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Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
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lassen, ob er Geld einbringt? Ich entschied mich für Letzteres und bereue es immer noch.
    Keith war sehr verständnisvoll, aber ich wußte, wie sehr ihn das verletzt haben mußte.
    Zur selben Zeit hatte sich die EMI gerade aus ihrem Deal mit Python zurückgezogen, der besagte, daß sie $ 4 . 000 . 000 , – für Das Leben des Brian bereitstellen sollte. Lord Delfont verpaßte uns über die Köpfe der EMI-Produktionschefs hinweg die Klatsche. Die hatten den Bedingungen zugestimmt. Keith machte sich mit Macht daran, Geld für uns aufzutreiben, um das Unternehmen zu retten, und es wäre ihm auch rechtzeitig geglückt. Aber George Harrison machte ein überaus mutiges Angebot, welches wir begierig annahmen, und mit dem Film konnte es wieder weitergehen. Keith sollte darin einen der Mord-und-Totschlag-Propheten spielen, und als ich ihn eine Woche, bevor wir nach Tunesien zu den Dreharbeiten aufbrachen, sah, schien er sich auf all das sehr zu freuen. Er trank immer noch nicht und hatte offenbar die Flasche besiegt. Aber am 7 . September 1978 starb er …, nachdem er ziemlich viel Wein getrunken und ein paar Heminevrin-Pillen 84 genommen hatte, eine tödliche Zusammenstellung.
    Ich wußte nicht, wie ich reagieren sollte. Sein Verlust war zu entsetzlich, um ihn zu begreifen, aber ich wollte dafür sorgen, daß seine Einstellung – seine Visionen von Richtig und Falsch –, seine Energie nicht mit ihm starben. Keith war die Freundlichkeit selbst, und nie kam jemand bei seinen Eskapaden zu Schaden, die bestimmt so manches Leben aufgehellt haben –, nur weil jemand da war, der rücksichtslos genug war zu sagen: »Ihr könnt mich alle mal!« und seinen Rolls-Royce in einen Swimmingpool zu fahren. Oder die Tür zu einem Hotelzimmer mit Dynamit zu sprengen, weil ein pompöser Hotelgeschäftsführer sich darüber beschwert hatte, daß sein Kassettenrekorder im Empfangsbereich »Lärm« mache. Dem verdutzten Geschäftsführer, der auf den immer noch rauchenden Türrahmen starrte, sagte Keith, indem er auf den immer noch spielenden Kassettenrekorder zeigte: »Der Lärm ist Krach , Kumpel –, das sind ›The Who‹.« … Keith ist der eine Mensch, von dem ich weiß, daß ich ihn wiedersehen werde ….

    David schwimmt vorbei
    … und wie es nun das Schicksal und Capt. W. E. Johns fügten, wurde alles luftwaffenblau mit goldenen Blitzen …. Wir rasten in Richtung des »sicheren« Perizentrums des Schwarzen Lochs des Orion, zündeten gelegentlich das Staustrahltriebwerk, um einem Gelege unbeschreiblicher Eigenartigkeiten auszuweichen, kamen Lichtjahre entfernt, aber gleichzeitig zwei Jahre später in Los Angeles an.
    Ich war in einen Zustand der Trägheit abgeglitten. Alle weitere Aktivität schien sinnlos. Ich war mit einer meiner eigenen Anmerkungen in Konflikt geraten. 85 Ich litt nun schon seit Monaten an dieser unzureichend definierten Malaise. Nichts schien mehr wirklich zu sein. Brachte dies nur das Leben in Los Angeles mit sich, dann hätte ich sofort umziehen müssen, oder gab es da eine tiefere Psycho-Pathologie? Ich ließ Dr Eins Waagerecht kommen, damit er mich untersuchte. Während wir an unseren Aprikosen-Shastas nippten, schwatzten wir liebenswürdig darüber, wie es jetzt war, zwei Jahre nach unserem ersten Treffen in Kapitel Null. Er war erfreut, weil es mir gelungen war, mir die Gewohnheit von dreiundzwanzig Siebenunddreißigsteln meines Lebens abzugewöhnen, zeigte dann aber dem Analytikergelaber, was eine Harke ist, und sagte: »Ist Ihnen eigentlich klar, daß Sie in den zehn Minuten, die ich jetzt hier bin, siebzehn berühmte Namen erwähnt haben?«
    »Wirklich?« sagte ich. »Das war nicht meine Absicht. Es ist nur so, daß ich diese Leute zufällig kenne. Sie sind mit mir befreundet … Äh, sie wohnen hier ….«
    »Ich möchte, daß Sie wiederholen, was Sie gerade zu sich selbst gesagt haben, und als Mediziner darüber nachdenken.«
    »Sie meinen, ich habe …?«
    Mein Kopf schwirrte, als hätte mir gerade jemand mit einem Exemplar Cecil und Loeb 86 drübergehauen.
    »Ja, Nivenismus«, sagte er. »Das ist eine ganz verbreitete Komplikation der Angelitis, eine ähnliche Krankheit wie die von Freud als Frank-Harris-Syndrom beschriebene, eine endemisch autobiografische Beschwerde.«
    »Was soll ich tun, nach Finnland ziehen?«
    »Nein, Sie müssen sich dem Problem stellen. Es gibt keine bekannte Behandlung. Sie werden es einfach ausschwitzen müssen.«
    »Gibt es nicht irgendwas, was ich tun kann,

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