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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Brand gerieten, hatte jemand die druidischen Zeichen zerhackt, die ihnen magische Kraft gegeben hatten. Die angerichtete Verwüstung dahinter lachte dem hellen Sonnentag Hohn und Spott.
    Du liebe Göttin, hab Gnade, dachte sie benommen. Bin ich die einzige Überlebende?
    Stocksteif blieb sie stehen, als sich irgendetwas bewegte, aber es war nur ein Rabe, der mit den mächtigen Schwingen schlug und vom Kadaver eines Hundes flog, der zur Gemeinschaft gehört hatte.
    Als sie tief ausatmete, rührte sich etwas vor ihren Augen, das sie zunächst für einen Knäuel Lumpen gehalten hatte – es war Belina. Ganz langsam heftete sich der Blick der Priesterin auf Lhiannon, und in ihre Augen kehrte Leben zurück. Auf der Wange hatte sie blaue Flecken und an den Armen deutliche Fingerabdrücke.
    »Lhiannon … du lebst …« Sie kräuselte die Lippen, mühte sich um ein Lächeln.
    »Was ist denn mit dir passiert?« Lhiannon kniete sich neben sie.
    »Nicht schlimmer als erwartet, bis auf den Schlag auf meinen Kopf.« Belina zuckte vor Schmerz zusammen, als Lhiannon ihr auf die Beine half. »Hilf mir, ihren Schmutz wegzuwaschen. Dank sei der Göttin, dass ich keine Jungfrau mehr war.«
    Und wie ist es wohl denen ergangen, die noch Jungfrau waren?, fragte sich Lhiannon. War ein schneller Tod das beste Los, auf das sie hoffen konnte?
    Im Bach lag eine tote Kuh, halb im und halb aus dem Wasser, aber das Wasser rann kalt und klar. Als sie sich gewaschen und getrunken hatten, fühlten sich die beiden Frauen besser. Lhiannon überlegte sogar, ob sie nicht noch irgendwo etwas Essbares auftreiben könnten. Sie gingen zurück zu den Häusern und nahmen sich der grausamen Aufgabe an, die Toten festzustellen. Einige der älteren Druiden hatten beschlossen, in den Häusern zu verbrennen. Elin war neben der Hütte gestorben, in der sie ihre Kräuter aufbewahrte. Mandua schien ein Messer gefunden und sich selbst getötet zu haben, nachdem die Römer über sie hergefallen waren.
    Und überraschenderweise waren einige sogar noch am Leben.
    Lhiannon war gerade dabei, eine klaffende Wunde am Bein einer jüngeren Druidin abzubinden, als sie auf weiteres schmerzliches Stöhnen aufmerksam wurde. Aus ihrem Gesicht wich alles Blut, als sie aufsah und Ardanos erblickte, gestützt auf Bendeigids Arm. Oder war es sein Geist? Noch nie hatte sie in so kummervolle Augen geblickt.
    Er hatte überall Schrammen und Beulen, schien aber ansonsten unverletzt. Er öffnete die Lippen, doch es kam kein Ton heraus.
    »Setz dich«, sagte Bendeigid sanft und führte ihn zu einer Bank, die irgendwie unbeschadet geblieben war. »Wie du siehst, bist du nicht der Einzige, der überlebt hat …« Sein leerer Blick traf auf die starrenden Frauen. »Und dass er noch lebt, ist ein Wunder«, sagte er. »Er war drauf und dran, sich in die Schwerter der Römer zu werfen – wenn ich ihn nicht weggezogen hätte. Die letzte Nacht haben wir fast die ganze Zeit im Wasser verbracht. Er hat mich verflucht, aber ich habe ihm das Leben gerettet. Wir werden ihn nämlich noch brauchen, damit er uns führt, wenn wir wieder kämpfen …«
    »Nein«, flüsterte Ardanos. »Nie wieder. Wir können Rom nicht besiegen.«
    »Wenn du wieder genesen bist, mein Herr, dann wirst du das anders sehen«, erwiderte Bendeigid, aber Ardanos schüttelte weiter den Kopf.
    »Sind die Soldaten alle weg?«, fragte Lhiannon. »Ich habe gesehen, wie sie sich formiert haben und davonmarschiert sind …«
    Bendeigid nickte. »Kurz nach Tagesanbruch sahen wir ein weiteres Boot die Meerenge überqueren. Ein Bote stand an der Reling. Und kaum war das Boot auf den Ufersand gelaufen, eilte er flink wie ein Hase den Weg hinauf. Kurz darauf hörten wir die Trompeten. Sie sind weg – weiß die Göttin, warum.«
    »Irgendetwas ist passiert …«, sagte Belina mit ruhiger Stimme. »Unser Zauber hat gewirkt. Nur nicht … rechtzeitig …«
    »Halbwegs rechtzeitig für uns, um wenigstens einigermaßen davonzukommen!«, sagte Lhiannon so munter sie konnte. »Bis zum Abend hätten sie auch den Rest von uns gefunden.«
    »Wo sind die anderen?« Bendeigids Gesicht verfinsterte sich, als er die zahllosen Leichen sah. »Wo ist die Hohepriesterin? Der römische Abschaum hat keine Gefangenen mitgenommen – es können doch nicht alle tot sein …«
    Hinter dichtem Weidegeäst, dort, wo die Mädchen einst an einer Biegung im Fluss einen Schrein für Brigantia errichtet hatten, fanden sie Coventa. Sie war splitternackt, kauerte vor dem

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