Autofab
zugeschnitten, denn alle Maße stimmten. Nach einer Weile begann er sich Sorgen zu machen, wegen der Fingerabdrücke und des Hirnstrommusters. Die konnten unmöglich einem Vergleich standhalten. Die Karten in seiner Brieftasche würden ihn lediglich durch die oberflächlichsten Kontrollen schleusen.
Aber das war besser als nichts. Und außer den Kennkarten waren da noch zehntausend Dollar in kleinen Scheinen. Er steckte Geld und Karten ein und widmete sich dann der beigelegten, säuberlich getippten Notiz.
Zunächst konnte er ihr keinerlei Sinn abringen. Er las sie sich immer wieder durch, völlig verwirrt.
Die Existenz einer Mehrheit impliziert logischerweise die einer entsprechenden Minderheit.
Der Bus war im riesigen Elendsbezirk angekommen; hier gab es meilenweit nichts als billige Hotels und heruntergekommene Mietskasernen, die nach der Massenvernichtung im Krieg wie Pilze aus dem Boden geschossen waren. Langsam kam der Bus zum Stehen, und Anderton stand auf. Ein paar Fahrgäste betrachteten gelangweilt den Schnitt an seiner Wange und seine zerfetzte Kleidung. Er beachtete sie nicht und trat hinaus auf den regengepeitschten Bordstein.
Abgesehen davon, daß er das Geld kassierte, das er zu bekommen hatte, zeigte der Hotelangestellte keinerlei Interesse. Anderton stieg die Treppe hinauf in den ersten Stock und betrat das enge, muffige Zimmer, das jetzt ihm gehörte. Dankbar schloß er die Tür ab und zog die Rouleaus herunter. Das
Zimmer war klein, aber sauber. Bett, Kommode, ein Landschaftskalender, Sessel, Lampe, ein Radio mit einem Schlitz für Vierteldollars.
Er warf einen Vierteldollar hinein und ließ sich schwer aufs Bett fallen. Alle wichtigen Sender brachten die Durchsage der Polizei. Es war sensationell, aufregend, etwas, das die heutige Generation nicht kannte. Ein entflohener Verbrecher! Die Öffentlichkeit war mit Begeisterung dabei.
»… infolge seiner hohen Position hatte dieser Mann den Vorteil, sich frühzeitig absetzen zu können«, sagte der Sprecher eben mit geschäftsmäßiger Entrüstung. »Aufgrund seines hohen Amtes hatte er Zugang zu den Vorhersagedaten, und das in ihn gesetzte Vertrauen erlaubte es ihm, sich dem üblichen Vorgang der Erfassung und Umsiedlung zu entziehen. Während seiner Amtszeit schickte er in Ausübung seiner Machtbefugnisse zahllose latent schuldige Individuen ordnungsgemäß in Arrest und rettete so unschuldigen Opfern das Leben. Dieser Mann, John Allison Anderton, war von Anfang an maßgeblich am Aufbau des Prä-Verbrechenssystems beteiligt, der prophylaktischen Prä-Erfassung von Verbrechern mit Hilfe des genialen Einsatzes von Präkog-Mutanten, die in der Lage sind, zukünftige Ereignisse vorherzusehen und diese Daten mündlich an Analysemaschinen zu übermitteln. In ihrer lebenswichtigen Funktion haben diese drei Präkogs – «
Die Stimme verklang, als er aus dem Zimmer ging und das winzige Bad betrat. Dort zog er Jackett und Hemd aus und ließ heißes Wasser ins Waschbecken laufen. Er begann die Schnittwunde an seiner Wange zu säubern. Im Drugstore an der Ecke hatte er Jod und Heftpflaster gekauft, ein Rasiermesser, Kamm, Zahnbürste und andere Kleinigkeiten, die er benötigte. Er wollte sich am nächsten Morgen nach einem Laden für gebrauchte Kleidung umschauen und sich passen-dere Sachen besorgen. Schließlich war er jetzt ein arbeitsloser Elektriker und kein lädierter Polizeichef mehr.
Nebenan plärrte das Radio weiter vor sich hin. Er nahm
es nur unterschwellig wahr, während er vor dem Spiegel stand und einen abgebrochenen Zahn untersuchte.
»… das System der drei Präkogs hat seinen Ursprung bei den Computern der mittleren Dekaden dieses Jahrhunderts. Wie überprüft man die Ergebnisse eines elektronischen Rechners? Man gibt die Daten einem zweiten Rechner identischer Bauart ein. Doch zwei Computer reichen nicht aus. Sollte jeder Computer zu einem anderen Resultat gelangen, ist es unmöglich, von vornherein festzustellen, welches das richtige ist. Zur Lösung des Problems, welche auf gründlichen Studien statistischer Methoden beruht, führt der Einsatz eines dritten Computers, um die Ergebnisse der ersten beiden zu überprüfen. Auf diese Weise erhält man einen sogenannten Mehrheitsbericht. Es darf mit einiger Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß die Übereinstimmung bei zwei von drei Computern erkennen läßt, welches der anderen Ergebnisse zutrifft. Es ist höchst unwahrscheinlich, daß zwei Computer zu demselben inkorrekten
Weitere Kostenlose Bücher