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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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verwenden können, doch der Heidelandboden würde einen Wald nicht stützen. Römische Bauarbeiter hatten beim Bau der Anlage geholfen, doch Entwurf und Ausgestaltung waren der Traum ihres Gemahls.
    Oh, mein Geliebter, es ist genau so geworden, wie du es dir gewünscht hast, dachte sie, als sie über den umzäunten runden Platz schritt, den Ehrenhof des Rundhauses, in dem sie und die Mädchen nun lebten. Und einen kurzen Augenblick lang spürte sie, wie er ihr über die Wange strich, so wie er das immer tat – oder war es der Wind?
    Irgendjemand rief nach ihr. Sie drehte sich um und sah einen Reiter auf einem verschwitzten Pferd durch die hohe Pforte mit den geschnitzten Totems des Icener-Stammes reiten. Wer war das? Ihr Herz stockte vor Angst. Denn Männer, die gute Neuigkeiten brachten, ritten nicht derart verzweifelt. Was kam auf sie zu? Ihre Töchter wusste sie in Sicherheit im Haus – und außer um sie musste sie um niemanden mehr Angst haben, jetzt, wo Prasutagos tot war.
    Der Reiter zog die Zügel an, als er sie auf sich zukommen sah, und glitt mit einer hastig angedeuteten Verneigung vom Pferd. Auch die anderen hatte die plötzliche Unruhe aufgescheucht, und sie eilten herbei, um zu sehen, was los war.
    »Meine Königin!« Er stockte, rang nach Atem. »Du musst etwas tun … die Römer …« Wieder japste er nach Luft. »Die römischen Schweine haben Männer ausgeschickt, um den Hof von Brocagnos zu beschlagnahmen.«
    »Aber seine Steuer ist bereits bezahlt«, sagte sie bestürzt und erinnerte sich, dass sie das goldene Armband ihrer Mutter geopfert hatte, um seine Schuld auszulösen.
    »Er ist nicht der Einzige, meine Königin«, fuhr der Mann aufgeregt fort und begann, weitere Namen aufzuzählen. Die meisten davon waren Bauern, die unweit der südlichen Grenze lebten. »Sie vertreiben das Vieh und nehmen auch Leute gefangen.«
    »Für das Heer?« Hinter ihren Augen spürte sie ein wütendes Pochen. Die Söhne vieler Familien waren bereits zum Wehrdienst herangezogen worden, den sie für gewöhnlich weit weg von Britannien leisten mussten. Und so kam es hin und wieder vor, dass die Angehörigen zu Hause ein Geschenk aus einem fernen Land bekamen. Doch die meisten von ihnen starben, so wie ihr eigener Bruder während seiner Geiselhaft in Rom.
    »Sie nehmen Sklaven, meine Königin – Frauen und Männer!«
    »Das dürfen sie doch gar nicht, oder?«, fragte Argantilla, die ebenfalls aus dem Haus gekommen war. Immer mehr Menschen strömten in den Hof, als sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitete.
    »Crispus, ich brauche dich«, rief Boudicca. »Hol deine Tafel – wir müssen eine Botschaft nach Colonia schicken. Pollio wird wissen, was zu tun ist.«
    »Möglicherweise denkt der ein oder andere römische Amtsträger, er könne schnelles Geld verdienen, während der Befehlshaber weg ist«, sagte einer der umstehenden Männer.
    Boudicca hoffte, dass er recht hatte. Und während sie die Botschaft diktierte, beschlich sie das dumpfe Gefühl, dass Cloto die ganze Zeit davon gewusst hatte.
    Boudicca ging mit Prasutagos durch einen Haselwald. Den milchweißen Schlüsselblumen nach zu urteilen, die den waldigen Boden unter den Bäumen übersäten, musste es die Zeit um das Beltane-Fest sein. Sie war froh und glücklich, ihn so stark und gesund zu sehen – größer und kräftiger als je zuvor. All die Erinnerungen, in denen sie ihn dahinsiechen sah, waren wohl nur ein böser Traum! Über der Schulter trug er eine große Keule und am Leib eine ärmellose Tunika, die so kurz war, dass sie darunter sein Hinterteil blitzen sah. Sie ging schneller, gespannt, ob vorne auch etwas blitzte, etwas noch viel Interessanteres.
    »Hier ist die Lichtung, auf der ich die neue Festung bauen will«, sagte er, als sie aus dem Wald ins Sonnenlicht traten. Er schwang die Keule kräftig herum, pflügte einen breiten kreisförmigen Streifen in den Boden, was haufenweise Erde aufwarf. Dann drehte er sich zu ihr um, strahlte sie an, wurde noch größer, als er auf sie zuging, die Keule in der Hand …
    Da löste sich der Schauplatz plötzlich auf, als sich der Boden hob – aber der Boden war nur das Bett, das mächtig wackelte, weil Bogle wie wild darauf herumsprang, japste und bellte. Mit einem tiefen Seufzer wachte sie auf, spürte ein Pochen in den Lenden und begann sogleich zu weinen, da sie begriff, dass Prasutagos nur ein Traum war und sie ganz allein.
    Aber diese Illusion war allemal besser als die Albträume, in denen sie

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