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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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passieren – aber nur dem nächsten Polizeichef. Also passen Sie auf, was Sie machen.« Er
    grinste kurz, schöpfte nicht eben geringen Trost aus Witwers gequältem Gesichtsausdruck. Neben ihm zuckten Lisas rote Lippen, und sie nahm seine Hand und umschloß sie mit den Fingern.
    »Halten Sie lieber die Augen offen«, meinte er zu Witwer. »Ihnen kann jederzeit dasselbe passieren.«

    Erinnerungsmechanismus

    Der Analytiker sagte: »Ich bin Humphrys, Sie wollten zu mir.« Im Gesicht des Patienten spiegelten sich Angst und Ablehnung, deshalb meinte Humphrys: »Ich könnte Ihnen einen Analytikerwitz erzählen. Würden Sie sich dann besser fühlen? Oder ich könnte Sie daran erinnern, daß der Bundesgesundheitsring für mein Honorar aufkommt. Es kostet Sie keinen Cent. Oder ich könnte Ihnen etwas über den Fall des Psychoanalytikers Y erzählen, der letztes Jahr Selbstmord begangen hat aufgrund erdrückender Angstzustände, die von einem in betrügerischer Absicht ausgefüllten Einkommensteuerformular herrührten.«
    Gegen seinen Willen mußte der Patient lächeln. »Davon habe ich gehört. Also sind auch Psychologen fehlbar.« Er stand auf und streckte die Hand aus. »Mein Name ist Paul Sharp. Meine Sekretärin hat den Termin mit Ihnen vereinbart. Ich habe da ein kleines Problem, nichts Wichtiges, aber ich würd’s gern in den Griff kriegen.«
    Seine Miene verriet, daß das Problem so klein nicht war und ihn, falls er es nicht in den Griff kriegte, wahrscheinlich kaputtmachen würde.
    »Kommen Sie rein«, sagte Humphrys freundlich und öffnete die Tür zu seinem Sprechzimmer, »dann können wir uns beide setzen.«
    Sharp sank in einen weichen Sessel und streckte die Beine von sich. »Keine Couch«, bemerkte er.
    »Die Couch ist so um 1980 verschwunden«, sagte Humphrys. »Wir Nachkriegsanalytiker haben genug Selbstvertrauen, daß wir unseren Patienten auf gleicher Höhe gegenübersitzen können.« Er hielt Sharp ein Päckchen Zigaretten hin und zündete sich dann selbst eine an. »Ihre Sekretärin hat mir keine Einzelheiten verraten; sie meinte bloß, Sie wollten eine Sitzung.«
    »Ich kann doch offen sprechen?« fragte Sharp.
    »Ich bin Verbandsmitglied«, sagte Humphrys stolz. »Wenn irgend etwas von dem, was Sie mir erzählen, Sicherheitsorganisationen in die Hände fällt, verliere ich ungefähr zehntausend Dollar in Westblock-Silber – Hartgeld, kein Papierplunder.«
    »Das genügt mir«, meinte Sharp und begann. »Ich bin Volkswirt und arbeite für das Landwirtschaftsministerium – in der Abteilung zur Instandsetzung von Kriegsruinen. Ich stochere in H-Bomben-Kratern herum, um zu sehen, was den Wiederaufbau lohnt.« Er verbesserte sich. »Eigentlich analysiere ich Berichte über H-Bomben-Krater und mache dann Vorschläge. Es war mein Vorschlag, das Ackerland um Sacramento und den Industriering hier in Los Angeles zu regenerieren.«
    Gegen seinen Willen war Humphrys beeindruckt. Hier saß ein Mann, der für die politische Planung auf Regierungsebene verantwortlich war. Es kam ihm merkwürdig vor, daß Sharp wie jeder andere von Ängsten gequälte Bürger zur Psycho-Front gekommen war, um sich behandeln zu lassen.
    »Meine Schwägerin hat bei der Regeneration von Sacramento ein hübsches Schnäppchen gemacht«, bemerkte Humphrys. »Sie hatte da oben eine kleine Walnußplantage. Die Regierung hat die Asche abtransportiert, das Haus und die Nebengebäude wieder aufgebaut und ihr sogar mit ein paar Dutzend neuen Bäumen unter die Arme gegriffen. Abgesehen von ihrer Beinverletzung geht’s ihr genauso gut wie vor dem Krieg.«
    »Wir sind ganz zufrieden mit unserem Sacramento-Projekt«, sagte Sharp. Er hatte angefangen zu schwitzen; auf seiner glatten, bleichen Stirn standen Schweißperlen, und die Hand, in der er seine Zigarette hielt, bebte. »Ich habe natürlich ein persönliches Interesse an Nordkalifornien. Ich bin dort geboren, oben bei Petaluma, wo früher Millionen von Hühnereiern produziert wurden…« Heiser verlor sich seine Stimme. »Humphrys«, murmelte er, »was soll ich bloß machen?«
    »Zunächst einmal«, sagte Humphrys, »sollten Sie mir mehr erzählen.«
    »Ich – « Sharp grinste verlegen. »Ich hab so was wie eine Halluzination. Die hab ich seit Jahren, aber sie wird immer schlimmer. Ich hab versucht, sie abzuschütteln, aber« – er gestikulierte – »sie kommt wieder, immer stärker, größer, öfter.«
    Die Audio- und Videorecorder neben Humphrys’ Schreibtisch schnitten heimlich alles

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