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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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vor Furcht im Halse stecken, denn ehe er sich versah, wirbelte sein Schwert durch die Luft, segelte zurück und trennte ihm den Kopf ab.
    Als sie nach vorn stieß, um sich auf die anderen zu stürzen, entrang sich ihrer Kehle ein Laut, der zwischen Zornesruf und Rabenschrei lag. Mit einem gezielten Stoß stach sie einen von hinten nieder und hob den Schild, um einen Schlag gegen Tascio abzuwehren. Seine Gefährten hatten sich unterdessen der anderen bemächtigt.
    Sie standen da, keuchten schwer, lauschten den fernen Rufen und dem Stöhnen, als auch der letzte der Angreifer schließlich starb. Ganz langsam, als entsteige sie tiefen Wassern, kam Boudicca wieder zu sich. Ihr Arm zitterte wie eine Bogensehne, nachdem ein Pfeil abgefeuert war. Von der Klinge ihres Schwerts tropfte Blut. Danke …, dachte sie benommen, bückte sich, um das Blut an der Tunika eines der getöteten Männer abzuwischen, und spürte die beifällige Anerkennung der Göttin in sich. Tascio und die anderen starrten sie mit großen Augen an. Sie hätte ihnen erklären können, dass sie eine Woche lang ihre Muskeln für den Kampf gestählt hatte, doch am Ende war es die Göttin gewesen, die diese gebraucht hatte.
    »Gute Arbeit«, sagte sie. »Lasst uns weiterziehen …«
    Sie gingen in Deckung, als ein brennender Schuttregen vom Dach eines anderen Hauses auf sie niederging, und gelangten schließlich an eine Wegkreuzung. Ein paar Männer hatten Stricke um die große Bronzestatue gebunden, die Kaiser Claudius auf einem Pferd darstellte. Boudicca, die ihn kennengelernt hatte, bezweifelte, dass er öfter als ein paar wenige Male auf einem solchen Pferd gesessen hatte, schon gar nicht in voller Rüstungsmontur.
    Alles an diesem Standbild, bis auf die abstehenden Ohren, war eine weitere römische Lüge. Sie lächelte voll grimmiger Genugtuung, als die Männer sich anschickten, es vom Sockel zu wuchten. Doch all ihre zornerfüllte Gewalt kam nicht an gegen das solide gebaute Ding. Erst als sie einen Schmied aufgetan hatten, der die Bolzen freiklopfte, welche die Statue auf dem Sockel hielten, kam sie zu Fall.
    Boudicca sprang zurück, als sie auf den Boden krachte. Unter Triumphgeschrei schwang einer eine Axt, und schon war der Kopf abgetrennt und auf einen Pfahl gehievt, von wo aus er das Geschehen noch immer milde lächelnd verfolgte. Währenddessen kam Tascio um die Ecke, erblickte sie und grinste.
    »Wir haben sie gefunden«, rief er ihr entgegen. »Die Soldaten und die restlichen Leute haben sich im Tempel des Claudius verschanzt. Es wird eine Weile dauern, bis wir sie dort rauskriegen – das Ding ist aus Stein gemauert.«
    »Sichert alle Enden der Stadt«, antwortete sie ihm mit einem breiten Grinsen. »Lasst sie dort ruhig noch einen Tag schmoren, sollen sie weiter hoffen, dass die Legionen kommen, sie zu retten … und sich furchtvoll ausmalen, was wohl passieren wird, wenn niemand kommt.«

FÜNFUNDZWANZIG
    Oakhalls brannte. Flammen quollen gen Himmel, ließen ihn gespenstisch leuchten, als hätte das Feuer die Sterne verschluckt. Unter dem Himmel, am Boden, tanzten Funken über die Wiesen, als Legionssoldaten mit Fackeln das Land durchkämmten. Ihr Befehlshaber hatte mehrere Einheiten ausgeschickt, um einen Kessel zu bilden, der sich immer weiter zuzog. Sie trieben Fliehende vor sich her wie Jäger das Wild auf der Jagd.
    Lhiannon lag in einer Höhlung unter einer Dornenhecke, wo ein Dachsbau eingestürzt war. Hin und wieder hörte sie Schreie und wusste, dass ein weiterer Flüchtling aufgestöbert worden war. War es eine Frau, hielten die Schreie länger an. Solange es Nacht war, würde sie ihre dunkle Robe gut tarnen – aber sobald es hell wurde, musste sie sich vorsehen. Das hatte sich Ardanos ja fein ausgedacht, dachte sie grimmig, aber so einfach war es nicht, sich in Sicherheit zu bringen. Wenn ihm wirklich daran gelegen wäre, dann hätte er gar nicht erst zugelassen, dass sie auf der Insel blieb.
    Auf Mona war jetzt wohl keine druidische Priesterin mehr sicher. Die Römer arbeiteten sich auf erschreckend methodische Weise immer weiter vor. Sobald sie das Gebiet um Oakhalls eingekesselt hatten, würden sie die ganze Insel durchforsten – das stand außer Zweifel. Und mittlerweile waren sie mit Sicherheit auch dahintergekommen, was es mit dem blauen Halbmond auf der Stirn einer Frau auf sich hatte – und die Tätowierung kennzeichnete sie als Priesterin, auch wenn sie sich ihrer blauen Robe entledigt hatte.
    Holde Göttin, halte Wacht

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