Autofab
weißhaarigen Mann, der
die schwere Arbeit im Laden erledigte. »Was?« murmelte sie
undeutlich; das graue, runzlige Gesicht verzerrte sich vor
Konzentration. »Du weißt doch ganz genau, wohin ich
will.«
Jackie
zottelte ihr traurig hinterdrein, als sie in den Laden zurückging,
um ihr Auftragsbuch zu suchen. »Darf ich mit? Bitte, darf ich
mitkommen? Nie läßt du mich mitkommen – nie
läßt du irgendwen mitkommen.«
»Natürlich nicht«, sagte Mrs. Berthelson spitz. »Das geht keinen was an.«
»Ich will aber «, erklärte Jackie.
Listig
wandte die alte, grauhaarige Frau den Kopf und sah ihn durchdringend
an, ein ermatteter, farbloser Vogel, der eine ihm völlig vertraute
Welt betrachtete. »Das wollen alle.« Ein verstohlenes
Lächeln spielte um ihre schmalen Lippen, als Mrs. Berthelson leise
sagte: »Aber keiner kann’s.«
Was
er da hörte, gefiel Jackie gar nicht. Die Hände tief in den
Taschen seiner Jeans vergraben, zog er sich mürrisch in eine Ecke
zurück und wollte keinen Anteil haben an Dingen, die ihm verwehrt
wurden, sich mit nichts zufriedengeben, woran er nicht auch mitwirken
konnte. Mrs. Berthelson ignorierte ihn. Sie zog sich ihren abgetragenen
blauen Pullover um die schmalen Schultern, suchte ihre Sonnenbrille,
schlug die Fliegentür hinter sich zu und stapfte energisch zum
Lieferwagen.
Den
Gang des Lieferwagens einzulegen war ein kompliziertes Unterfangen.
Eine Zeitlang saß sie da und zerrte verärgert am
Schalthebel, trat immer wieder die Kupplung durch und wartete
ungeduldig darauf, daß der Gang einrastete. Kreischend und
klappernd griffen die Zahnräder schließlich ineinander; der
Wagen machte einen kleinen Satz, und Mrs. Berthelson ließ den
Motor aufheulen und machte die Handbremse los.
Als
der Wagen dröhnend die Straße hinunterruckelte, löste
Jackie sich aus dem Schatten am Haus und lief ihm hinterher. Seine
Mutter war nirgends in Sicht. Nur das dösende Schaf und die beiden
scharrenden Hühner waren zu sehen. Sogar Schweden-Arnie war
verschwunden; wahrscheinlich besorgte er sich eine kalte Cola. Jetzt
war eine gute Gelegenheit. Jetzt war die beste Gelegenheit, die er je
gehabt hatte. Und früher oder später mußte sie einfach
kommen, denn er war entschlossen mitzufahren.
Jackie bekam die Ladeklappe des Lieferwagens zu fassen, hievte sich hoch und landete bäuchlings auf den prallen Stapeln von
Kisten und Paketen. Unter ihm ruckte und rappelte der Wagen. Jackie
krallte sich aus Leibeskräften fest; er umklammerte die Kisten,
zog die Beine an, kauerte sich nieder und versuchte verzweifelt, nicht
heruntergeschleudert zu werden. Allmählich fing sich der
Lieferwagen, und das Drehmoment ließ nach. Er stieß einen
erleichterten Seufzer aus und machte sich’s dankbar bequem.
Er
war unterwegs. Endlich war er dabei. Begleitete Mrs. Berthelson auf
ihrer rätselhaften, allwöchentlichen Reise, bei ihrem
merkwürdigen, geheimen Unternehmen, das ihr – wie er
gehört hatte – einen sagenhaften Gewinn einbrachte. Eine
Reise, aus der niemand klug wurde und die, wie er im tiefsten Innern
seines kindlichen Gemüts wußte, etwas
Überwältigendes und Wunderschönes war, etwas, wofür
sich die Mühe bestimmt lohnen würde.
Er hoffte inständig, daß sie unterwegs nicht anhielt, um ihre Ladung zu kontrollieren.
Mit
unendlicher Sorgfalt machte sich Tellman eine Tasse
»Kaffee«. Zuerst trug er einen Blechnapf mit
geröstetem Getreide hinüber zu dem Benzinfaß, das der
Kolonie als Rührschüssel diente. Er kippte es hinein und gab
hastig eine Handvoll Zichorie und ein paar Flocken getrockneter Kleie
hinzu. Mit zittrigen, schmutzbefleckten Händen gelang es ihm,
inmitten der Asche und Kohlen unter dem angefressenen Metallrost ein
Feuer in Gang zu bringen. Er stellte eine Schüssel mit lauwarmem
Wasser auf die Flammen und suchte nach einem Löffel.
»Was machst du da?« fragte seine Frau hinter ihm.
»Ah«,
grummelte Tellman. Nervös schob er sich zwischen Gladys und
Getränk hindurch. »Nichts Besonderes.« Gegen seinen
Willen nahm seine Stimme einen keifenden, quengeligen Tonfall an.
»Ich hab doch wohl noch das Recht, mir was zu trinken zu machen,
oder etwa nicht? Genau wie jeder andere.«
»Du solltest eigentlich drüben sein und helfen.«
»War
ich ja. Ich hab mir im Rücken irgendwas verrenkt.« Der
muskulöse Mann in mittleren Jahren ging seiner Frau ängstlich
aus dem Weg; er zupfte an den Überresten seines besudelten
weißen Hemds herum und zog sich zur Tür der
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