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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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war, die sie führte.
    »Mutter – wir brauchen dich noch«, sagte Argantilla, und der Klang ihrer Stimme riss Boudicca aus ihrer geistigen Abwesenheit, und sie kam wieder zu sich.
    »Ja … es wird Zeit …« Sie lehnte sich an den älteren Druiden, ließ sich vom jüngeren am Arm nehmen, erschlaffte mit jedem Schritt ein wenig mehr, bis sie schließlich, auf beide gestützt, ihr Zelt erreicht hatte.
    »So hast du es dir gewünscht, nicht wahr?«, lachte die Göttin leise. Dann schloss Boudicca die Augen, und sie war weg.
    Sie hatten Coventa ins Ratsgebäude gebracht, wo sie nun friedlich schlief. Belina blieb zurück, um auf sie aufzupassen, während die anderen sich noch einmal aufmachten, um Helve zu suchen. Sie fanden sie am Heiligen Hain.
    Der äußere Ring des Baumkreises war verbrannt, doch in der Mitte waren die Stämme der großen Eichen nur angesengt und die Blätter verkohlt. Helve saß mit dem Rücken gegen den Altarstein, ein römischer Speer hatte ihre Lende durchbohrt. Halsring und Armringe, die ihren Rang kennzeichneten, hatte sie noch um, doch die blaue Robe war von dunklem Blut durchtränkt.
    »Sie hatten Angst, sie zu berühren«, sagte Bendeigid langsam. »Sie hat sich absichtlich an diese Stelle gestellt, und ich könnte schwören, dass sie einen Fluch gegen sie ausgestoßen hat. Deshalb wurde ihr Körper nicht geschändet.«
    Er trat zurück, fuchtelte unruhig mit den Fingern, als sich der dunkle Stoff der Robe plötzlich bewegte. Und Lhiannon erstarrte, deutete darauf …
    »Sieh doch – das Blut – es ist noch rot – sie lebt!«
    Bendeigid ging auf sie zu, rief sie bei ihrem Namen, aber Helve zeigte keine Reaktion.
    Auch Ardanos richtete sich auf, sichtlich bemüht, seine Haltung als Erzdruide anzunehmen, und kniete sich dann neben sie.
    »Helve – ich rufe dich. Von dem Ort, an dem dein Geist jetzt wandelt, rufe ich dich zurück. Öffne deine Augen, meine Liebe, und antworte mir …«
    Da wogte plötzlich ein Schauder durch die starre Gestalt der Priesterin, und sie schlug die Augen auf. Aus ihrer Wunde quoll neues Blut. Ganz langsam lenkte sie den Blick auf Ardanos.
    »Mein Lieber …«, hauchte sie, doch sie zuckte zusammen, als ob selbst diese noch so winzige Bewegung ihr unerträgliche Schmerzen bereitete. »Ich wusste … du würdest kommen.«
    Selbst jetzt, dachte Lhiannon bei sich, sprach aus Helves Stimme nicht Dankbarkeit, sondern Stolz.
    »Helve, du bist verwundet. Wir müssen diese Klinge aus deinem Körper ziehen.«
    Die Priesterin hob eine Braue. »Ich sterbe«, entgegnete sie. »Hör mir zu … und … zieh dann den Speer.« Sie wurde still, atmete sacht. »Ich habe Nodona den Kuss … den Weihekuss gegeben … sie soll Hohepriesterin sein …« Sie zupfte an ihrem Halsring herum, »… bis Lhiannon aus Eriu … zurück ist.« Dann holte sie noch einmal tief Luft, erzitterte und schloss die Augen.
    »Helve, ich bin hier!« Lhiannon nahm die kalte Hand der Frau.
    »Sie denkt, ich hasse sie.« Helves blasse Lippen kräuselten sich. »Sie war gut … nur gut. Und ich hatte Angst.«
    »Nein … ich habe dich doch verstanden …« Lhiannon bemühte sich, nicht einfach daherzureden. »Du hast alles gut gemacht.«
    Eine Hohepriesterin sollte im Kreise ihrer Frauen sterben. Aber außer Belina war keine in der Verfassung, zum Heiligen Hain zu kommen, selbst Nodona nicht, die noch immer an ihren seelischen Wunden litt, obgleich ihr Körper, von der Vergewaltigung abgesehen, kaum Blessuren davongetragen hatte.
    »Ich habe den Heiligen Stein … gerettet.«
    Nahm Helve überhaupt wahr, dass Lhiannon zugegen war? Hinter ihnen hatte Bendeigid begonnen, den Gesang anzustimmen, der einer Seherin den Übergang in die Jenseitige Welt erleichterte. Helve schlug noch einmal die Augen auf und blickte angestrengt auf Ardanos. »Mein Lieber … ich bin bereit. Ziehe … diesen verdammten Speer … heraus!«
    Ardanos zitterte, aber als er zu singen begann, klang seine Stimme fest: »Du bist nicht dieser Schmerz … du bist nicht dieser Körper … von allen Schwüren, die dich banden, sei nun frei. Du bist Licht, du bist Freude, die nicht sterben kann. Erstehe, du Heilige, auf den Schwingen des Morgens. Eile westwärts, bis auf die Inseln der Gesegneten. Dort ruhe, bis die Zeit gekommen ist, in einen Körper zurückzukehren. Ich, der Erzdruide von Britannien, entlasse dich. Gehe in Frieden, Helve. Du hast die Erlaubnis dazu …«
    Helves Augen waren geschlossen. Und Ardanos’ Gesicht war

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