 90 . 000 Menschen auf diese Bühne zu gehen, war bestürzend. (Ich erwähne dies als

Weitere Kostenlose Bücher