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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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tiefer.« Er zitterte heftig. »Ich bin gefallen.«
    »Sie sind durch eine Luke gefallen«, erklärte Humphrys ihm ruhig. »Sie wurden verprügelt und dabei schwer verletzt – tödlich, wie die angenommen haben. Aber Sie haben es geschafft. Sie sind am Leben. Sie sind entkommen.«
    »Warum haben die das getan?« fragte Sharp niedergeschmettert; sein Gesicht, verfallen und grau, zuckte vor Verzweiflung. »Helfen Sie mir, Humphrys…«
    »Sie haben also keine bewußte Erinnerung daran, wann das passiert ist?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie denn noch, wo?«
    »Nein.« Sharps Gesicht zuckte krampfhaft. »Die haben versucht, mich umzubringen – die haben mich umgebracht!« Mühsam richtete er sich auf. »Mir ist nichts dergleichen passiert«, widersprach er. »Wenn, dann wüßte ich’s. Das ist eine falsche Erinnerung. Jemand hat an meinem Gedächtnis rumgebastelt!«
    »Sie haben sie unterdrückt«, sagte Humphrys nachdrücklich, »tief begraben wegen der Schmerzen und des Schocks. Eine Form der Amnesie – die Erinnerung ist indirekt an die Oberfläche gesickert, in Gestalt Ihrer Phobie. Aber jetzt, wo Sie sich bewußt daran erinnern – «
    »Muß ich etwa noch mal zurück?« Sharps Stimme überschlug sich hysterisch. »Muß ich etwa noch mal unter diese verfluchte Lampe?«
    »Es muß auf bewußter Ebene ans Licht kommen«, erklärte ihm Humphrys, »aber nicht alles auf einmal. Für heute ist es genug.«
    Sharp sackte erleichtert zusammen und machte es sich im Sessel bequem. »Danke«, sagte er schwächlich. Er tastete sein Gesicht, seinen Körper ab und flüsterte: »Ich hab das all die Jahre mit mir rumgetragen. Es hat an mir gefressen, genagt – «
    »Die Phobie müßte ein wenig nachlassen«, erklärte ihm der Analytiker, »wenn Sie sich dem tatsächlichen Ereignis stellen. Wir haben Fortschritte gemacht; wir haben jetzt eine ungefähre Vorstellung von der eigentlichen Angst. Dabei geht es um Körperverletzung durch berufsmäßige Verbrecher. Ehemalige Soldaten in den frühen Nachkriegsjahren… Räuberbanden. Ich kann mich gut daran erinnern.«
    Sharp gewann ein gewisses Maß an Selbstvertrauen zurück. »Unter diesen Umständen ist die Angst zu fallen nicht schwer zu verstehen. Wenn man sich überlegt, was mit mir passiert ist…« Zitternd versuchte er aufzustehen.
    Und stieß einen schrillen Schrei aus.
    »Was ist denn?« wollte Humphrys wissen, eilte zu ihm und ergriff seinen Arm. Sharp wich ungestüm zurück, wankte und sackte schwerfällig im Sessel zusammen. »Was ist passiert?«
    Mit heftig zuckendem Gesicht brachte Sharp mühsam hervor: »Ich komm nicht hoch.«
    »Was?«
    »Ich kann nicht aufstehen.« Er blickte den Analytiker flehentlich an, starr vor Schreck. »Ich – hab Angst, daß ich hinfalle. Herr Doktor, jetzt komm ich nicht mal mehr auf die Beine.«
    Eine Zeitlang sagte keiner der beiden Männer ein Wort. Den Blick auf den Boden geheftet, flüsterte Sharp schließlich: »Ich bin nur deshalb zu Ihnen gekommen, weil Ihre Praxis im Erdgeschoß liegt. Guter Witz, was? Höher hab ich’s nicht geschafft.«
    »Dann werden wir wohl doch noch mal die Lampe auf Sie richten müssen«, sagte Humphrys.
    »Oh, Gott. Ich hab Angst.« Er umklammerte die Armlehnen des Sessels und fuhr fort: »Machen Sie nur. Was sollen wir sonst auch tun? Ich kann hier nicht weg. Humphrys, diese Geschichte bringt mich noch um.«
    »Nein, nein.« Humphrys brachte die Lampe in Stellung. »Wir holen Sie da schon raus. Versuchen Sie, sich zu entspannen; versuchen Sie, an nichts Bestimmtes zu denken.« Er schaltete den Mechanismus ein. »Diesmal möchte ich nicht das eigentliche traumatische Erlebnis«, sagte er ruhig. »Ich möchte die Erlebnishülle, die es umgibt. Ich möchte das größere Segment, von dem das Erlebnis nur einen Teil darstellt.«
    Paul Sharp stapfte schweigend durch den Schnee. Vor ihm kräuselte sich wogend sein Atem und bildete eine funkelnde,
    weiße Wolke. Links von ihm lagen zerklüftete Ruinen. Die schneebedeckten Trümmer wirkten beinahe anmutig. Gebannt blieb er einen Augenblick stehen.
    »Interessant«, bemerkte ein Mitglied seiner Forschungsmannschaft und trat neben ihn. »Da könnte alles mögliche drunter sein – wirklich alles mögliche.«
    »Irgendwie ist es schön«, lautete Sharps Kommentar.
    »Sehen Sie die Turmspitze?« Mit einem Finger, der in einem schweren Handschuh steckte, deutete der junge Mann darauf; er trug noch immer seinen bleigepanzerten Schutzanzug. Er hatte mit seiner Gruppe im nach

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