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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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die jetzt dort kauert, ist ein römischer Frevel.«
    Aus dem Kreis der Stammesführer und Könige, die sich mit Boudicca um das Feuer versammelt hatten, kam beifälliges Gemurmel. Die aufgespannten Tücher, die den Abendtau abhielten, waren kostbare Stoffe, die den Römern zuvor als Türbehänge gedient hatten. Eine Amphore mit römischem Wein sorgte für heitere Stimmung.
    »Aber dort leben Britannier«, entgegnete jemand.
    »Sie sind Verräter«, fauchte Vordilic. »Sie waren einmal Catuvellaunen, aber sie haben ihre Namen aufgegeben, kleiden sich in Togen und rühmen sich, römische Bürger zu sein.«
    »Das macht sie schlimmer als echte Feinde«, antwortete ein anderer. »Sie führen uns vor Augen, was aus uns wird, wenn wir nicht siegen. Wir müssen mit ihnen ein warnendes Beispiel setzen für ganz Britannien.«
    »Die Große Straße, die die Römer durch unseren heiligen Boden geschnitten haben, macht das Reisen wenigstens einfacher. Wenn wir uns morgen in Marsch setzen, dann können wir in zwei Tagen in Verlamion sein!« Vordilic war in Londinium zu ihnen gestoßen. Seine Haut hing schlaff an seinen Knochen, und der kostbare Stoff seiner Tunika war zerschlissen. Alles an ihm sprach von vergangenem Wohlstand.
    Boudicca wich zurück. Vordilics zerlumpte Kleidung war das sichtbare Zeichen des Hasses, der seine Seele zerfraß. Sie empfand seine Nähe, als stünde sie am Rand einer Pfuhlgrube. Sämtliche britannischen Stämme zusammenzuziehen war alles andere als leicht. Das lag vor allem daran, dass diejenigen, die darauf brannten, die Römer zu bekämpfen, auch die waren, welche am meisten gelitten hatten, körperlich wie seelisch, und den Feldzug am allerwenigsten mit dem Verstand angingen.
    »Ja, das könnten wir schaffen«, sagte sie leise. »Aber sollen wir gleich angreifen? Eine Stadt kann schließlich nicht weglaufen, so wie ein Heer. Die Legionen sind schon unterwegs, und wir sollten uns bereit machen, ihnen im Kampf zu begegnen.«
    »Die Neunte Legion haben wir ausgelöscht, und das mit weniger Männern, als wir jetzt haben«, tönte Drostac. »Warum sollten uns da die Zwanzigste und die Vierte mehr Schwierigkeiten machen?«
    »Von der Zweiten Legion werden sie keine Verstärkung bekommen«, warf jemand zur allgemeinen Erheiterung ein. »Von den Durotrigern haben wir gehört, dass ihr Feldherr der Ansicht ist, die Lage sei ›zu unsicher für eine sichere Kampfhandlung‹. Und so bleiben sie in Isca.«
    »Wohingegen wir mit jedem Tag neue Krieger dazubekommen«, sagte König Corio. »Wir brauchen keine ausgeklügelte Strategie – wir können sie durch unsere bloße Überzahl vernichten!«
    Zahlenmäßig waren sie dem römischen Heer gewiss überlegen. Etliche Lagerfeuer waren über das wellige Land nördlich des einstigen Londinium versprenkelt – sie leuchteten wie Mohnblumen in einem Weizenfeld. Sie saßen noch immer in feuchtfröhlicher Runde um das Feuer, labten sich an Wein und Fleisch, das sie zur Genüge erbeutet hatten. Sie lachten und sangen, und der nächtliche Wind spielte dazu seine Melodie.
    Boudicca wechselte Blicke mit Tingetorix. Er war der beste Heerführer, den sie hatten, und hatte ihr eine Menge über die Kriegskunst beigebracht.
    »In der Überzahl zu sein reicht nicht. Die Soldaten der Neunten Legion haben wir geschlagen, weil wir Bodenvorteil hatten«, sagte der alte Krieger rügend. »Wenn es uns also gelingt, Paulinus während des Marsches anzugreifen, dann stehen die Aussichten gut, die Stärke seiner Truppe zu verringern. Aber wir dürfen uns nicht in eine offene Feldschlacht drängen lassen.«
    »Und das bedeutet, dass wir nordwärts marschieren müssen, und zwar rasch«, sagte Boudicca. »Auch wenn wir einige der Wagen zurücklassen müssen, insbesondere die mit Frauen und Kindern.« Vielleicht könnte sie ihre Töchter als Vertreter des königlichen Hauses überreden, bei ihnen zu bleiben.
    »Wir werden uns in der Früh in Marsch setzen«, fuhr sie fort. »Tingetorix, ich will, dass du deine besten Reiter nimmst und als Spähtrupp mit ihnen vorausreitest. Morigenos, du nimmst die Männer, die unlängst erst zu uns gestoßen sind. Zeig ihnen, wohin es gehen soll, und versichere dich, dass sie auch Waffen haben. Drostac, du bist für die Vorratswagen verantwortlich. Wir müssen auf die Nahrungsmittel achten – wer weiß, wie lange sie noch reichen.«
    In Städten gab es Lagerhäuser. Und das war nicht zuletzt mit ein Grund gewesen, Londinium anzugreifen.
    »In Verlamion gibt

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