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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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langsam vor, und während andere von hinten nachdrängten, drehten die Boote bei und fuhren über die Meerenge zurück, um Nachschub zu holen.
    Als die ersten Legionssoldaten festen Boden erreicht hatten, preschten die Britannier vor.
    »Lhiannon! Helve! Rennt!« Ardanos’ Stimme übertönte das Getöse. »Jetzt müssen die Schwerter kämpfen!«
    Lhiannon warf ihre flammenden Fackeln in die Gesichter der Feinde und rannte.
    Der Gestank brennender Gebäude lag beißend in der Luft. Boudicca kannte diesen Geruch, da sie schon ein-, zweimal miterlebt hatte, wie das Dach eines Rundhauses Feuer fing – ein scharfer, stechender Geruch, ganz anders als der süße Duft von frischem Baumholz. Sie hatte den Angriff im Morgengrauen befohlen, dann, wenn das Stadtvolk vom langen Warten auf den Vorstoß der Britannier aller Voraussicht nach müde und weniger wachsam war. Und man hätte in der Tat meinen können, die ganze Stadt liege in Tiefschlaf, denn es hatte kaum Widerstand gegeben.
    Jetzt stand sie im Lichthof des großen Gebäudes, das zuvor die Stadtbeamten und den Befehlshaber beherbergt hatte, wenn dieser in der Stadt war. Das Licht der Nachmittagssonne offenbarte jede Menge zerborstene Ziegel, von Ruß geschwärzten Verputz und qualmendes Gebälk. Die Leichen der Bediensteten, die man zur Verteidigung zurückgelassen hatte, lagen verstreut in den Trümmern. Fetzen von verbranntem Pergamentpapier flatterten im Wind. Nur der Garten, wo sie einst mit der Frau des Befehlshabers angenehm plaudernd beisammengesessen hatte, war unversehrt, und die Göttin mit ihrem geheimnisvollen Lächeln blickte noch immer von ihrem Sockel.
    Ein Krieger wickelte ein Tuch um das Standbild, um es zu stürzen, doch sie winkte ab.
    »Von Göttin zu Göttin – ich danke dir …«, sagte ihre innere Stimme.
    Tascio bahnte sich einen Weg durch die Trümmer und verbeugte sich ehrerbietig vor Boudicca. »Meine Königin, Bituitos sagt, du sollst kommen …«
    Über der ganzen Stadt standen dicke Rauchwolken. Boudicca hoffte, dass die Männer daran dachten, sämtliche Häuser nach Waffen und Nahrungsmitteln zu durchsuchen, bevor sie sie in Brand steckten, und nicht nur Zierrat und Schmuck mitzunehmen. Die Straßen waren übersät von leeren Kisten und jeder Menge Schutt, dazwischen lagen Körper. Einige waren noch halb am Leben.
    Sie hatte Mitleid. Auf ihrem Marsch nach Süden hatte sie allerlei Geschichten gehört über Unrecht und Grausamkeit der Römer. Worüber sie sich nur wunderte, waren die wenigen Leichen, denn in der Stadt lebten über zweitausend Menschen. Natürlich waren die keltischen Sklaven und Diener geflohen, als die Icener vor der Tür standen – viele von ihnen hatten sich Boudiccas Horde sogar angeschlossen. Aber wo waren all die Römer und fremdländischen Sklaven hin?
    Eine Gruppe Trinovanten mit grimmigen Gesichtern trabte vorbei. Als sie an einem unversehrt gebliebenen Gebäude vorbeizogen, erschien an der Tür plötzlich ein Mann in römischer Tunika, hinter ihm zwei verschreckte, Keulen schwingende Sklaven. Der Mann selbst hielt ein Schwert in der Hand, während die Trinovanten nur mit Hacken und Heugabeln bewaffnet waren. Aber der Zorn auf ihrer Seite war größer als die Angst auf der anderen. Und schon hatten sie sich mit wildem Geheul auf ihn geworfen und auch die Sklaven zu Boden gerissen. Sie sah, wie sich die Arme der Angreifer hoben und niederfuhren, auch noch, als die Schreie ihrer Opfer längst verstummt waren. Und als sie schließlich aufhörten, hielt der Führer der Trinovanten ein Schwert in der Hand.
    Lachend stürmten die Männer das Haus, und wenig später hörte sie eine Frau schreien. Boudicca unterdrückte ein Schaudern, doch sie ließ sie gewähren. War es der Wunsch der süßen Rache? Immerhin hatten die Römer ihre Töchter vergewaltigt. Jetzt sollten die römischen Frauen leiden! Als sie sich umdrehte, nahm sie im Augenwinkel eine huschende Bewegung wahr. Sie rief laut, hob ihren Schild, als ein halbes Dutzend Männer auf den Weg stürmten und einen Keil zwischen sie und ihr Gefolge trieben.
    »Ho, eine Gladiatorin!«, brüllte einer und preschte auf sie zu, während die anderen beiden Tascio und die übrigen Männer herausforderten.
    Genau das hatte der römische Soldat auch Rigana zugerufen.
    Eine Welle des Zorns stieg in ihr hoch, nahm ihr Bewusstsein gefangen, und die Morrigan drang in sie, zog geschmeidig ihr Schwert und schlug dem Mann die Klinge aus der Hand. Das Lachen blieb ihm nicht einmal

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