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Autofab

Autofab

Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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wenig war von den ordentlichen
Häuserreihen und Straßen früherer Jahre
übriggeblieben. Ohne das System war die Siedlung schnell
verfallen. Die einstige satte Sauberkeit war nicht mehr; die Siedlung
war schäbig und verwahrlost.
    »Natürlich«,
sagte Perine zögernd. »Wenn wir erst mal in den Fabriken
drin sind und unsere eigenen Fließbänder
montieren…«
    »Ist denn überhaupt noch was übrig?« erkundigte sich Judith.
    »Es muß noch was übrig sein. Mein Gott, da unten gab’s doch meilenlange tiefe Stollen!«
    »Ein
paar von den Bomben, die sie gegen Ende entwickelt haben, waren
riesengroß«, gab Judith zu bedenken. »Besser als
alles, was wir in unserem Krieg hatten.«
    »Erinnern Sie sich noch an das Lager, das wir gesehen haben? Die Ruinenhocker?«
    »Da war ich nicht dabei«, sagte Perine.
    »Die sind wie die wilden Tiere. Fressen Wurzeln und Larven. Schleifen Steine, gerben Felle. Barbaren, Vieh.«
    »Aber das wollen solche Leute nun mal«, antwortete Perine abwehrend.
    »Wollen
sie das? Wollen wir das?« O’Neill deutete auf die zerstreut
daliegende Siedlung. »Haben wir damit etwa gerechnet, an dem Tag,
als wir das Wolfram gesammelt haben? Oder an dem Tag, als wir dem
Lastwagen erklärt haben, die Milch war-« Er konnte sich an
das Wort nicht mehr erinnern.
    »Fieselig«, half Judith aus.
    »Los«,
sagte O’Neill. »Brechen wir auf. Mal sehen, was von der
Fabrik noch übrig ist – für uns.«
    Sie
näherten sich der zerstörten Fabrik am späten
Nachmittag. Vier Lastwagen ratterten schwankend hinauf an den Rand der
ausgebrannten Grube und hielten an, mit dampfenden Motoren und
tröpfelnden Auspuffrohren. Wachsam und vorsichtig kletterten
Arbeiter herunter und schlichen behutsam über die heiße
Asche.
    »Vielleicht ist es noch zu früh«, wandte einer von ihnen ein.
    O’Neill
hatte nicht die Absicht zu warten. »Los«, befahl er. Er
schnappte sich eine Taschenlampe und trat in den Krater hinunter.
    Der
geschützte Rumpf der Fabrik von Kansas City lag unmittelbar vor
ihnen. In seinem ausgebrannten Maul hing noch immer die Erzlore fest,
zappelte jedoch nicht mehr. Hinter der Lore lag ein düster
dräuender Pfuhl. O’Neill leuchtete durch die Zufahrt; die
verworrenen, schartigen Überreste aufrechter Träger waren zu
sehen.
    »Wir
müssen tief rein«, sagte er zu Morrison, der achtsam neben
ihm her schlich. »Wenn noch was übrig ist, dann ist es ganz
unten.«
    Morrison
grunzte. »Diese Schürfmaulwürfe aus Atlanta haben einen
Großteil der unteren Schichten erwischt.«
    »Bis
die anderen ihre Minen abgeteuft haben.« O’Neill trat
vorsichtig durch die abfallende Zufahrt, kletterte auf einen
Schutthaufen, der von innen gegen den Schlitz geschleudert worden war,
und befand sich im Innern der Fabrik – weit und breit nichts als
wirre Trümmer, ohne Bedeutung oder Muster.
    »Entropie«,
schnaufte Morrison halblaut. »Das, was sie immer gehaßt
hat. Das, was sie bekämpfen sollte. Überall wahllose
Partikel. Ohne Sinn und Zweck.«
    »Weiter
unten«, sagte O’Neill störrisch, »finden wir
vielleicht ein paar abgeschottete Enklaven. Ich weiß genau,
daß
    sie
sich in autonome Bereiche unterteilt und versucht hat, die
Reparatureinheiten intakt zu halten, um so die Einzelteile der Fabrik
wieder zusammenzusetzen.«
    »Die
Maulwürfe haben die meisten erwischt«, bemerkte Morrison,
trottete O’Neill aber trotzdem hinterdrein.
    Die
Arbeiter hinter ihnen kamen langsam näher. Ein Teil der
Trümmer verschob sich bedenklich, und ein Schauer heißer
Teilchen regnete herab.
    »Ihr
geht zu den Lastwagen zurück«, sagte O’Neill.
»Es hat keinen Wert, mehr Männer als nötig zu
gefährden. Falls Morrison und ich nicht zurückkommen,
vergessen Sie uns – gehen Sie bloß nicht das Risiko ein,
uns eine Rettungsmannschaft hinterherzuschicken.« Als sie
losmarschierten, machte er Morrison auf eine Einfahrtsrampe aufmerksam,
die noch teilweise intakt war. »Gehen wir runter.«
    Schweigend
ließen die beiden Männer einen toten Stollen nach dem
anderen hinter sich. Endlose Meilen dunkler Trümmer erstreckten
sich vor ihnen, ohne Laut und Regung. Die vagen Umrisse
rußgeschwärzter Maschinen, stillstehender Bänder und
Förderanlagen waren zu erkennen, und die teilweise
fertiggestellten Hülsen von Kriegsprojektilen, verdreht und
verformt von der letzten Explosion.
    »Davon
können wir einiges retten«, meinte O’Neill, glaubte
jedoch eigentlich nicht daran. Die Maschinen waren verschmolzen,
unförmig. Alles in

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