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Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
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Beispiel für die als Demut agierende Selbstvergrößerung, wie sie allen Autobiografien eigen ist.)
    Der Film Monty Python und der Heilige Gral brachte mir eine Menge Geld ein (und für mich war es eine Menge). Unglücklicherweise verlangte die Steuer 83 % davon (vgl. Zirbeldrüse, Kapitel 3 ), aber weil ich noch ein bißchen übrig hatte, beschloß ich, es in etwas zu investieren, von dem ich wußte.
    Ein paar Jahre zuvor hatte Bernard McKenna ein halbstündiges Fernsehspiel für Ronnie Barker mit dem Titel The Odd Job ( Der Gelegenheitsjob ) geschrieben. Es gefiel mir, und ich dachte, es könnte die Grundlage für einen sehr komischen Film sein, in dem es darum geht, daß ein Mann, der merkt, daß er unfähig ist, Selbstmord zu begehen, einen Gelegenheitsarbeiter anheuert, damit der den Job für ihn erledigt. Da er seine Schwäche kennt, sagt er dem Mann, er solle sich gar nicht drum kümmern, wenn er, der Mann, den Eindruck habe, er, der Lebensmüde, scheine seine Meinung zu ändern oder mache Anstalten, sein Leben zu retten: einfach abmurksen. Der Gelegenheitsarbeiter geht weg. Dann gehen mit dem Wiederauftauchen einer verzeihenden Ehefrau dem Protagonisten die Gründe für seinen Selbstmord aus, aber jetzt läuft da draußen ein gedungener Mordgesell herum, mit dem er keinen Kontakt aufnehmen kann und der, wenn er es könnte, sich gar nicht drum kümmern würde. Keith, dachte ich, würde einen hervorragenden Gelegenheitsarbeiter abgeben. Ich bestellte bei Bernard ein Drehbuch, und der Prozeß des Filmproduzierens begann. Irgendwann hatte ich ein Drehbuch, mit dem ich glücklich war. Keith und ich sollten die Hauptrollen spielen, und ich hatte genug finanzielle Unterstützung gefunden –, etwa eine halbe Million Pfund. Es konnte losgehen.
    Nun hatte ja Keith ein Alkoholproblem, genau wie ich, und tatsächlich begann ich erst zu merken, wie krank ich wurde, nachdem ich bei Keith am Bett gesessen hatte, als er unter Entzugssymptomen litt (und ich meine »litt«, wenn ich »litt« sage). Er hatte halluziniert, daß er Gewicht verlor, in einem Ausmaß, daß er bald nicht mehr existieren würde und sich immer wieder wiegen mußte, um sich zu beruhigen. Außerdem glaubte er, der Luftwaffengeheimdienst wäre hinter ihm her und hätte ihn eine ganze Nacht lang ans Bett gefesselt, seine Testikeln mit je einer Elektrode verdrahtet, so daß der Schock, wenn er sich schüttelte oder auch nur bewegte, sehr, sehr unschön gewesen wäre. Es ist schwer, sich nicht zu bewegen, wenn man D. T. hat. Dies war für ihn eine entsetzliche Erfahrung. Zwei Wochen vor Drehbeginn lag Keith im Krankenhaus, trocknete aus, um fit zu werden, bereit, sich filmen zu lassen.
    Unglücklicherweise hatte sich der Regisseur, den ich engagiert hatte, Cliff Owen, eine Woche zuvor den Oberschenkel gebrochen, und jetzt hatten wir einen neuen Regisseur, Peter Medak. Ich fand, ich hatte Glück gehabt, einen Regisseur zu finden, der willens war, so kurzfristig zu übernehmen, und ich nahm Peter mit zu Keith ins Krankenhaus, um ein paar Szenen durchzulesen. Wir verließen das Krankenhaus. Peter Medak kam zu der Überzeugung, daß mein bester Freund nicht der richtige Mann für den Job war. Ich fand, daß er unrecht hatte, konnte aber nicht viel dagegen machen. Meine Produktionsbosse (sie stellten eine Menge des eigentlichen Bargelds bereit) zogen es vor, Peters Urteil in dieser Sache zu folgen, obwohl ich bei Peters Hauptverbündetem, einem Typen namens Steve O’Rourke, dem Manager von Pink Floyd, heftig dagegen protestierte. Ich sagte, ich hätte mich von allem Anfang an für das Projekt nur interessiert, weil dies »genau die richtige Rolle für Keith« war, und daß der Film ohne ihn »ein britischer B-Movie« oder Schlimmeres würde.
    Außer das gesamte Filmen abzusagen, gab es nichts, was ich tun konnte. Meine Ko-Produzenten, Produktionsbosse und sogar Bernard, der Autor, äußerten sämtlich Bedenken, daß Keith es schaffen würde –, teilweise waren sie, nehme ich an, wegen seines Saufens besorgt, aber, verdammt, sie hatten unrecht. Ich wußte, daß wir beide es schaffen würden: Inzwischen hatte er drei Monate lang keinen Alkohol getrunken. Ich verbrachte eine schlaflose Nacht. Ich wußte, wie sehr sich Keith auf die Filmrolle freute. Ich wußte, daß ich rechthatte und daß sie unrecht hatten, aber sollte ich mich einfach von den £ 50 . 000 , – verabschieden, die ich bereits ausgegeben hatte, oder den Film machen und es darauf ankommen

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