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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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hat, der Caesar nicht besiegen konnte, obwohl er sämtliche Druiden Galliens hinter sich hatte.«
    »Und jetzt hast du Angst, dass der gegenwärtige römische Befehlshaber seine Männer zu einem einheitlichen Geist zusammenschließt, der stärker ist als unserer?«
    »Das ist möglich. Wenn es ihnen gelingt anzulanden, dann fürchte ich, dass unsere Krieger nicht imstande sein werden, sie aufzuhalten. Lhiannon, ich will, dass du dich in Sicherheit bringst. Du sagst, dass ich mich als Erzdruide verändert habe. Das ist wahr. Ich muss sowohl Niederlage als auch Sieg erwägen. Coventa hat Visionen von einem Haus der Priesterinnen auf dem Festland inmitten eines Heiligen Hains mit dir als Führerin. Aber um diese Vision zu erfüllen, musst du am Leben bleiben.«
    Lhiannon schauderte, obwohl sich der Wind gelegt hatte. Die goldenen Strahlen der nachmittäglichen Sonne schillerten durch die Bäume. »Etwas Ähnliches hat auch Mearan gesehen, als sie auf dem Sterbebett lag.« Und die alte Hohepriesterin hatte Mona zudem im Blut ertrinken sehen. »Doch ich wage kaum, an diese Prophezeiung zu glauben, wo alle anderen zuvor uns schwer getäuscht haben …«
    »Mag sein.« Er nahm ihre Hand. »Aber, Lhiannon, wir haben jetzt nur noch die Hoffnung.«
    »Und was ist mit dir?« Sie drehte sich zu ihm. »Wirst du auch fliehen?
    »Solange unsere Priester ausharren, sind Helve und ich verpflichtet, ihnen beizustehen«, sagte er mit einem Seufzer. »So wie es im Augenblick aussieht, ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass ich überleben werde. Aber ich sehe meinem Ende friedvoller entgegen, wenn ich weiß, dass du frei bist.«
    Und wie soll ich weiterleben, wenn ich weiß, dass du nicht mehr bist?, fragte sie sich. Plötzlich schien der Schutzpanzer um ihr Herz gar nicht mehr so undurchdringlich. Von einem Baum im Hain krächzte ein Rabe, und sein Ruf wurde erwidert.
    Auf dem Tor der mit Palisaden umgebenen kleinen Festung hockten Raben. Die Römer hatten sie einst errichtet, um den Verteidigungswall um Camulodunon überschauen zu können. Das Tor stand offen, die Garnison war geflohen. Erst vor fünf Tagen, dachte Boudicca, hatte sie sich mit ihren Männern von Dunford aus in Marsch gesetzt. Jetzt sah sie zu, wie ihr zusammengewürfeltes Heer den Weg hinabströmte, vorbei am römischen Wall, der einst die Mauern des Kaisers geschützt hatte, um mitten in den Ruinen der alten Feste Cunobelins ein Lager aufzuschlagen. Rings um die Stadt, deren rote Dächer vom nahen Hügel leuchteten, standen Zelte und Wagen bis weit ins Land hinein.
    Da sichtete sie Tabanus, der sich einen Weg durch die Menge bahnte, und bedeutete Eoc, ihn herbeizurufen.
    »Ich bin froh, dich unversehrt zu sehen.« Sie war überrascht gewesen, als der römische Schuldsklave der Trinovanten freiwillig nach Colonia zurückgegangen war, und umso überraschter war sie nun, da es ihm gelungen war, wieder zu ihnen zu stoßen.
    Tabanus zuckte mit den Schultern. »Mein Herr rennt durch die Gegend wie ein aufgescheuchtes Huhn, das in den Suppentopf soll. Und außer ihm passt keiner sonst auf mich auf. Einige der altgedienten Soldaten wollen die Hauptwege blockieren, doch wir haben das Gerücht gestreut, dass dies euch nur ermutigen würde, die Häuser entlang der Nebenwege zu überfallen, was sie dann zurückgehalten hat.«
    »Wie viele haben die Stadt verlassen?«, fragte Morigenos, der sich zu ihnen gesellt hatte.
    Tabanus zuckte wieder mit den Schultern. »Etliche … die anderen fürchten, euch viel leichter in die Hände zu fallen, wenn sie fliehen.«
    »Wie ist die Stimmung in der Stadt?«, fragte Boudicca, die auf einem Sack Getreide hockte. »Ohne Schutzmauern werden sie uns nicht standhalten können …«
    »Ihre Führer haben einst in den römischen Legionen gedient«, sprach die Göttin in ihr. »Sie glauben, dass kein Barbar Rom besiegen kann. Sie glauben, dass ihre Soldatenbrüder sie erretten werden …«
    Und? Werden sie das?
    »Hör zu, was die Raben sagen!«
    Boudicca lächelte, erinnerte sich an die Worte der Raben in ihrem Schlafmohntraum. Und schon hörte sie einen von ihnen von der Feste her laut krächzen, und irgendwo hoch am Himmel erwiderte ein anderer den Ruf. Sie sah hinauf, sah ihn auf sich zuschweben, über ihre rechte Schulter hinweg, und sah ein paar weiße Federn in seinen Schwingen.
    »Die Raben sagen, dass wir bald gute Nachrichten erhalten werden«, sagte sie laut. Und kaum gesagt, hörten sie vom Weg her das rasche Hufgeklapper eines

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