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Autofab

Autofab

Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Crowley und Jean
Dobbs; er schenkte Flannery keinerlei Beachtung. »Was kommt mit
der letzten Fuhre?«
    »Comichefte«,
meinte Flannery verträumt und wischte sich den Schweiß von
seiner kahl werdenden Stirn; er war ein großer, schlanker,
dunkelhaariger junger Mann. »Und Mundharmonikas.«
    Crowley zwinkerte ihm zu. »Banjo-Picks, dann können wir den ganzen Tag in unseren Hängematten liegen und Someone’s in the Kitchen with Dinah klimpern.«
    »Und Sektquirle«, erinnerte ihn Flannery. »Damit wir das
    Geblubber aus unserem köstlichen ‘38er Champagner besser rauskriegen.«
    Tellman kochte. »Sie – verkommenes Subjekt!«
    Crowley
und Flannery brüllten vor Lachen, und Tellman stapfte davon,
glühend vor Zorn ob dieser neuerlichen Demütigung. Was waren
das bloß alles für Idioten und Geisteskranke? In einer
solchen Lage Witze zu reißen… Elend, beinahe vorwurfsvoll,
starrte er das Schiff an. Sah so die Welt aus, die sie errichten
würden?
    In
der erbarmungslosen, weißglühenden Sonne strahlte und
schimmerte das riesige Schiff. Ein gewaltiger aufrechter Zylinder aus
Metallegierungen und einem schützenden Fasergeflecht, der
über dem Durcheinander von jämmerlichen Hütten aufragte.
Noch eine Wagenladung Vorräte aus ihrer einzigen Quelle, dem
mageren Rinnsal nicht verseuchter Waren, das den Unterschied zwischen
Leben und Tod bedeutete.
    Tellman
betete, daß nichts schiefging, drehte sich um und wartete darauf,
daß Mrs. Edna Berthelson und ihr verbeulter roter Lieferwagen
eintrafen. Ihre schwache Nabelschnur, die sie mit der opulenten,
intakten Vergangenheit verband.
    Links
und rechts der Straße lagen saftige Aprikosenhaine. Bienen und
Fliegen summten schläfrig zwischen den verfaulenden Früchten
umher, die auf der Erde verstreut lagen; dann und wann tauchte am
Straßenrand ein Verkaufsstand auf, in dem traumwandelnde Kinder
arbeiteten. In Auffahrten standen Buicks und Oldsmobiles. Hier und da
streiften Landhunde umher. An einer Kreuzung stand ein piekfeines
Lokal; das Neonschild blinkte an und aus, gespenstisch fahl in der
Vormittagssonne.
    Mrs.
Edna Berthelson starrte feindselig auf das Lokal und die Autos ringsum.
Städter zogen heraus ins Tal, holzten die ehrwürdigen Eichen,
die uralten Obstgärten ab, errichteten biedere
Einfamilienhäuser, legten am hellichten Tag für
    einen
Whiskey-sour eine Pause ein und fuhren dann munter weiter. Mit
fünfundsiebzig Meilen pro Stunde, in ihren schnittigen Chryslers.
Eine Wagenkolonne, die sich hinter ihr gebildet hatte, scherte
plötzlich aus und zog an ihr vorüber. Sie ließ sie
vorbei, gleichgültig, mit versteinerter Miene. Geschah ihnen ganz
recht, wo sie es so eilig hatten. Wenn sie immer so gehetzt wäre,
hätte sie nie die Zeit gehabt, jener merkwürdigen
Fähigkeit Beachtung zu schenken, auf die sie bei ihren
beschaulichen, einsamen Fahrten gestoßen war; nie hätte sie
entdeckt, daß sie nach »drüben« schauen konnte,
nie hätte sie das Loch in der Zeitspirale entdeckt, das es ihr
ermöglichte, so mühelos zu ihren eigenen Wucherpreisen zu
handeln. Sollten sie doch hetzen, wenn sie wollten. Die schwere Fracht
auf der Ladefläche des Wagens ruckelte rhythmisch. Der Motor
schnaufte. Gegen das Heckfenster summte eine halbtote Fliege.
    Jackie
lag zwischen den Kisten und Kartons ausgestreckt, genoß die Fahrt
und starrte selbstzufrieden auf die Autos und Aprikosenbäume.
Gegen den heißen Himmel erhob sich der Gipfel des Mount Diablo,
blau und weiß, ein Hochplateau aus kaltem Fels. Nebelschwaden
klebten am Gipfel; der Mount Diablo stieg hoch auf. Jackie schnitt
einem Hund eine Grimasse, der am Straßenrand träge darauf
wartete, hinüberlaufen zu können. Fröhlich winkte er
einem Mechaniker der Pacific Telephone Co. der Kabel von einer riesigen
Trommel zog.
    Plötzlich
verließ der Wagen die Bundesstraße und bog in eine geteerte
Nebenstraße ein. Hier gab es nicht mehr so viele Autos. Der Wagen
begann mit dem Aufstieg… die satten Obstgärten blieben
zurück und machten flachen braunen Feldern Platz. Rechts von ihnen
lag ein heruntergekommenes Farmhaus; er betrachtete es fasziniert und
fragte sich, wie alt es wohl sein mochte. Als es außer Sicht war,
kamen keine von Menschen errichteten Gebäude mehr. Die Felder
wirkten jetzt verwahrlost. Gelegentlich waren kaputte,
durchhängende Zäune zu sehen. Zerfetzte Schilder, nicht mehr
zu entziffern.
    Der Wagen näherte sich jetzt dem Fuß des Mount Diablo… hier kam fast niemand

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