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Mitgliedern der Bruderschaft?
Inzwischen war mehr Zeit verstrichen als die vereinbarten zwanzig Minuten, auf die sie sich bei Beginn ihrer Suche geeinigt hatten. Drew mußte also wieder zum Brunnen zurückgekehrt sein. Vielleicht hatte Drew Erika entdeckt.
Saul hetzte durch den nächtlichen Park und fand den Brunnen zu seinem Entsetzen verlassen vor.
Er ballte verzweifelt die Fäuste, um jedoch im selben Augenblick zu seiner Rechten leise Schritte zu hören. Drew war aus dem Dunkel unter ein paar Bäumen getreten.
»Wir haben uns versteckt, falls eine Wache vorbeigekom-men wäre«, sprach er Saul an. »Sie haben sich verspätet.«
»Haben Sie sie gefunden?«
»Leider nein.«
Saul hatte ein Gefühl, als würde sein Herz von unzähligen Rasierklingen zerfetzt.
»Wir müssen leider fort«, erklärte Drew.
»Natürlich.«
»Wollen Sie mit uns kommen, oder wollen Sie weitersuchen?«
Saul ließ seinen Blick durch den dunklen Park gleiten. Er mußte sich zwingen, sich von diesem Ort loszureißen, und stieß schließlich gequält hervor: »Es hätte keinen Sinn, hier weiter nach ihr zu suchen. Wenn sie hier wäre, hätte sie sich gezeigt, oder wir hätten sie gefunden. Ich muß meine Suche woanders fortsetzen.« Seine Stimme drohte zu brechen. »Nur weiß ich nicht, wo.«
»Außerdem müssen wir uns noch überlegen, was wir mit dem Pater machen.«
Saul ließ seine Blicke ein letztes Mal durch den dunklen Park wandern. Er durfte sich von seinem Schmerz nicht zu unüberlegtem Handeln hinreißen lassen. Erika wäre keineswegs damit gedient gewesen, wenn man ihn hier entdeckt hätte. Aber vielleicht wußte Pater Dusseault, weshalb Erika verschwunden war.
Er versuchte sich zu konzentrieren. »Folgen Sie mir.«
Ihm wurde bewußt, daß ihre Möglichkeiten äußerst begrenzt waren. Sie konnten versuchen, Pater Dusseault in seine Wohnung zurückzubringen; allerdings war das Risiko ziemlich groß, daß ein Wachposten auf sie aufmerksam wurde und Alarm schlug. Und was hätten sie außerdem tun sollen, falls sie tatsächlich unbemerkt in die Wohnung des Paters gelangt wären? Ihn dort verhören? Vielleicht war einer seiner Mitarbeiter längst auf sein Ausbleiben aufmerksam geworden und hatte Alarm geschlagen? Nein, sie mußten den Pater auf jeden Fall aus dem Vatikan schaffen. Aber wie? Wenn sie ihn einfach durch die bewachten Tore des Vatikans getragen hätten, wären sie um diese späte Stunde gewiß aufgehalten worden. Sie konnten sich natürlich auch an einen sicheren Ort zurückziehen und bis zum Morgen warten. Aber was dann? Sollten sie die Kontrollstellen mit dem Pater passieren, während die Wachen durch den üblichen Touristenandrang abgelenkt waren? Doch wie hätten sie dabei verhindern können, daß die Wachen auf das übel zugerichtete Gesicht des Paters aufmerksam wurden? Und was wäre gewesen, wenn der Pater plötzlich an einem der Tore die Aufmerksamkeit der Wachen auf sich gelenkt hätte? Es blieb also nur eine Möglichkeit: Sie mußten den Vatikan sofort verlassen, aber nicht durch die üblichen Zugangsmöglichkeiten.
Bevor Saul und Erika tags zuvor in den Park gekommen waren, hatten sie erst einmal die nähere Umgebung ausgekundschaftet. Der Vatikanstaat war von einer hohen Steinmauer umgeben, die zu übersteigen nicht möglich gewesen wäre, ohne von den Wachen entdeckt zu werden.
Doch nun galt es nicht, in den Kirchenstaat einzudringen, sondern ihn zu verlassen. Und die Mauer von innen nach außen zu überklettern war sicher nicht so schwierig wie umgekehrt. Saul konnte sich von seinem gestrigen Erkundungsgang außerdem noch an verschiedene Stellen erinnern, an denen ein paar Bäume ganz dicht an die Mauer heranreichten.
Drew und Arlene trugen den bewußtlosen Pater, während Saul ihnen vorausging und weiter nach Erika Ausschau hielt. Als sie die Mauer erreichten, suchten sie nach einer geeigneten Stelle. Dabei stießen sie auf einen Baum, dessen Äste über die Mauer hingen.
Den Pater auf die Mauer zu hieven, würde nicht schwierig werden. Ihn jedoch auf der anderen Seite zu Boden zu lassen, würde schon etwas problematischer werden. Zwei von ihnen mußten am Fuß der Mauer bereitstehen, während der dritte den Pater an den Händen von der Mauer nach unten ließ, damit ihn die beiden anderen auffangen konnten. Und dann hieß es, sofort zu verschwinden, bevor jemand auf sie aufmerksam wurde.
»Ich werde als erster über die Mauer klettern«, schlug Saul vor. »Unser Wagen steht gleich in der
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