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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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gesagt habe?«
    »Ja«, bestätigte Anderton. Er zupfte ziellos an seinem zerfetzten Hemdsärmel herum. Eine Schnittwunde an seiner Wange begann zu pochen. Verwirrt versuchte er sich zu orientieren. »Sie sind doch nicht – «
    »Seien Sie still, und hören Sie zu.« Der Mann war untersetzt, beinahe fett. Jetzt stützten seine riesigen Pranken Anderton gegen die nasse Backsteinwand eines Hauses, fort vom Regen und dem flackernden Licht des brennenden Wagens. »Wir mußten das so machen«, sagte er. »Es ging nicht anders. Wir
    hatten nicht viel Zeit. Wir dachten, Kaplan würde sie länger in seinem Haus festhalten.«
    »Wer sind Sie?« brachte Anderton mühsam hervor.
    Das feuchte, regentriefende Gesicht verzog sich zu einem humorlosen Grinsen. »Ich heiße Fleming. Wir haben knapp fünf Sekunden, bis die Polizei hier ist. Danach sind wir wieder da, wo wir angefangen haben.« Ein flaches Päckchen wurde Anderton in die Hand gedrückt. »Mit dem Zaster kommen Sie eine Weile durch. Außerdem ist ein kompletter Satz Ausweispapiere drin. Wir werden von Zeit zu Zeit Kontakt mit Ihnen aufnehmen.« Sein Grinsen wurde breiter und entwickelte sich zu einem nervösen Kichern. »Bis Sie bewiesen haben, daß Sie recht haben.«
    Anderton blinzelte. »Dann ist das Ganze also eine abgekartete Sache?«
    »Na klar.« Der Mann fluchte heftig. »Soll das heißen, die haben Sie soweit gebracht, daß Sie jetzt auch schon dran glauben?«
    »Ich dachte – « Anderton hatte Schwierigkeiten beim Sprechen, einer seiner Vorderzähne schien locker zu sein. »Groll gegen Witwer… ausgebootet, meine Frau und ein jüngerer Mann, verständliche Abneigung…«
    »Machen Sie sich doch nichts vor«, sagte der andere. »So dumm sind Sie doch nicht. Die ganze Sache ist von langer Hand vorbereitet. Die hatten in jeder Phase alles unter Kontrolle. Die Karte sollte an dem Tag auftauchen, als Witwer auf der Bildfläche erschien. Der erste Teil ist schon mal unter Dach und Fach. Witwer ist Commissioner, und Sie sind ein gesuchter Verbrecher.«
    »Wer steckt dahinter?«
    »Ihre Frau.«
    Andertons Kopf schnellte herum. »Wissen Sie das genau?«
    Der Mann lachte. »Da können Sie Gift drauf nehmen.« Er blickte sich rasch um. »Da kommt die Polizei. Hauen Sie ab, hier die Gasse lang. Setzen Sie sich in den Bus, verdrücken Sie sich in den Elendsbezirk, mieten Sie sich ein Zimmer, und kaufen Sie sich ‘nen Stapel Zeitschriften, damit Sie was zu tun haben. Besorgen Sie sich andere Klamotten – Sie haben genug Grips, um selbst auf sich aufzupassen. Probieren Sie erst gar nicht, die Erde zu verlassen. Alle Intersystem-Flüge werden überwacht. Wenn Sie sich die nächsten sieben Tage bedeckt halten, haben Sie’s geschafft.«
    »Wer sind Sie?« wollte Anderton wissen.
    Fleming ließ ihn los. Vorsichtig näherte er sich der Einfahrt zur Gasse und spähte um die Ecke. Der erste Streifenwagen war auf dem feuchten Pflaster zum Stillstand gekommen; mit blechern rasselndem Motor kroch er argwöhnisch auf die schwelenden Trümmer zu, die von Kaplans Wagen übriggeblieben waren. Die Männer im Wrack bewegten sich schwach, begannen mühsam durch das Gewirr aus Stahl und Plastik hinaus in den kalten Regen zu kriechen.
    »Betrachten Sie uns als Überwachungsverein«, sagte Fleming leise; sein plumpes, ausdrucksloses Gesicht glänzte vor Nässe. »So ‘ne Art Polizei, die die Polizei im Auge behält. Und dafür sorgt«, setzte er hinzu, »daß alles im Lot bleibt.«
    Seine feiste Pranke schnellte hervor. Getroffen taumelte Anderton von ihm weg, fiel beinahe in den feuchten Schutt, mit dem die Gasse übersät war.
    »Los jetzt«, befahl Fleming mit schneidender Stimme. »Und werfen Sie das Päckchen ja nicht weg.« Als Anderton sich zögernd zum anderen Ende der Gasse vorantastete, wehten die letzten Worte des Mannes zu ihm herüber. »Lesen Sie’s sich genau durch, vielleicht überleben Sie dann ja doch.«

    V

    Die Kennkarten wiesen ihn aus als Ernest Temple, einen arbeitslosen Elektriker, der vom Staat New York eine wöchentliche Unterstützung bezog, mit Frau und vier Kindern in Buffalo und weniger als hundert Dollar in bar. Dank einer schweißfleckigen grünen Karte durfte er reisen, ohne einen
    festen Wohnsitz nachweisen zu müssen. Ein Mann auf Arbeitssuche mußte reisen. Er mußte unter Umständen weit weg.
    Während er mit dem fast leeren Bus quer durch die Stadt fuhr, studierte Anderton die Beschreibung von Ernest Temple. Die Karten waren offenbar auf ihn

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