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Autofab

Autofab

Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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in Gefahr ist, dürfte für ihn von erheblichem Interesse sein.«
    Mit zitternden Fingern holte Lisa ein Zigarettenetui aus ihrer Handtasche. »Und du meinst, der wird dir helfen.«
    »Vielleicht – vielleicht aber auch nicht. Aber einen Versuch ist es allemal wert.«
    »Wie hast du es eigentlich geschafft, so schnell unterzutauchen?« fragte Lisa. »Eine wirklich effektive Tarnung ist nur schwer zu kriegen.«
    »Alles, was man braucht, ist Geld«, lautete seine ausweichende Antwort.
    Lisa rauchte und dachte nach. »Vielleicht setzt Kaplan sich ja für dich ein«, sagte sie. »Er ist ziemlich mächtig.«
    »Ich dachte, er war bloß irgendein General im Ruhestand?«
    »Ja, schon – technisch gesehen zumindest. Aber Witwer hat mal seine Akte rausgekramt. Kaplan ist der Kopf einer merkwürdigen, exklusiven Veteranen-Organisation. Im Grunde ist es so eine Art Club, mit ein paar ausgewählten Mitgliedern. Alles hohe Offiziere – eine internationale Elite von Kriegsteilnehmern aus beiden Lagern. Hier in New York gehören ihnen eine riesige Villa, drei Hochglanz-Publikationen, und gelegentlich finanzieren sie auch Fernsehbeiträge, was sie ein kleines Vermögen kostet.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Nur eins. Du hast mich davon überzeugt, daß du unschuldig bist. Das heißt, es ist doch offensichtlich, daß du keinen Mord begehen wirst. Aber du mußt dir endlich darüber klar werden, daß der Originalbericht, der Mehrheitsbericht, echt war. Den hat niemand gefälscht. Den hat nicht Ed Witwer fabriziert. Es gibt keine Intrige gegen dich, und es hat nie eine gegeben. Wenn du den Minderheiten-Bericht hier für echt hältst, mußt du auch den der Mehrheit anerkennen.«
    Widerwillig stimmte er ihr zu. »Scheint so.«
    »Ed Witwer«, fuhr Lisa fort, »handelt lediglich in gutem Glauben. Er hält dich wirklich für einen potentiellen Verbrecher – wieso auch nicht? Er hat den Mehrheitsbericht auf seinem Schreibtisch liegen, aber du hast diese Karte in der Tasche.«
    »Die hab ich vernichtet«, sagte Anderton ruhig.
    Ernst lehnte Lisa sich zu ihm herüber. »Ed Witwer wird nicht im geringsten von dem Verlangen getrieben, dir deinen Posten wegzunehmen«, sagte sie. »Er wird von demselben Verlangen getrieben, das auch dich immer beherrscht hat. Er
    glaubt an Prä-Verbrechen. Er möchte, daß das System bestehenbleibt. Ich hab mit ihm gesprochen, und ich bin davon überzeugt, daß er die Wahrheit sagt.«
    »Soll ich die Spule hier etwa zu Witwer bringen?« fragte Anderton. »Wenn ich das mache – vernichtet er sie.«
    »Unsinn«, gab Lisa zurück. »Er hatte die Originale von Anfang an in der Hand. Wenn er wollte, hätte er sie jederzeit vernichten können.«
    »Stimmt.« Anderton gab sich geschlagen. »Gut möglich, daß er’s gar nicht wußte.«
    »Natürlich nicht. Sieh das doch mal so. Wenn Kaplan das Band da in die Finger kriegt, wirft das ein schlechtes Licht auf die Polizei. Verstehst du denn nicht, warum? Das würde beweisen, daß der Mehrheitsbericht ein Irrtum war. Ed Witwer verhält sich völlig richtig. Du mußt gefaßt werden – wenn Prä-Verbrechen überleben soll. Du denkst bloß an deine eigene Sicherheit. Denk doch auch mal einen Moment an das System.« Sie beugte sich vor, drückte ihre Zigarette aus und tastete dann in ihrer Handtasche nach der nächsten. »Was ist dir wichtiger - deine persönliche Sicherheit oder die Erhaltung des Systems?«
    »Meine Sicherheit«, antwortete Anderton, ohne zu zögern. »Ist das dein Ernst?«
    »Wenn das System nur überleben kann, wenn unschuldige Menschen eingesperrt werden, dann hat es nichts Besseres verdient, als vernichtet zu werden. Meine persönliche Sicherheit ist wichtig, weil ich ein Mensch bin. Und außerdem – «
    Aus ihrer Handtasche zog Lisa eine unglaublich winzige Pistole. »Ich glaube«, sagte sie mit rauher Stimme, »ich hab den Finger am Auslöser. Ich hab so eine Waffe noch nie benutzt. Aber wenn’s sein muß, versuch ich’s.«
    Nach einem Augenblick fragte Anderton: »Willst du, daß ich umdrehe?«
    »Ja, zurück zur Polizei. Tut mir leid. Wenn dir die Erhaltung des Systems weniger wert ist als deine egoistische – « »Spar dir deine Predigt«, sagte Anderton. »Ich bring das
    Schiff zurück. Aber ich hab keine Lust, mir anzuhören, wie du einen Verhaltenskodex rechtfertigst, den kein vernünftiger Mensch gutheißen kann.«
    Lisas Lippen wurden zu einem schmalen, blutleeren Strich. Die Pistole fest umklammernd saß sie ihm gegenüber, ihr

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