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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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schutzloses Wesen. »Ich wäre Ihnen wirklich dankbar für Ihre Hilfe. Wenn die Phobie anhält, weiß kein Mensch, wo das enden wird.«
    »Könnten Sie sich vorstellen, daß Sie es sich anders überlegen und Gillers Forderungen erfüllen?« fragte Humphrys plötzlich.
    »Das kann ich nicht«, sagte Sharp. »Das ist undiplomatisch. Ich hab was gegen Extrawürste, und um nichts anderes geht es hier.«
    »Obwohl Sie aus der Gegend kommen? Obwohl diese Leute Freunde und ehemalige Nachbarn von Ihnen sind?«
    »Das ist meine Pflicht«, sagte Sharp. »Und die muß ich erfüllen, und zwar ohne Rücksicht auf meine Gefühle oder die von anderen.«
    »Sie sind kein übler Bursche«, sagte Humphrys unwillkürlich. »Tut mir leid – « Er verstummte.
    »Was tut Ihnen leid?« Automatisch ging Sharp zur Tür. »Ich habe Ihre Zeit lang genug in Anspruch genommen. Ich weiß doch, wie beschäftigt ihr Analytiker seid. Wann soll ich wiederkommen? Kann ich denn wiederkommen?«
    »Morgen.« Humphrys brachte ihn hinaus auf den Flur. »Um die gleiche Zeit, wenn Ihnen das recht ist.«
    »Vielen Dank«, sagte Sharp erleichtert. »Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar.«
    Als er allein war in seinem Sprechzimmer, machte Humphrys die Tür zu und ging an seinen Schreibtisch zurück. Er bückte sich, griff zum Telefon und wählte mit zitternden Fingern. »Geben Sie mir einen Ihrer Ärzte«, befahl er knapp, als er
    mit der Behörde für Besondere Begabungen verbunden worden war.
    »Hier Kirby«, ertönte augenblicklich eine professionell klingende Stimme. »Medizinische Forschungsabteilung.«
    Humphrys stellte sich kurz vor. »Ich habe hier einen Patienten«, sagte er, »der mir ein latenter Präkog zu sein scheint.«
    Kirby zeigte Interesse. »Aus welcher Gegend kommt er denn?«
    »Petaluma. Sonoma County, nördlich von der Bay von San Francisco. Das ist östlich von-«
    »Das Gebiet ist uns bekannt. Da oben sind eine Reihe von Präkogs aufgetaucht. Das war eine regelrechte Goldgrube für uns.«
    »Dann hatte ich also recht«, sagte Humphrys.
    »Das Geburtsdatum des Patienten?«
    »Er war sechs Jahre alt, als der Krieg losging.«
    »Tja«, sagte Kirby enttäuscht, »dann war die Dosis wohl nicht hoch genug. Der wird sich nie zu einem richtigen Präkog entwickeln wie die, mit denen wir hier arbeiten.«
    »Mit anderen Worten, Sie wollen ihm nicht helfen?«
    »Die echten Träger sind gegenüber den Latenten – Menschen, bei denen es nur in Ansätzen vorhanden ist – in der Minderheit. Wir haben keine Zeit, uns mit denen rumzuschlagen. Wenn Sie ein bißchen suchen, finden Sie wahrscheinlich Dutzende davon. Wenn die Begabung nicht vollkommen ist, hat sie keinen Wert; das wird dem Mann ziemlich lästig werden, aber das ist wahrscheinlich auch schon alles.«
    »Ja, lästig wird’s bestimmt«, pflichtete Humphrys sarkastisch bei. »Den Mann trennen nur noch Monate von einem gewaltsamen Tod. Seit seiner Kindheit bekommt er phobi-sche Vorwarnungen. Jetzt, wo das Ereignis immer näher rückt, verstärken sich die Reaktionen.«
    »Er ist sich des Zukunftsmaterials nicht bewußt?«
    »Es funktioniert ausschließlich auf sub-rationaler Ebene.«
    »Unter den Umständen«, meinte Kirby nachdenklich, »ist
    es vielleicht sowieso egal. So was ist anscheinend festgelegt. Auch wenn er’s wüßte, könnte er nichts dran ändern.«
    Der Psychiater Dr. Charles Bamberg wollte gerade seine Praxis verlassen, als er einen Mann bemerkte, der im Wartezimmer saß.
    Komisch, dachte Bamberg. Ich habe doch heute keine Patienten mehr.
    Er machte die Tür auf und ging ins Wartezimmer. »Wollten Sie zu mir?«
    Der Mann auf dem Stuhl war groß und dünn. Er trug einen zerknautschten gelbbraunen Regenmantel, und als Bamberg hereinkam, begann er nervös, eine Zigarre auszudrücken.
    »Ja«, sagte er und stand ungeschickt auf.
    »Haben Sie einen Termin?«
    »Keinen Termin.« Der Mann blickte ihn flehentlich an. »Ich bin auf Sie gekommen – « Er lachte verlegen. »Nun ja, Sie sind im obersten Stock.«
    »Im obersten Stock?« Bamberg war verblüfft. »Was hat denn das damit zu tun?«
    »Ich – tja, Doc, ich fühl mich sehr viel wohler, wenn ich hoch oben bin.«
    »Verstehe«, sagte Bamberg. Ein Zwang, dachte er bei sich. Faszinierend. »Und«, sagte er laut, »wenn Sie hoch oben sind, wie geht es Ihnen dann? Besser?«
    »Nicht besser«, antwortete der Mann. »Kann ich reinkommen? Haben Sie einen Augenblick Zeit für mich?«
    Bamberg sah auf die Uhr. »Na, schön«, willigte er

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