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Autofab

Autofab

Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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wobei er aufmerksam ein Klemmbrett
inspizierte. »Bitte entschuldigen Sie die Störung.«
    Courtland
funkelte den jungen Mann mürrisch an. Wahrscheinlich ein
Vertreter. Dünn, mit blonden Haaren, weißem Hemd, Fliege und
blauem Einreiher stand der junge Mann da, umklammerte mit einer Hand
das Klemmbrett und mit der anderen einen prallvollen schwarzen Koffer.
Seine knochigen Gesichtszüge waren in ernsthafter Konzentration
erstarrt. Er vermittelte den Anschein beflissener Verwirrung; die
gerunzelte Stirn, die fest zusammengepreßten Lippen, die
Wangenmuskeln, die in offenkundiger Besorgnis zu zucken begannen. Er
blickte auf und sagte: »Ist das hier 1846 Leavenworth? Wohnung
3A?«
    »Stimmt genau«, sagte Courtland mit unendlicher Geduld, wie sie einem stumpfsinnigen Tier gebührte.
    Das
angestrengte Runzeln im Gesicht des jungen Mannes entspannte sich ein
wenig. »Ja, Sir«, sagte er mit drängender Tenorstimme.
Er linste an Courtland vorbei in die Wohnung. »Es tut mir leid,
Sie um diese Zeit bei der Arbeit stören zu müssen«,
sagte er, »aber wie Sie vielleicht wissen, hatten wir in den
letzten Tagen ziemlich viel zu tun. Deswegen konnten wir auch nicht
früher auf Ihren Anruf reagieren.«
    »Auf
meinen Anruf?« echote Courtland. Unter seinem aufgeknöpften
Kragen verfärbte sich die Haut langsam zu einem schwachen Glutrot.
Keine Frage, Fay hatte ihn wieder mal in irgend etwas reingeritten;
etwas, womit er sich ihrer Meinung nach beschäftigen sollte,
etwas, das für ein
    angenehmes
Leben unentbehrlich war. »Was, zum Teufel, reden Sie da
überhaupt?« fragte Courtland. »Kommen Sie schon zur
Sache.«
    Der
junge Mann errötete, schluckte geräuschvoll, versuchte zu
grinsen und haspelte dann heiser weiter: »Sir, ich bin der
Mechaniker, den Sie bestellt haben; ich soll Ihren Schwibbel
reparieren.«
    Hinterher
wollte er, er hätte die scherzhafte Antwort, die ihm in den Sinn
kam, auch tatsächlich ausgesprochen. »Vielleicht«,
hatte er sagen wollen, »will ich ja gar nicht, daß mein
Schwibbel repariert wird. Vielleicht gefällt mir mein Schwibbel ja
so, wie er ist.« Aber das sagte er nicht. Statt dessen blinzelte
er, zog die Tür ein Stückchen weiter zu und fragte:
»Meinen was?«
    »Ja,
Sir«, beharrte der junge Mann. »Die Unterlagen über
die Installation Ihres Schwibbels sind selbstverständlich an uns
weitergeleitet worden. Normalerweise erkundigen wir uns dann
automatisch wegen der Feineinstellung, aber Ihr Anruf ist dem
zuvorgekommen – deshalb bin ich hier, mit der kompletten
Service-Ausrüstung. Was nun die Art speziell Ihrer Beschwerde
betrifft…« Der junge Mann wühlte wie wild in dem
Bündel von Papieren an seinem Klemmbrett. »Na ja, hat keinen
Sinn, danach zu suchen; das können Sie mir auch mündlich
mitteilen. Wie Sie vielleicht wissen, Sir, gehören wir offiziell
gar nicht zur Verkaufsfirma… wir bieten einen sogenannten versicherungsähnlichen Schutz,
der bei Abschluß des Kaufvertrages automatisch in Kraft tritt.
Sie können diese Vereinbarung natürlich auch
rückgängig machen.« Er versuchte einen schlappen
Scherz. »Ich hab gehört, im Service-Geschäft
gibt’s jede Menge Konkurrenz.«
    Humor
wich eiserner Moral. Ruckartig richtete er seinen hageren Körper
auf und schloß: »Aber ich darf vielleicht noch sagen,
daß wir in der Schwibbelbranche tätig sind, seit der alte R.
J. Wright sein erstes atomgetriebenes Experimentalmodell vorgestellt
hat.«
    Eine Zeitlang sagte Courtland nichts. Phantasmagorien
    schwirbelten
ihm durch den Kopf: wahllos quasi-technische Gedanken, reflexartige
Berechnungen und Formelzeichen ohne Sinn. Schwibbel gingen also sofort
kaputt, wie? Großangelegte Geschäfte… einen
Mechaniker losschicken, sobald der Vertrag abgeschlossen ist.
Monopolistische Taktiken… die Konkurrenz ausnehmen, bevor sie
überhaupt eine Chance kriegt. Schmiergelder an die
Muttergesellschaft wahrscheinlich. Verflochtene Buchhaltungen.
    Doch
keiner seiner Gedanken drang bis zum eigentlichen Kern vor. Mit
gewaltsamer Anstrengung zwang er seine Aufmerksamkeit, zu dem ernsten
jungen Mann zurückzukehren, der mit seinem schwarzen
Werkzeugkoffer und dem Klemmbrett nervös im Hausflur wartete.
»Nein«, sagte Courtland nachdrücklich, »nein, da
sind Sie an der falschen Adresse.«
    »Wirklich,
Sir?« stammelte der junge Mann höflich, und eine Welle
verzweifelten Entsetzens glitt über sein Gesicht hinweg. »An
der falschen Adresse? Herrgott, hat die Zentrale etwa schon wieder

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