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keinen Carelli.«
»Könnten Sie ihm wenigstens eine Nachricht zukommen lassen?«
»Ich habe Ihnen doch bereits gesagt, hier gibt es keinen Carelli. Ich habe diesen Namen nie gehört.« Damit legte der Mann auf.
Drew hängte ebenfalls ein und lehnte sich gegen die Glaswand der Zelle.
Arlene wartete draußen. «Deinem Gesicht nach zu schließen, hast du ihn nicht erreicht.«
»Offensichtlich hat sich in der Zwischenzeit einiges geändert.«
»Nach acht Jahren ist das doch nicht weiter verwunderlich. Oft werden Kontaktmänner sogar wöchentlich ausgewechselt.«
»Vermutlich habe ich mir das alles etwas zu einfach vorgestellt.«
»Wer ist überhaupt dieser Carelli?«
»Carelli ist nur der Deckname eines gewissen Gatto. Er hat als Vermittler fungiert, als ich noch als Agent tätig war. Gelegentlich haben wir ihn als Rückendeckung verwendet, wenn mal ein Auftrag schiefging. Aber in den meisten Fällen haben wir ihm nur Informationen abgekauft.«
Die Art, wie sie ihn ansah, gab Drew zu verstehen, daß sie begriffen hatte. Terroristen operierten in der Regel in kleinen, voneinander unabhängigen Gruppen. Auf diese Weise ließ sich eine bessere Geheimhaltung gewährleisten; zugleich war dieses Vorgehen jedoch auch mit gewissen Nachteilen verbunden: Sie konnten bei der Beschaffung von Waffen und Informationen auf keine übergeordnete Organisation zurückgreifen. Ein Mordanschlag bedurfte in jedem Fall sorgfältiger Planung und Vorbereitung, und hierfür waren diese kleinen, unabhängigen Gruppen auf die Hilfe von Vermittlern angewiesen, die ihnen gegen ein entsprechendes Honorar die für den jeweiligen Anschlag nötigen Waffen und Hintergrundinformationen beschafften, ohne lang Fragen zu stellen. Und Signore Carelli, alias Gatto, war ein solcher Vermittler gewesen.
»Er war ein absoluter Profi«, erklärte Drew.
»Das heißt, er war vorsichtig?«
»Ganz richtig. Die Informationen, die er uns zukommen ließ, bezogen sich nie auf einen seiner Kunden«, fuhr Drew fort. »Aber er hatte keinerlei Bedenken, uns gegen die entsprechende Bezahlung alles zu erzählen, was er über Terroristen wußte, die die Unklugheit begangen hatten, seine Dienste nicht in Anspruch zu nehmen.«
»Hört sich ja an wie ein ganz sympathischer Zeitgenosse.«
»Im Grunde genommen war er das tatsächlich, wenn man einmal davon abzusehen bereit war, womit er seinen Lebensunterhalt verdiente.«
»Er war dir natürlich zutiefst zuwider.«
»Allerdings. Aber wenn irgend jemand wissen könnte, wer Kardinal Pavelic entführt hat, dann Gatto.«
»Aber leider wissen wir nicht, wie wir ihn erreichen können.«
Drew schüttelte den Kopf. »Es gab auch noch andere Wege, sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Über andere Telefonnummern und andere Kontaktmänner.«
Er ging wieder in die Zelle zurück. Allerdings führten auch seine nächsten drei Anrufe zu keinem Ergebnis. Mit einem mutlosen Blick zu Arlene hinaus wählte Drew eine letzte Nummer.
»Arzneimittelversand Pontine«, meldete sich eine näselnde Frauenstimme.
»Könnten Sie bitte Signore Carelli eine Nachricht übermitteln?« fragte Drew.
Die Frau gab keine Antwort.
»Signore Carelli«, wiederholte Drew. »Könnten Sie...?«
»Diesen Namen habe ich schon über ein halbes Jahr nicht mehr zu hören bekommen«, sagte die Frau schließlich.
»Und noch länger ist es her, daß ich mit ihm gesprochen habe«, erklärte Drew.
»Falls ich ihn erreichen kann - wen...?«
»Mr. Haverford.« Drew nannte ihr den Decknamen, den er immer benutzt hatte, wenn er mit Gatto zu tun gehabt hatte.
»Ich werde mich mal umhören. Rufen Sie bitte in einer halben Stunde noch einmal an.«
Drew spazierte darauf mit Arlene zum Kolosseum. Genau eine halbe Stunde später ging er wieder zu der Telefonzelle zurück und wählte noch einmal dieselbe Nummer.
»Ich habe schon mal wegen Carelli angerufen.« »Haben Sie etwas zum Schreiben?«
6
Drew hatte ein ungutes Gefühl, als er seinen gemieteten Fiat die kurvenreiche, von Bäumen gesäumte Straße hinaufjagte. Nie zuvor hatte er sich mit Gatto in einem Privathaus getroffen. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, sich bei solchen Anlässen an öffentlichen Plätzen, in einem Lokal oder in einem Park zu verabreden. Auf diese Weise ließen sich die Spuren der an einem solchen Treffen Beteiligten von gegnerischen Organisationen wesentlich schwerer verfolgen. Jedenfalls war es absolut unüblich, sich in jemandes Wohnung oder Haus zu treffen. Gatto mußte also einen
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