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Nähe. Lassen Sie mir zwanzig Minuten Zeit, um ihn hierher zu bringen. Dann steigen Sie auf die Mauer. Hieven Sie den Pater auf die Mauerkrone. Wer weiß? Vielleicht wartet Erika im Wagen.«
»Und was ist, wenn der Wagen nicht mehr dort ist, wo Sie ihn abgestellt haben?« fragte Drew.
»Dann werde ich einen anderen stehlen. Jedenfalls bin ich in zwanzig Minuten mit einem Wagen zurück.«
13
Drew setzte sich mit dem Rücken zur Mauer auf den feuchten Boden. Die nächtliche Kühle ließ ihn leicht schaudern. Arlene folgte seinem Beispiel. Um zu verhindern, daß Pater Dusseault sich bewußtlos stellte und sie dann unerwartet angriff, fühlte Drew dem Pater den Puls. Er ging regelmäßig, aber schwach. Jedenfalls war dies nicht der Herzschlag eines Killers, der zu einem tödlichen Schlag ausholte.
Arlene flüsterte Drew ins Ohr. »Traust du diesem Mann?«
»Saul? Ja. Ich weiß zwar nicht, warum. Aber ich vertraue ihm.«
Beruhigt kuschelte Arlene sich an ihn. »Was hast du eigentlich zu Pater Dusseault gesagt, daß er dich angegriffen hat?«
»Ich weiß auch nicht.« Er hatte mehrere widersprüchliche Theorien für die Gründe von Pater Dusseaults plötzlichen Überfall, die er sich erst einmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen wollte.
Vielleicht war Pater Dusseault in derselben Absicht wie Drew zu diesem nächtlichen Treffen erschienen - um sich gewaltsam die Antwort auf eine Reihe von Fragen zu verschaffen.
Vielleicht hatte der Pater sich auch durch Drews Hinweise auf die Nazi Vergangenheit des Kardinals zu plötzlicher Gewalttätigkeit hinreißen lassen.
Doch je genauer Drew sich den Vorfall ins Gedächtnis zurückrief, desto klarer wurde ihm, daß der scheinbar spontane Angriff des Paters lange vorbereitet gewesen war. Vor allem hatte der Pater mit seinem Messer nicht auf Drews lebenswichtigste Körperteile eingestochen, wie zum Beispiel die Kehle. Vielmehr hatte er sich darauf beschränkt, ihn an Brust und Bauch zu verletzen, wo der Tod erst nach einer Weile oder vielleicht auch gar nicht eingetreten wäre. Er wollte mich ganz offensichtlich noch verhören, kam Drew zu Bewußtsein. Er wollte wissen, wer ich bin und weshalb ich mich so nachhaltig für den Kardinal interessiere. Und erst dann hätte er mich erledigt.
Ich glaube, ich habe den Mann gefunden, der Pater Viktor an derselben Stelle umgebracht hat.
Doch weshalb sollte ein Mitglied der Bruderschaft einem anderen Ordensbruder nach dem Leben trachten? Sollte sich Pater Sebastians Verdacht also doch bewahrheitet haben, daß es in den Reihen der Bruderschaft einen Verräter gab? War dieser Mann Pater Dusseault?
Er würde die Antworten auf diese Fragen früh genug erfahren, dachte Drew. Sobald Saul mit dem Wagen zurück war.
Aber hatte Saul nicht noch etwas anderes erwähnt? Auch der Vater seiner Frau war vermißt! Und sein Verschwinden hatte etwas mit drei Geistlichen zu tun, Mitgliedern der Bruderschaft, die Saul und seine Frau umzubringen versucht hatten.
Und nun war auch noch Sauls Frau verschwunden. Mehr und mehr sah Drew sich in dem Verdacht bestärkt, daß Saul und er einer ähnlichen Spur folgten. Die Antworten auf Sauls Fragen würden auch ihn selbst bei seiner Suche voranbringen.
Er warf einen Blick auf seine Uhr. Die zwanzig Minuten waren verstrichen.
Arlene kam ihm zuvor. »Es ist Zeit.«
Sie kletterte in die Krone des Baums hoch und beugte sich dann zu Drew herab, der ihr Pater Dusseault entgegenhob.
14
Ein Peugeot hielt direkt unter ihnen am Fuß der Mauer. Einen bangen Augenblick lang fragte Drew sich, ob es sich dabei vielleicht um ein Polizeiauto handelte. Als jedoch gleich darauf Saul auf der Fahrerseite ausstieg, atmete Drew erleichtert auf. Arlene sprang von der Mauer und federte sich elegant. Drew hievte den Pater von der Mauer, und nachdem Saul und Arlene ihn aufgefangen hatten, sprang auch Drew zu Boden. Sie stiegen in den Wagen.
Zu Sauls Enttäuschung hatte Erika ihn nicht am Wagen erwartet. »Meine Frau und ich haben uns ein Hotelzimmer genommen«, erklärte er im Fahren. »Falls ihr nichts zugestoßen ist und sie lediglich vor jemandem fliehen mußte, wird sie ins Hotel zurückkehren.« Er warf Drew und Arlene auf dem Rücksitz einen kurzen Blick zu. Der Pater lag, neugierigen Blicken entzogen, auf dem Boden. »Am besten bringen wir auch den Pater ins Hotel.«
Saul atmete erleichtert auf, als Drew antwortete: »Unter diesen Umständen bleibt uns wohl nichts anderes übrig.«
Darauf erklärte Saul seinen beiden
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