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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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ansehnlichen Jackett… Garth, ein dünner Mann, wesentlich jünger, mit einem hageren, hungrigen Gesicht, das hauptsächlich aus Nase und Stirn bestand.
    »Da sehen Sie’s«, sagte Ackers zu ihm, »wir brauchen das System eben doch. Schminken Sie sich Ihre Utopien ab.«
    »Ein Mensch wird ermordet, und Sie korrigieren dieses moralische Ungleichgewicht, indem Sie den Mörder umbringen.« Garths freudlos protestierende Stimme schwoll krampfartig an. »Weg damit! Weg mit dem System, das Menschen zum sicheren Untergang verurteilt!«
    »Hier kriegen Sie Ihre Flugblätter«, äffte Ackers ihn trocken nach. »Und Ihre Parolen. Was würden Sie denn vorschlagen anstelle des Systems?«
    Garths Stimme klang stolz vor Gewißheit. »Bildung.«
    »Ist das alles?« fragte Ackers belustigt. »Meinen Sie etwa, dann wär’s mit den asozialen Aktivitäten ein für allemal vorbei? Verbrecher – wissen es also einfach nicht besser?«
    »Und natürlich Psychotherapie.« Sein vorspringendes Gesicht wirkte knochig und angespannt; Garth lugte aus seiner Bude hervor wie eine aufgeschreckte Schildkröte. »Die sind krank… deswegen begehen sie Verbrechen; gesunde Menschen begehen keine Verbrechen. Und Sie verschlimmern die ganze Sache nur noch; Sie schaffen eine kranke Gesellschaft von unmenschlicher Grausamkeit.« Er reckte einen anklagenden Finger. »Sie sind die eigentlichen Schuldigen, Sie und das ganze Innenministerium. Sie und das ganze Verbannungssystem.«
    Immer wieder blinkte das Neonschild WEG DAMIT! Womit selbstverständlich das System der Zwangsverbannung von Straftätern gemeint war, die Maschinerie, die einen verurteilten Menschen in ein beliebiges kulturelles Notstandsgebiet des siderischen Universums projizierte, in irgendeinen versteckten, abgelegenen Winkel, wo er keinerlei Gefahr darstellte.
    »Zumindest keine Gefahr für uns«, dachte Ackers laut. Garth kam mit dem bekannten Argument. »Ja, aber was ist mit den Einheimischen?«
    Pech für die Einheimischen. Das verbannte Opfer verwandte ohnehin seine ganze Zeit und Energie darauf, einen Weg zurück ins Sol-System zu finden. Wenn der Betreffende es zurück schaffte, bevor ihn das Alter eingeholt hatte, wurde er von der Gesellschaft wiederaufgenommen. Eine beachtliche Herausforderung… besonders für einen Kosmopoliten, der nie über den Großraum New York hinausgekommen war. Es gab – wahrscheinlich – viele unfreiwillig Ausgebürgerte, die auf fremden Feldern mit primitiven Sicheln Getreide schnitten. Die abgelegenen Regionen des Universums schienen hauptsächlich aus naßkalten Ackerbaukulturen zu bestehen, isolierten Agrarenklaven, für die ein unbedeutender Tauschhandel mit Obst, Gemüse und handgemachten Werkzeugen charakteristisch war.
    »Wußten Sie«, sagte Ackers, »daß ein Taschendieb im Zeitalter der Monarchen normalerweise gehängt wurde?«
    »Weg damit«, fuhr Garth monoton fort und sank zurück in seine Bude. Das Schild drehte sich; Flugblätter wurden ausgeteilt. Und Ackers hielt auf der spätabendlichen Straße ungeduldig Ausschau nach einem Anzeichen für das Herannahen des Krankenwagens.
    Er kannte Heimie Rosenburg. Einen lieberen kleinen Kerl konnte man sich kaum vorstellen… auch wenn Heimie mit einem dieser wild expandierenden Sklavenkombinate zu tun gehabt hatte, die Siedler illegal zu fruchtbaren Planeten außerhalb des Systems transportierten. Die beiden größten Sklavenhändler hatten praktisch das gesamte Sirius-System unter sich aufgeteilt. Vier von sechs Emigranten wurden in Transportern hinausgeschmuggelt, die als »Frachter« registriert waren. Es war schwer, sich den freundlichen kleinen Heimie Rosenburg als Handelsvertreter von Tirol Enterprises vorzustellen, aber so war es nun einmal.
    Während er wartete, stellte Ackers Mutmaßungen über den Mord an Heimie an. Wahrscheinlich nur eine Komponente des unaufhörlichen heimlichen Krieges zwischen Paul Tirol und seinem Hauptkonkurrenten. David Lantano war ein brillanter, energischer Aufsteiger… aber wenn es um Mord ging, konnte jeder seine Finger im Spiel haben. Es kam ganz darauf an, wie es gemacht wurde; das reichte von kommerzieller Stümperei bis zur höchsten Kunst.
    »Da kommt was«, ertönte Garths Stimme, die von den empfindlichen Leistungstransformatoren der Budenanlage an Ackers’ Innenohr getragen wurde. »Sieht aus wie ein Kühlwagen.«
    Das war es auch; der Krankenwagen war eingetroffen. Ackers trat vor, als der Wagen hielt und die Heckklappe heruntergelassen

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