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Autofab

Autofab

Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sagte:
»Entweder sie sind Maschinen, oder sie sind lebendig. Ja, was
denn nun?«
    Geduldig
erläuterte ihnen der Mechaniker elementare physikalische
Erkenntnisse. »Eine Schwibbel-Kultur ist ein organischer
Phänotyp, der unter kontrollierten Bedingungen in einem
Proteinmedium erzeugt wird. Das bestimmende Neuralgewebe, das die Basis
des Schwibbels darstellt, ist ohne Frage lebendig, und zwar insofern,
daß es wächst, denkt, Nahrung aufnimmt und Exkremente
ausscheidet. Ja, es ist eindeutig lebendig. Aber der Schwibbel als
funktionierendes Ganzes wird künstlich hergestellt. Das organische
Gewebe wird in den Haupttank eingesetzt und dann versiegelt. Das repariere
ich natürlich nicht; ich versorge es mit Nährstoffen, um so
ein ordnungsgemäßes Ernährungsgleichgewicht
wiederherzustellen, und ich versuche mit parasitären Organismen
fertig zu werden, denen es gelingt, sich einzunisten. Ich versuche,
für die richtige Einstellung und seine Gesundheit zu sorgen. Das
Gleichgewicht des Organismus hat natürlich eine rein mechanische
Grundlage.«
    »Der Schwibbel hat also direkten Zugriff auf das menschliche Bewußtsein?« fragte Anderson fasziniert.
    »Selbstverständlich.
Er ist ein künstlich erzeugtes telepathisches Metazoon. Und mit
ihm hat Wright das Kernproblem der Neuzeit gelöst: die Existenz
verschiedener, im Streit liegender Parteien, das Vorhandensein von
Illoyalität und Nonkonformismus. Um es einmal mit General Steiners
berühmtem Aphorismus auszudrücken: Krieg ist die Verlagerung
einer Auseinandersetzung von der Wahlkabine auf das Schlachtfeld. Und
in der Präambel der Charta des Weltdienstes heißt es: Der
Krieg muß, wenn er eliminiert werden soll, aus dem
Bewußtsein der Menschen eliminiert werden, denn die
Auseinandersetzung beginnt im Bewußtsein der Menschen. Bis 1963
hatten wir keine Möglichkeit, ins Bewußtsein der Menschen
einzudringen. Bis 1963 war das ein unlösbares Problem.«
    »Gott sei Dank«, sagte Fay deutlich.
    Der
Mechaniker hörte sie nicht; sein Enthusiasmus ging mit ihm durch.
»Mit Hilfe des Schwibbels ist es uns gelungen, das grundlegende
soziologische Problem der Illoyalität auf eine
    technische
Routinefrage zu reduzieren: auf die bloße Frage von Wartung und
Reparatur. Wir haben einzig und allein dafür zu sorgen, daß
die Schwibbel einwandfrei funktionieren; der Rest ist dann ihre
Sache.«
    »Mit
anderen Worten«, sagte Courtland matt, »nur ihr Mechaniker
könnt kontrollierend auf die Schwibbel einwirken. Ihr
repräsentiert die einzige menschliche Instanz, die über
diesen Maschinen steht.«
    Der Mechaniker überlegte. »Ich glaube schon«, räumte er bescheiden ein. »Ja, das stimmt.«
    »Bis auf euch haben sie also verdammt noch mal so ziemlich die ganze Menschheit in der Hand?«
    Die
knochige Brust schwoll an vor selbstzufriedenem, aufgeblasenem Stolz.
»Ich glaube, so könnte man das sagen.«
    »Hören
Sie«, meinte Courtland mit belegter Stimme. Er ergriff den Arm
des Mannes. »Woher, zum Teufel, wissen Sie das eigentlich so
genau? Haben Sie die Schwibbel wirklich unter Kontrolle?« Eine
verrückte Hoffnung stieg in ihm auf: Solange die Menschen die
Schwibbel noch in der Hand hatten, bestand Aussicht, die Dinge
rückgängig zu machen. Die Schwibbel konnten zerlegt,
Stück für Stück auseinandergenommen werden. Solange die
Schwibbel zwangsweise auf menschliche Hilfe angewiesen waren, war noch
nicht alles verloren.
    »Wie
bitte, Sir?« erkundigte sich der Mechniker.
»Selbstverständlich haben wir sie unter Kontrolle. Machen
Sie sich da mal keine Sorgen.« Er befreite sich mit Bestimmtheit
aus Courtlands Griff. »Also, wo ist Ihr Schwibbel?« Er
blickte sich im Zimmer um. »Ich muß mich beeilen, es bleibt
nicht mehr viel Zeit.«
    »Ich habe keinen Schwibbel«, sagte Courtland.
    Einen
Augenblick lang zeigte er keinerlei Reaktion. Dann glitt ein seltsamer,
wirrer Ausdruck über das Gesicht des Mechanikers hinweg.
»Keinen Schwibbel? Aber Sie haben mir doch gesagt-«
    »Da ist was schiefgelaufen«, sagte Courtland heiser. »Es
    gibt
keine Schwibbel. Dazu ist es zu früh – die sind noch nicht
erfunden. Kapiert? Sie sind zu früh gekommen!«
    Die
Augen des jungen Mannes traten aus ihren Höhlen hervor. Er
umklammerte seine Ausrüstung, taumelte zwei Schritte zurück,
blinzelte, machte den Mund auf und versuchte zu sprechen. »Zu
– früh?« Er begann zu begreifen. Plötzlich wirkte
er älter, viel älter. »Ich hab mich schon gewundert.
Alle Häuser sind unversehrt… und

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