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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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schnellen Pferdes näher kommen. Eoc warf ihr einen unruhigen Blick zu, wie jedes Mal, wenn sie etwas kundtat, das sich gleich darauf zu erfüllen schien. Dann drehte er sich wieder um und wartete wie alle anderen, bis der Reiter in Sicht kam, gefolgt vom Hurrageschrei einer jubelnden Menge.
    »Wir haben sie vernichtend geschlagen!« Der Bote glitt vom Pferd, redete in einem fort. »Wir haben es so gehalten, wie du gesagt hast, meine Königin, und die meisten am Boden geschlagen. Der Befehlshaber jagte mit seiner Kavallerie davon, ohne Halt, bis sie ihren Vorposten erreichten, und dort wagten sie sich aus ihren Mauern kein Stück mehr heraus. Tingetorix befindet sich mit dem Rest auf dem Rückzug, aber er wollte, dass du so schnell wie möglich von diesem Sieg erfährst. Du kannst jetzt Colonia angreifen, wann immer du willst, meine Königin – es gibt dort kaum mehr einen, der dich aufhalten wird!«
    Boudicca nickte, während das Lager in ungeduldige Erwartung verfiel und die Wogen des Zornes immer höher schäumten. Sie nahmen Marsch auf Colonia, und je näher sie der Stadt kamen, umso mehr zerlumpte Männer vom Stamme der Trinovanten schlossen sich ihnen an, die keinerlei Waffen bei sich hatten außer Schaufeln und Hacken. Die Trinovanten hatten viel schwerer und viel länger gelitten als die Icener, und in ihren Augen loderte ein von blindem Eifer entfachtes Feuer. Sicher, wie sie in ihrem eigenen Land gewesen war, hatte Boudicca keinerlei Vorstellung davon gehabt, in welchem Ausmaß die Römer die Trinovanten für ihre eigene Unterjochung bezahlen ließen.
    Pollio ist zwar tot, doch die Männer, die ihn geschickt haben, die Männer, die mein Volk geschändet haben, weilen noch in der Stadt. Auch sie müssen sterben.
    Mit jedem Tag fanden sich mehr Männer ein, darunter auch immer mehr von kräftiger Statur und solche, die auch Waffen mit sich trugen. Sie brachten Vorräte mit sowie Handwerker, die Holz, Leder und Eisen zu verarbeiten wussten, und sie brachten Nachschub an Nahrungsmitteln. Es dauerte zwar ein bis zwei Tage, bis alles geordnet war, aber jeder Römer, der sich inzwischen doch zur Flucht aus Colonia entschlossen haben mochte, würde nicht weit kommen.
     
    Das Heer der Großen Königin,
    Bevölkert in Scharen das Feld -
    Sie führt sie an in den Krieg
    Einhunderttausend Mann
    Und jeden Tag mehr.
    Mit halb zugekniffenen Augen blickte sie hinüber zur Stadt auf dem Hügel. Zählt nur unsere Lagerfeuer, ihr Römer, und hört nur unsere Lieder … Lange lassen wir euch nicht mehr warten!
    »Auf was warten die?«, nuschelte Coventa.
    Lhiannon blinzelte über das Wasser, während die blanken Helme der Römer die nachmittäglichen Sonnenstrahlen zurückwarfen. »Es muss eine Menge Zeit kosten, so viele Männer zu ordnen«, murmelte sie mit trockenen Lippen. Und viele waren es in der Tat – am abschüssigen Ufer auf der anderen Seite der Meerenge blitzte es nur so von widerscheinenden Lichtpunkten.
    Die ersten Schlachtreihen hatten sie kurz nach Sonnenaufgang gesichtet, und bis zum Mittag hatten sich auch die Britannier formiert, um dem Feind dort zu begegnen, wo die Auen nach und nach in sumpfiges Gelände übergingen. Altgediente Soldaten vom Stamme der Durotriger und Siluren warteten zusammen mit Männern aus ganz Mona ab, allen voran die Druiden – die Priester in weißen Roben, die Priesterinnen in dunkelblauen.
    Hin und wieder spähte einer zu der Stelle, an der ein Bursche mit scharfen Augen Posten bezogen hatte. Dennoch waren sie wie vom Schlag gerührt, als es plötzlich so weit war und er zum Signal laut ins Hörn blies. Auch Lhiannon sammelte mit Mühe ihre geistigen Kräfte. Schließlich fand alles einmal sein Ende, ob ein gutes oder ein böses. Oder hatte sie etwa gedacht, sie würden hier ewig sitzen wie ein ruhmlos vergessenes Heer, bis sie zu Stein geworden waren?
    Um die Lage zu peilen, wagte sie sich vor bis an den Rand des Wassers. Ardanos war dabei, die Druiden zu versammeln. Wenn wenigstens Wolken am Himmel stünden, dann hätten sie mit ihren magischen Kräften versuchen können, einen Sturm gegen die Römer zu entfesseln, aber seit Wochen schon war der Himmel über Mona sonnenblau. Lhiannon nahm einen Schluck aus ihrem Wasserbeutel, behielt das Nass eine Weile im Mund, bevor sie es dann hinunterschluckte.
    Ardanos stand mit geschlossenen Augen da, um ihn sein Gefolge, welches das unsichtbare Schutzwehr verstärkte. Gegen einige wenige Angreifer würde es standhalten, aber nicht

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