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Autofab

Autofab

Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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ein und ließ den Mann vorgehen. »Setzen Sie sich, und erzählen Sie mir davon.«
    Dankbar nahm Giller Platz. »Das macht mir das Leben zur Hölle«, stieß er schnell hervor. »Jedesmal, wenn ich eine Treppe sehe, verspüre ich den unwiderstehlichen Zwang, sie raufzusteigen. Und das Fliegen – ich fliege dauernd durch die Gegend. Ich hab ein eigenes Schiff; ich kann’s mir zwar nicht leisten, aber ich brauch es einfach.«
    »Verstehe«, meinte Bamberg. »Na ja«, fuhr er freundlich fort, »ist doch gar nicht so schlimm. Der Zwang ist ja nun nicht gerade tödlich.«
    »Wenn ich da oben bin-«, erwiderte Giller hilflos. Er schluckte elend, und seine dunklen Augen leuchteten. »Herr Doktor, wenn ich hoch oben bin, in einem Bürohaus oder in meinem Flugzeug – verspüre ich noch einen anderen Zwang.«
    »Und der wäre?«
    »Ich – « Giller schauderte. »Ich habe den unwiderstehlichen Drang, Leute zu schubsen.« »Leute zu schubsen?«
    »Richtung Fenster. Nach draußen.« Giller gestikulierte. »Was soll ich bloß machen, Doc? Ich hab Angst, ich bring jemand um. Einmal hab ich so ‘n Knirps geschubst – und eines Tages stand ein Mädchen vor mir auf der Rolltreppe – ich hab sie gestoßen. Sie hat sich verletzt.«
    »Verstehe«, sagte Bamberg und nickte. Unterdrückte Feindseligkeit, dachte er bei sich. Verknüpft mit Sex. Nicht ungewöhnlich.
    Er griff nach seiner Lampe.

    Die unverbesserliche M

    I

    Die Maschine war dreißig Zentimeter breit und sechzig Zentimeter lang; sie sah aus wie eine überdimensionale Keksdose. Lautlos, mit äußerster Vorsicht arbeitete sie sich an der Außenwand eines Betongebäudes nach oben; sie hatte zwei mit Gummi bezogene Rollen ausgefahren und nahm nun die erste Phase ihrer Aufgabe in Angriff.
    Aus ihrem hinteren Ende kam ein blauer Emailsplitter. Die Maschine preßte den Splitter fest gegen den rauhen Beton und setzte ihren Weg dann fort. Ihr Aufstieg führte sie von senkrechtem Beton zu senkrechtem Stahl; sie hatte ein Fenster erreicht. Die Maschine hielt inne und brachte einen mikroskopisch kleinen Stoffetzen zum Vorschein. Der Stoff wurde mit äußerster Sorgfalt in die Einfassung des stählernen Fensterrahmens gefügt.
    In der eisigen Dunkelheit war die Maschine praktisch unsichtbar. Der schwache Lichtschein eines Verkehrsgetümmels streifte sie von fern, erhellte ihren polierten Rumpf und glitt dann weiter. Die Maschine nahm ihre Arbeit wieder auf.
    Sie fuhr ein Plastikpseudopodium aus und verbrannte die Fensterscheibe damit zu Asche. Aus der finsteren Wohnung kam keine Reaktion: Es war niemand zu Hause. Die Maschine, deren Oberfläche ganz matt vor Glasstaub war, kroch über den Stahlrahmen und hob einen neugierigen Rezeptor.
    Während sie lauschte, übte sie auf den stählernen Fensterrahmen einen Druck von exakt hundertachtzig Pfund aus; der Rahmen verbog sich gehorsam. Zufrieden stieg die Maschine die Innenwand hinunter auf den mäßig dicken Teppich. Dort angekommen, nahm sie die zweite Phase ihrer Aufgabe in Angriff.
    Ein einzelnes Menschenhaar – mitsamt Follikel und einem Fetzen Kopfhaut – wurde neben der Lampe auf dem Holzfußboden deponiert. Nicht weit vom Klavier wurden feierlich zwei vertrocknete Tabakskrümel ausgebreitet. Die Maschine wartete zehn Sekunden, und dann, als in ihrem Innern klickend ein Stück Magnetband eingerastet war, sagte sie plötzlich: »Arrgh! Verdammt…«
    Komischerweise war ihre Stimme rauh und männlich.
    Die Maschine schob sich weiter zur verschlossenen Schranktür. Sie kletterte an der Holzoberfläche hoch, erreichte den Schließmechanismus, steckte ein integriertes, dünnes Teil hinein und streichelte damit die Zuhaltungen zurück. Hinter der Reihe von Jacketts befand sich ein kleiner Haufen von Batterien und Drähten: ein Videorecorder, der sich selbst mit Strom versorgte. Die Maschine zerstörte den Filmbestand – das war von entscheidender Bedeutung – und sonderte dann, als sie den Schrank verließ, einen Blutstropfen ab auf das splittrige Gewirr, das vom Überwachungsobjektiv übriggeblieben war. Der Blutstropfen war sogar noch entscheidender.
    Während die Maschine den künstlichen Umriß eines Absatzabdrucks in den Schmierfilm preßte, der den Schrankboden überzog, kam aus dem Treppenhaus ein durchdringendes Geräusch. Die Maschine stellte die Arbeit ein und erstarrte. Einen Augenblick später kam ein kleiner Mann mittleren Alters in die Wohnung, den Mantel über einem Arm, in der anderen Hand die Aktentasche.
    »Du

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