Autofab
lieber Gott«, sagte er und blieb augenblicklich stehen, als er die Maschine sah. »Was bist denn du für ein Ding?«
Die Maschine hob die Mündung an ihrer Vorderseite und feuerte ein explosives Kügelchen auf den fast kahlen Kopf des Mannes ab. Das Kügelchen sauste in den Schädel und detonierte. Noch immer Mantel und Aktentasche umklammernd, mit verblüfftem Gesichtsausdruck, brach der Mann auf dem Teppich zusammen. Seine Brille lag zerbrochen und verbogen neben seinem Ohr. Sein Körper bewegte sich noch ein bißchen, zuckte und lag dann erfreulich still.
Blieben nur noch zwei Schritte, jetzt, wo die Hauptarbeit erledigt war. Die Maschine deponierte ein Stück eines abgebrannten Streichholzes in einem der blitzblanken Aschenbecher auf dem Kamin und rollte dann auf der Suche nach einem Wasserglas in die Küche. Sie wollte eben die Spüle hochklettern, als sie von menschlichen Stimmen überrascht wurde.
»Das hier ist die Wohnung«, sagte eine Stimme, deutlich und nahe.
»Nehmt euch in acht – er müßte eigentlich noch hier sein.« Eine zweite Stimme, eine Männerstimme, genau wie die erste. Die Tür zum Hausflur wurde aufgestoßen, und zwei Männer in dicken Mänteln kamen wild entschlossen in die Wohnung gestürmt. Als sie näher kamen, sank die Maschine auf den Küchenboden, das Wasserglas war vergessen. Es war etwas schiefgegangen. Ihre rechteckige Kontur waberte und zerfloß; sie verzerrte sich zu einem aufrechten Paket und zerschmolz zu einer konventionellen TV-Einheit.
Sie veränderte ihre Form auch nicht, als einer der Männer – groß, rothaarig – kurz in die Küche spähte.
»Hier drin ist keiner«, verkündete der Mann und hastete weiter.
»Das Fenster«, sagte sein Begleiter keuchend. Zwei weitere Gestalten betraten die Wohnung, eine komplette Mannschaft. »Das Glas ist weg – verschwunden. Da ist er reingekommen.«
»Aber er ist weg.« Der rothaarige Mann erschien noch einmal an der Küchentür; er knipste das Licht an und kam herein, die Kanone in seiner Hand war deutlich zu sehen. »Komisch… wir sind doch sofort los, als wir die Rassel gehört haben.« Argwöhnisch schaute er auf seine Armbanduhr. »Rosenburg ist doch erst seit ein paar Sekunden tot… wie konnte der bloß so schnell wieder verschwinden?«
Edward Ackers stand im Hauseingang und lauschte der Stimme. Im Lauf der letzten halben Stunde war die Stimme zu einem nörgelnden, quengeligen Winseln verkommen; beinahe
unhörbar schwach geworden, schleppte sie sich dahin und stieß mechanisch ihre Klagebotschaft hervor.
»Sie sind müde«, sagte Ackers. »Gehen Sie nach Haus. Nehmen Sie ein heißes Bad.«
»Nein«, sagte die Stimme und unterbrach ihre Tirade. Die Stimme kam aus einem großen, erleuchteten Gebilde auf dem dunklen Gehsteig, ein paar Meter rechts von Ackers. Auf dem rotierenden Neonschild stand:
WEG DAMIT!
Dreißigmal – er hatte mitgezählt – innerhalb der letzten paar Minuten hatte das Schild das Interesse eines Passanten geweckt, hatte der Mann in der Bude mit seiner Litanei begonnen. Hinter der Bude gab es ein paar Theater und Restaurants: Die Bude stand an einem guten Platz.
Doch nicht für die breite Masse war die Bude aufgestellt worden. Sondern für Ackers und die Büros hinter ihm; die Tirade richtete sich unmittelbar gegen das Innenministerium. Das nörgelnde Gezeter hielt nun schon so viele Monate an, daß Ackers es kaum noch zur Kenntnis nahm. Regen auf dem Dach. Verkehrslärm. Er gähnte, verschränkte die Arme und wartete.
»Weg damit«, klagte die Stimme gereizt. »Los, Ackers. Sagen Sie was; tun Sie was.«
»Ich warte«, sagte Ackers gleichgültig.
Einige Mittelständler kamen an der Bude vorbei und kriegten Flugblätter in die Hand gedrückt. Die Leute ließen die Flugblätter hinter sich zu Boden flattern, und Ackers lachte.
»Lachen Sie nicht«, murmelte die Stimme. »Das ist überhaupt nicht komisch; es kostet uns Geld, die Dinger zu drucken.«
»Ihr Geld?« erkundigte sich Ackers.
»Zum Teil.« Garth war heute abend allein. »Worauf warten Sie eigentlich? Was ist passiert? Vor ein paar Minuten hab ich gesehen, wie vom Dach aus ein Polizeitrupp gestartet ist…?«
»Vielleicht schnappen wir uns jemand«, sagte Ackers, »es hat einen Mord gegeben.«
Ein Stück den dunklen Gehsteig hinab rührte sich der Mann in seiner trostlosen Propagandabude. »Ach?« ertönte Harvey Garths Stimme. Er beugte sich vor, und die beiden sahen sich an: Ackers, gepflegt, wohlgenährt, in einem
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