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Arlene zu bedenken. »Gegen das entsprechende Honorar hätte Pater Sebastian doch unter Dutzenden von unabhängigen Agenten wählen können.«
Arlenes grüne Augen leuchteten plötzlich auf, nachdem sie eine Weile nachdenklich geschwiegen hatte. »Nur hätte selbst alles Geld dieser Welt einen unabhängigen Agenten nicht dazu bewegen können, diesen Auftrag weiter zu übernehmen, nachdem bereits zwei Anschläge auf sein Leben unternommen worden waren. Sie haben sich für uns entschieden, weil wir stärker motiviert sind. Schließlich wird uns die Bruderschaft töten, wenn wir nicht mit ihr zusammenarbeiten.«
»Unsere Lage ist im Augenblick wirklich nicht gerade rosig.« Lächelnd drückte Drew Arlenes Hand. »Wir beide wollen unbedingt überleben. Das sind wir schon unserer Liebe schuldig.« Seine Stimme klang plötzlich heiser. »Wir haben die Wahl zwischen einem sicheren und einem nicht ganz sicheren Tod. Was bleibt uns also anderes übrig? Wir wissen zwar, daß man uns ganz bewußt in diese Zwickmühle gebracht hat, aber wir können nichts dagegen unternehmen.«
»Dann laß uns also unseren Auftrag ausführen.« »Damit wir künftig unbehelligt weiterleben können.« Drew griff nach der Fotokopie eines Zeitungsausschnitts.
VERSCHWINDEN EINES KARDINALS WEITERHIN UNGEKLÄRT
»ROM, ITALIEN, 28. Februar (AP) - Die zuständigen Stellen des Vatikans und die Polizeibehörden von Rom sind sich auch
nach fünf Tagen noch im unklaren über die Gründe des Verschwindens von Kurienkardinal Krunoslav Pavelic.
Der zweiundsiebzigjährige Pavelic wurde von einigen engen Vertrauten zum letztenmal gesehen, nachdem er in der Kapelle seiner Privatgemächer im Vatikan am Sonntagabend die Messe gelesen hatte. Der Kardinal sollte am darauffolgenden Montag die mit Spannung erwartete Abschlußerklärung zu einer katholischen Bischofskonferenz verlesen, welche die Beziehungen der Kirche zu den kommunistischen Regierungen des Ostblocks zum Gegenstand hatte.
Anfänglich mutmaßten die Behörden, Kardinal Pavelic wäre von rechtsextremistischen Kreisen entführt worden, die auf diese Weise gegen den nachgiebigeren Kurs der Kirche gegenüber all jenen kommunistischen Regimen protestieren wollten, die sich bereiterklärt hatten, kirchlichen Aktivitäten künftig einen größeren Spielraum zuzugestehen. Bisher hat sich jedoch keine der hierfür in Frage kommenden extremistischen Gruppen zu der Entführung von Kardinal Pavelic bekannt.«
Nachdem Drew den Artikel zu Ende gelesen hatte, drehte er sich zu Arlene um, die sich über seine Schulter beugte, um den Bericht ebenfalls zu studieren.
»Wie sollte ein simpler Zeitungsbericht aufschlußreichere Hinweise erhalten als Pater Viktors Unterlagen aus den Händen wesentlich besser informierter Kreise?« fragte sie.
»Im Augenblick interessiert mich viel mehr, was nicht in diesen Unterlagen steht«, entgegnete Drew. »Du hast doch vorhin gesagt, Pater Viktor hätte sämtliche Bereiche abgedeckt - den religiösen, den politischen und den kriminellen. Einen Bereich vermisse ich allerdings in dieser Aufzählung.«
»Und der wäre?«
»Es könnte sich dabei um den Grund handeln, weshalb Pater Sebastian ausgerechnet uns haben wollte. Oder genauer: mich.«
Drew brachte die Worte nur mit Mühe über seine Lippen. »Dabei handelt es sich sozusagen um meine Spezialität.« Wieder einmal durchlebte er in seiner Erinnerung unter unsäglichen Qualen die Explosion, die seine Eltern vor seinen Augen zerfetzt hatte. Seine Verbitterung darüber hatte ihn zu einem Werkzeug tödlicher Rache werden lassen.
»Terroristen.« Allein das Wort ließ ihm die Galle hochsteigen. »In der Zeitungsmeldung wird auf die Möglichkeit hingewiesen, daß Kardinal Pavelic von Rechtsextremisten entführt wurde. Doch an welcher Stelle in diesen anderen Unterlagen wurde dieser Möglichkeit auch nur in irgendeiner Form Rechnung getragen? Sollen wir vielleicht unsere Nachforschungen in diese Richtung lenken?«
5
Die Morgensonne kämpfte sich durch einen dichten Smogschleier. Um dem ohrenbetäubenden Verkehrslärm zu entfliehen, betrat Drew eine Telefonzelle in der Nähe des Kolosseums und wählte eine Nummer, die er fast acht Jahre lang nicht mehr angerufen hatte. Das Telefonat rief unangenehme Erinnerungen in ihm wach.
Ein Mann, dessen rauhe Stimme Drew nicht kannte, meldete sich auf Italienisch. »Forum-Reinigung.«
Ebenfalls auf Italienisch antwortete Drew: »Könnte ich bitte Mr. Carelli sprechen?«
»Hier gibt es
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