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Landschaftsgemälde. Obwohl die Bilder von erlesener Schönheit waren, erfüllten sie Erika mit Grauen; vermutlich hatte sie Halloways Vater, der stellvertretende Lagerleiter von Maidanek, gemalt.
Zu ihrer Rechten öffnete sich ein Speisezimmer, zu ihrer Linken ein großes Arbeitszimmer. Mehrere volle Aschenbecher und leere Cognacschwenker deuteten darauf hin, daß sich hier erst vor kurzem eine größere Gruppe versammelt gehabt hatte. Doch Erikas Aufmerksamkeit wurde unwiderstehlich von der breiten Eingangstür am Ende des Flurs angezogen. Sie stand offen. Verschiedene Männerstimmen -einige aufgebracht, einige flehend und einige beängstigend ruhig - drangen von draußen herein. Eine der Stimmen war die ihres Vaters. Erikas Puls beschleunigte sich merklich, als sie lautlos weiter auf die Tür zuschlich und sich schließlich daneben gegen die Wand drückte. Durch den schmalen Spalt zwischen Tür und Angel spähte Erika vorsichtig nach draußen, wo mehrere alte Männer eine Gruppe von Männern mittleren Alters mit vorgehaltenen Gewehren in Schach hielten.
Erneut vernahm Erika die Stimme ihres Vaters. Doch ihre plötzliche Freude, ihm nahe zu sein, machte abrupt tiefer Verzweiflung Platz. Was sie hörte, jagte ihr einen eisigen Schauder den Rücken hinunter. Die Gruppe der jüngeren Männer, die sich auf der breiten Eingangstreppe ängstlich aneinander drängten, wurde aufgefordert, eine Grube auszuheben. Wenig später ertönte auch schon das laute Scheppern von Schaufeln, die zu Boden geworfen wurden. Um sich nicht auf der Stelle übergeben zu müssen, lehnte Erika sich gegen Sauls Schulter.
22
Als Ephraim den Söhnen der Nazis Anweisungen erteilte, wie sie die Grube für ihre Väter ausheben sollten, stiegen in Joseph lebhafte Erinnerungen an Treblinka auf. Plötzlich sah er die Gruben wieder vor sich, die er damals zusammen mit seiner Frau hatte ausheben müssen. In diesen Gruben hatte die SS die Leichen der vergasten Juden verbrannt. Joseph war damals vor einem entsetzlichen Dilemma gestanden. Ihm war nur eine Wahl geblieben - entweder mit den Wölfen zu heulen und zu überleben, oder das grauenhafte Schicksal seiner Leidensgenossen zu teilen und selbst in einer solchen Grube eingeäschert zu werden.
Diese grauenvolle Entscheidung hatte ihn an den Rand des Wahnsinns getrieben. Der Preis für sein Überleben war gewesen, daß er bei der Vernichtung der sterblichen Überreste seiner Mitmenschen geholfen hatte. Seine Schuldgefühle deswegen waren immer schlimmer geworden, so daß er schließlich bereit gewesen wäre, alles zu tun, um sich endlich von ihnen befreien zu können. Und jetzt, da es so weit war, erinnerte er sich nicht mehr nur an Treblinka, er fühlte sich regelrecht dorthin zurückversetzt. Er glaubte, ringsum den Rauch der verbrannten Leichen aufsteigen zu sehen. Von dem entsetzlichen Gestank befiel ihn heftige Übelkeit. Er war nahe daran, sich zu übergeben. Aber er riß sich zusammen und kam den Befehlen der SS-Männer weiter nach. Er schichtete mehr Brennholz auf den Leichen in den Gruben auf, öffnete zusätzliche Säcke mit Kalk und transportierte weitere Tote aus den Gaskammern. Ihm traten Tränen in die Augen.
»Raus mit euch!« hörte er einen SS-Mann brüllen. »Und zwar alle! Los, schneller! Wirst du nicht gleich springen! Los, runter vom Lastwagen!«
Lastwagen? Aber in Treblinka hatten sie doch gar keine Lastwagen gehabt. Die Nazis hatten ihre Opfer doch in Viehwaggons ins Lager geschafft. Weshalb benutzten sie dafür plötzlich Lastwagen?
Im selben Moment fand Joseph sich aus seinem Alptraum wieder in die Realität zurückversetzt. Er war nicht mehr in Treblinka, sondern auf Halloways Besitz. Und er sah, wie Ephraims Augen vor Haß aus ihren Höhlen zu treten drohten.
»Raus!« schrie Ephraim auf die alten SS-Offiziere ein. Er hieb mit einem Stück Seil auf sie ein, um sie zu größerer Eile anzutreiben. Durch ihre Ketten behindert, verloren die Gefangenen das Gleichgewicht und purzelten, sich gegenseitig zu Fall bringend, unter lautem Kettengerassel auf den Kies der Auffahrt, wo sie, zu einem jämmerlichen Menschenknäuel verschlungen, laut wimmernd und stöhnend liegenblieben.
»Nein«, protestierte Joseph.
Doch ein Einspruch ging in Ephraims Gebrüll unter. Haßerfüllt schlug Ephraim weiter auf die alten Männer ein. »Aufstehen, ihr Gesindel! Los, Beeilung! An die Arbeit! Sie sind doch Experte für das, was wir anschließend machen werden, Müller. Sobald wir die Grube
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