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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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mit. »Sagen Sie mir, wie Ihre Halluzination aussieht«, wies er ihn an. »Dann kann ich Ihnen vielleicht sagen, warum Sie darunter leiden.«
    Er war müde. Er saß in der Abgeschiedenheit seines Wohnzimmers und sah gleichgültig eine Reihe von Berichten über die Mutation von Karotten durch. Eine Sorte, äußerlich nicht von den herkömmlichen zu unterscheiden, war dafür verantwortlich, daß in Oregon und Mississippi Menschen mit Krämpfen, Fieber und partieller Blindheit in Krankenhäuser eingeliefert wurden. Wieso ausgerechnet Oregon und Mississippi? Dem Bericht waren Fotos des wilden Mutationsproduktes beigelegt; es sah genauso aus wie eine gewöhnliche Karotte. Dem Bericht beigefügt waren außerdem eine ausführliche Analyse des toxischen Wirkstoffs und ein Vorschlag für ein neutralisierendes Gegengift.
    Erschöpft warf Sharp den Bericht beiseite und nahm sich den nächsten vor.
    Dem zweiten Bericht zufolge war die berüchtigte Detroitratte in St. Louis und Chicago aufgetaucht und machte nun die Agrar- und Industrieansiedlungen unsicher, die an die Stelle der zerstörten Städte getreten waren. Die Detroitratte - einmal hatte er eine gesehen. Das war jetzt drei Jahre her; eines Abends war er nach Hause gekommen, hatte die Tür aufgeschlossen und in der Dunkelheit gesehen, wie sich irgend etwas eilig in Sicherheit brachte. Mit einem Hammer bewaffnet hatte er Möbel verrückt, bis er sie gefunden hatte. Die riesige, graue Ratte war im Begriff gewesen, sich ein
    Netz zu bauen, von einer Wand zur anderen. Als sie hochsprang, erlegte er sie mit dem Hammer. Eine Ratte, die Netze spann…
    Er rief einen amtlichen Kammerjäger an und meldete den Vorfall.
    Die Regierung hatte eine Behörde für Besondere Begabungen eingerichtet, um sich Para-Fähigkeiten von Kriegsmutanten zunutze zu machen, die in den verschiedenen verstrahlten Regionen in Erscheinung getreten waren. Aber, überlegte er, die Behörde war lediglich für die Betreuung von menschlichen Mutanten und deren telepathische, präkognitive, parakinetische und damit verwandte Fähigkeiten ausgerüstet. Es hätte auch eine Behörde für Besondere Begabungen von Gemüsen und Nagern geben sollen.
    Hinter seinem Stuhl ertönte ein verstohlenes Geräusch. Sharp fuhr herum und sah sich einem großen, dünnen Mann gegenüber, der einen graubraunen Regenmantel trug und eine Zigarre rauchte.
    »Hab ich Sie erschreckt?« fragte Giller und kicherte. »Nur die Ruhe, Paul. Sie sehen ja aus, als ob Sie gleich umkippen.«
    »Ich hab gearbeitet«, meinte Sharp abwehrend; langsam gewann er seine Fassung zurück.
    »Das seh ich«, sagte Giller.
    »Und über Ratten nachgedacht.« Sharp schob seine Arbeitsunterlagen beiseite. »Wie sind Sie reingekommen?«
    »Die Tür war nicht abgeschlossen.« Giller zog den Regenmantel aus und warf ihn auf die Couch.
    »Stimmt – Sie haben ‘ne Detroit erlegt. Hier in diesem Zimmer.« Er schaute sich in dem ordentlichen, schlichten Wohnzimmer um. »Sind die Viecher tödlich?«
    »Kommt drauf an, wo sie einen erwischen.«
    Sharp ging in die Küche und holte zwei Bier aus dem Kühlschrank. Während er einschenkte, sagte er: »Die sollten kein Getreide verschwenden, um das Zeug hier zu brauen… aber solange sie’s tun, wär’s eine Schande, es nicht zu trinken.«
    Gierig nahm Giller sein Bier entgegen. »Muß doch schön sein, wenn man ein großes Tier ist und sich so einen Luxus leisten kann.« Seine kleinen, dunklen Augen ließen forschende Blicke durch die Küche schweifen. »Eigener Herd, eigener Kühlschrank.« Schmatzend setzte er hinzu: »Und Bier. Ich hab schon seit letztem August kein Bier mehr getrunken.«
    »Sie werden’s überleben«, sagte Sharp ohne jedes Mitgefühl. »Ist Ihr Besuch geschäftlich? Wenn ja, dann kommen Sie zur Sache; ich hab jede Menge Arbeit.«
    »Ich wollte nur mal eben jemand aus der alten Heimat guten Tag sagen«, meinte Giller, »aus Petaluma.«
    Sharp zuckte zusammen und antwortete: »Klingt nach irgendeinem synthetischen Treibstoff.«
    Giller fand das nicht besonders komisch. »Schämen Sie sich etwa, daß Sie aus genau der Gegend kommen, die einmal – «
    »Ich weiß. Die Eierhauptstadt des Universums war. Manchmal frage ich mich – was meinen Sie, wie viele Federn durch die Luft geflattert sind, als die erste H-Bombe unsere Stadt getroffen hat?«
    »Milliarden«, meinte Giller mürrisch. »Und ein paar davon gehörten mir. Das heißt, meinen Hühnern. Ihre Familie hatte doch eine Farm,

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