Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
kalt lässt, Boudicca …«
    Was meinte er? Den gescheiterten Kuss damals im Schnee, bevor sie überhaupt gewusst hatte, was ein Kuss bedeuten kann? Für sie war die Erinnerung daran mit der Zeit immer mehr verblasst, für ihn jedoch schien sie nach wie vor lebendig. Wie öde und leer sein Leben sein musste!
    »Nein!« Sie zog ihren Arm weg, versuchte ein mitleidiges Lächeln.
    »Du verstehst nicht! Ich will dich heiraten!« Er streckte erneut die Hand nach ihr aus, zog sie an sich.
    »Du bist es, der nicht versteht!« Ihre Stimme klang leise und bedrohlich. »Ich war Gemahlin des Königs, eines Mannes, so gut wie der Gütige Gott höchstselbst. Nie und nimmer werde ich dein Bett mit dir teilen, du römisches Schwein, auch wenn das Sklaverei bedeutet!«, fauchte sie ihn an.
    »Das ist gut möglich«, zischte er zurück und fasste sie am Arm. »Du hast keine Wahl, du zickiges Weib – du brauchst einen Herrn und Gebieter, und Jupiter sei mein Zeuge –, wenn ich dich nicht ins Bett bekomme, dann nehme ich dich hier auf dem Boden!« Und ehe sie sich versah, hatte er sie an sich gezerrt. Sie spürte seinen Atem heiß auf ihrem Gesicht, als er versuchte, sie zu küssen.
    Jäher Schrecken und hysterisches Gelächter packten sie. Die Nadeln, die ihre Tunika an den Schultern zusammenhielten, öffneten sich, als er nach ihren Brüsten fingerte. Dann nahm sie alle Kräfte zusammen, riss sich los. Was bildet der sich ein? Der denkt wohl, ich bin ein schlaffes römisches Frauchen, das ohne die Erlaubnis eines Mannes nicht einmal pinkeln kann?, dachte sie völlig außer sich. Da soll er mal Cloto fragen, der kennt mich besser!
    Wild fluchend packte er sie erneut, schlingerte mit ihr auf wackeligen Beinen gefährlich nahe auf den Feuerherd zu, riss dabei einen Stuhl um, der krachend auf den Boden schlug. Boudicca hörte das Blut in ihren Ohren pochen; sie packte ihn am Handgelenk, stieß ihm mit aller Wucht ein Knie zwischen die Beine, und während er schrie und sich zusammenkrümmte, drückte sie ihn zornmütig in die Feuerglut.
    Und sogleich war die Luft erfüllt vom Gestank brennender Wolle und verhassten römischen Fleisches. Boudicca lachte hämisch, ließ ihn los und sprang erschrocken zurück, als plötzlich Männer in Rüstungen in den Raum drängten.
    »Los, packt sie!« Noch immer gekrümmt vor Schmerzen, schälte sich Pollio aus seinem glimmenden Umhang. »Und bringt mich hier raus!«
    Immer mehr Männer drängten herein – allesamt Soldaten, keine Steuereintreiber. Männer mit Muskeln wie dicke Seile und Händen aus Eisen schleiften sie hinaus auf den Hof. Die anderen kamen nach, stützten Pollio. Sein Gesicht war bleich wie Molke, während er mühsam versuchte, sich auf den Beinen zu halten.
    »Wenn dir mein Schwanz nicht gefällt, habe ich auch noch andere Waffen«, keuchte er. »Bindet sie dort fest!« Er zeigte auf den Zaun, der den Hof des Männerhauses umschloss. »Peitscht sie aus, bis sie blutet!«
    Soldaten zerrten sie zum Tor, auch wenn sie zappelte und sich mit Händen und Füßen zu wehren versuchte, zogen ihr Arme und Beine auseinander und banden sie mit dicken Stricken um Hand- und Fußknöchel an die Torpfosten. Irgendwer riss ihr von hinten die Tunika vom Leib, nahm ein Stück gezwirntes Garn und band ihr die Haare hoch. Nackt bis zur Hüfte, drehte und wand sie sich, sah fassungslos, wie der Soldatenführer auf sie zukam, eine Peitsche mit gezopften Riemen in der Hand.
    Sklaven peitschte man aus, ja, das wusste sie, aber keine freien Frauen … und schon gar keine Königinnen!
    Die Leute strömten in Scharen zusammen, verfolgten mit aufgerissenen Augen und erschrockenem Flüstern das Geschehen. Boudicca hörte Hufgeklapper, als ein Pferd in Galopp gesetzt wurde. Einer der Soldaten lief ebenfalls auf sein Reittier zu, wurde aber von Pollio zurückgepfiffen. Sie riss und zerrte an den Fesseln; die Stricke scheuerten an ihren Gelenken, aber die Knoten lockerten sich kein Stück.
    Da brannte der erste Peitschenhieb auf ihren Schultern, und erschrocken schrie sie auf. Doch sie biss tapfer die Zähne zusammen, als der nächste Hieb sie traf und sie nach vorn taumelte.
    Ganz langsam und auf Lateinisch zählte der Soldatenführer die Hiebe. »Unus, duo, tres …«
    Sie versuchte, sich auf seine Worte zu konzentrieren. Ich halte das aus, ich kann das, dachte sie, und dann werde ich mich rächen …
    Aus dem Augenwinkel sah sie Bügana aus dem Haus der Frauen eilen, die wild einen Speer schwang. »Lasst sie

Weitere Kostenlose Bücher