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Autofab

Autofab

Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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der Fabrik war ineinandergelaufen, geronnene
Schlacke ohne Form und Nutzen. »Wenn wir’s erst mal an die
Oberfläche geschafft haben…«
    »Das
können wir nicht«, widersprach Morrison bitter. »Wir
haben weder Hebezeug noch Winden.« Er trat nach einem Haufen
verkohlten Versorgungsmaterials, der neben einem zerstörten Band
liegengeblieben war und sich halb über die Rampe ergossen hatte.
    »Damals
fand ich die Idee gar nicht so schlecht«, sagte O’Neill,
als die beiden ihren Weg fortsetzten, vorbei an leeren
Maschinenstollen. »Aber wenn ich jetzt zurückdenke, bin ich
mir da nicht mehr so sicher.«
    Sie
waren tief in die Fabrik eingedrungen. Der Vorstoß des letzten
Stollens erstreckte sich vor ihnen. O’Neill leuchtete mit der
Lampe umher, versuchte, unversehrte Bereiche auszumachen, noch intakte
Teile des Fertigungsprozesses.
    Morrison
spürte es zuerst. Er fiel plötzlich auf Hände und Knie;
den schweren Körper gegen den Boden gepreßt, lag er da und
lauschte, mit starrer Miene und aufgerissenen Augen. »Um Gottes
willen – «
    »Was
ist denn?« schrie O’Neill. Da spürte es auch er. Unter
ihnen brummte ein schwaches, nachdrückliches Vibrieren durch den
Boden, ein gleichmäßiges Summen von Aktivität. Sie
hatten sich getäuscht; der Falke hatte sein Ziel nicht ganz
erreicht. Weiter unten, in einem tieferen Stollen, lebte die Fabrik
noch immer. Nach wie vor wurden geheime, beschränkte Operationen
ausgeführt.
    »Ganz
auf sich selbst gestellt«, murmelte O’Neill und suchte nach
einer Verlängerung des Grubenschachts. »Autonome
Aktivität, die andauert, auch wenn alles andere kaputt ist. Wie
kommen wir da runter?«
    Der
Einfahrtschacht war unzugänglich, versperrt mit einem dicken
Metallteil. Die fortlebende Schicht unter ihren Füßen war
völlig abgeschnitten; es gab keinen Zugang.
    O’Neill
raste den Weg zurück, den sie gekommen waren, erreichte die
Oberfläche und rief den ersten Lastwagen herbei. »Wo, zum
Teufel, ist die Lampe? Geben Sie schon her!«
    Er
bekam die kostbare Lötlampe gereicht und eilte keuchend
zurück in die Tiefen der zerstörten Fabrik, wo Morrison
wartete. Gemeinsam fingen die beiden an, sich wie wild durch den
verzogenen Metallboden zu schneiden, die dichten Schichten
schützenden Geflechts auseinanderzubrennen.
    »Gleich
kommt’s«, stieß Morrison hervor und zwinkerte ins
grelle Licht der Lötlampe. Die Platte fiel mit einem lauten
Klirren, verschwand in den Stollen unter ihnen. Weiße Lohe
waberte um sie auf, und die beiden Männer wichen zurück.
    Die
abgeschottete Kammer dröhnte und hallte von Aktivität, ein
kontinuierlicher Prozeß von laufenden Bändern, surrenden
Werkzeugmaschinen, umherflitzenden mechanischen Kontrolleuren. An einem
Ende ergoß sich ein unablässiger Strom von Rohstoffen auf
die Fertigungsstraße; an der anderen Seite wurde das Endprodukt
heruntergerissen, geprüft und in eine Transportröhre gestopft.
    Das
alles war nur für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen; dann wurde
ihr Eindringen bemerkt. Robotrelais schalteten sich dazu. Das
Lichtermeer flackerte und wurde dunkler. Das Fließband schien zu
gefrieren, hielt jäh an.
    Die Maschinen klickten und verstummten dann.
    An
einem Ende löste sich eine mobile Einheit und raste die Wand hoch,
auf das Loch zu, das O’Neill und Morrison geschnitten hatten. Sie
rammte eine Notdichtung hinein und schweißte sie
fachmännisch fest. Es war nichts mehr zu sehen. Einen Augenblick
später erzitterte der Boden, als die Aktivität
wiederaufgenommen wurde.
    Kreidebleich und bibbernd wandte Morrison sich an O’Neill. »Was machen die bloß? Was stellen die her?«
    »Jedenfalls keine Waffen«, meinte O’Neill.
    »Das
Zeug wird raufgeschickt« – Morrison gestikulierte
krampfhaft – »an die Oberfläche.«
    Schwankend rappelte O’Neill sich hoch. »Können wir die Stelle finden?«
    »Ich – denke schon.«
    »Wollen
wir’s hoffen.« O’Neill schnappte sich die
Taschenlampe und marschierte auf die Auffahrtsrampe zu. »Wir
müssen rausfinden, was das für Kugeln sind, die sie da nach
oben schießen.«
    Das
Austrittsventil der Transportröhre lag in einem Gewirr von
Weinstöcken und Trümmern eine Viertelmeile hinter der Fabrik
verborgen. Aus einer Felsspalte am Fuß der Berge ragte das Ventil
hervor wie ein Rüssel. Aus gut zehn Metern Entfernung war es nicht
zu sehen; die beiden Männer standen beinahe darauf, bevor sie es
bemerkten.
    Alle paar Sekunden sprang eine Kugel daraus hervor

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