Autofab
Sie arbeitete rückwärts, völlig
verkehrt. Vergeblich, sie brachte sich selbst zu Fall: Sie war zu
perfekt. Er umklammerte die Klinke und riß die Tür auf.
Im
Hausflur standen vier Männer. Sie trugen schlichte graue Uniformen
und Kappen. Der erste zerrte sich die Kappe vom Kopf, warf einen Blick
auf ein beschriebenes Blatt Papier und nickte Courtland dann
höflich zu.
»‘n
Abend, Sir«, sagte er munter. Er war ein stämmiger Bursche
mit breiten Schultern und dichtem braunem Haar, das ihm in die
schweißglänzende Stirn fiel. »Ich glaub, wir –
äh – haben uns ein bißchen verfranzt. Hat ‘ne
Weile gedauert, bis wir’s gefunden hatten.«
Er linste in die Wohnung, zog seinen schweren Gürtel
hoch, stopfte sich den Streckenplan in die Tasche und rieb sich die riesigen, tüchtigen Hände.
»Er
ist unten im Kofferraum«, verkündete er Courtland und den
anderen im Zimmer. »Sie sagen mir, wohin Sie ihn haben wollen,
und wir bringen ihn dann gleich rauf. Da drüben am Fenster
müßte er eigentlich hinpassen.« Er drehte sich um und
marschierte mit seiner Kolonne energisch auf den Lastenaufzug zu.
»Diese neuen Schwibbel-Modelle nehmen ‘ne Menge Platz
weg.«
Liefermonopol
Am
Samstagmorgen gegen elf Uhr war Mrs. Edna Berthelson bereit für
ihre kleine Reise. Obwohl es sich dabei um eine wöchentliche
Angelegenheit handelte, die vier Stunden ihrer kostbaren Arbeitszeit in
Anspruch nahm, machte sie die einträgliche Reise allein und
behielt ihre Entdeckung auf diese Weise ganz für sich.
Denn
genau das war es. Eine Entdeckung, ein unglaublicher Glücksfall.
So etwas gab es nicht noch einmal, und sie war seit dreiundfünfzig
Jahren im Geschäft. Länger noch, wenn man die Jahre im Laden
ihres Vaters mitzählte – aber die zählten eigentlich
nicht. Damals hatte sie lediglich Erfahrung sammeln sollen (wie ihr
Vater ihr klipp und klar erklärte); Lohn hatte sie dafür
nicht bekommen. Aber sie hatte Geschäftssinn entwickelt; ein
Gefühl dafür, wie man einen kleinen Laden auf dem Lande
führte. Bleistifte abstaubte und Fliegenfänger auspackte,
getrocknete Bohnen servierte und den Kater vom Biertisch verscheuchte,
wo er besonders gerne schlief.
Jetzt
war der Laden alt, genau wie sie. Der hochgewachsene, stämmige
Mann mit schwarzen Augenbrauen – ihr Vater - war lange tot; ihre
eigenen Kinder und Enkelkinder waren aus dem Ei geschlüpft, in die
Welt hinausgekrochen, lebten überall verstreut. Eins nach dem
anderen waren sie eingetrudelt, waren aufgewachsen in Walnut Creek,
hatten sich durch die trockenen, von der Sonne gedörrten Sommer
geschwitzt und waren dann weitergezogen, eins nach dem anderen
fortgegangen, genau wie sie gekommen waren. Sie und der Laden sackten
und setzten sich mit jedem Jahr ein wenig mehr, wurden ein wenig
schwächer, herber und grauer. Sich selbst ein wenig ähnlicher.
Morgens
in aller Frühe fragte Jackie: »Wo willst du denn hin,
Oma?« Obwohl er natürlich wußte, wohin sie wollte. Sie
würde
wie immer mit dem Wagen wegfahren; heute war schließlich Samstag.
Dennoch stellte er die Frage gern; ihm gefiel die
Verläßlichkeit der Antwort. Er hatte gern immer das gleiche.
Auf
eine andere Frage gab es eine andere immergleiche Antwort, doch die
gefiel ihm nicht so sehr. Es war die Antwort auf die Frage: »Darf
ich mitkommen?«
Die Antwort darauf war jedesmal Nein.
Mühsam
schleppte Edna Berthelson Kisten und Pakete aus dem hinteren Teil des
Ladens hinaus zu dem rostigen, hohen Lieferwagen. Der Wagen war
völlig verstaubt. An den Seiten war das rote Metall verbogen und
vom Rost zerfressen. Der Motor war schon an; er schnaufte und lief in
der Mittagssonne warm. Ein paar graubraune Hühner pickten im Staub
um seine Räder. Unter der Ladenveranda hockte ein dickes,
weißes, zottiges Schaf mit träger, ausdrucksloser Miene und
beobachtete gleichgültig das Treiben des Tages. Autos und
Lastwagen rollten den Mount Diablo Boulevard entlang. Ein paar
Passanten bummelten über die Lafayette Avenue, Farmer mit ihren
Frauen, kleine Geschäftsleute, Farmarbeiter, einige
Städterinnen mit grellen langen Hosen und bedruckten Blusen,
Sandalen, Halstüchern. Vor dem Laden spielte das Radio blechern
Schlagermusik.
»Ich hab dich was gefragt«, sagte Jackie mit Recht. »Ich hab dich gefragt, wo du hinwillst.«
Steif
bückte sich Mrs. Berthelson, um den letzten Armvoll Kisten
hochzuheben. Das meiste war bereits am Vorabend aufgeladen worden, von
Schweden-Arnie, dem grobschlächtigen,
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