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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Am Abend würde sie die Stammesführer versammeln, damit sie eine Route planten, die um Verulamium herumführte.
    Die Pferde warfen die Köpfe herum, schnaubten, und Tascio drosselte ihren Schritt, als sie von jenseits der Baumlinie Hufgeklapper vernahmen. Kurz darauf erschien ein Reiter, der sich in schnellem Galopp näherte.
    »Verulamium!«, schrie er. »Die Stadt liegt gleich dort drüben, auf der anderen Seite des Flusses, und ist unverteidigt!«
    Jubelgeschrei brach aus, als die Nachricht durch die Reihen ging. Und schon galoppierten einige Reiter los. Boudicca blickte flüchtig zu Tingetorix, doch um sie herum herrschte derart lärmender Aufruhr, dass sie seine Worte nicht verstehen konnte. Und so verbiss sie sich den Befehl, den sie schon auf den Lippen hatte. Der alte Krieger hatte ihr nämlich eigens beigebracht, dass ein Befehl, der nicht befolgt werden konnte oder wollte, sinn- und zwecklos war. Und einen anderen Weg als die Straße gab es jetzt ohnehin nicht mehr. Männer und Pferde folgten dem Zug der Raben in die Stadt, die Augen blutdurstig glänzend. Ob sie wollte oder nicht – der Angriff auf Verulamium stand unmittelbar bevor.
    Das Licht der untergehenden Sonne fiel schräg durch die Bäume, hob die rostrote Farbe der Steine um den Teich hervor. Es war ein warmer Tag gewesen, jetzt aber lag eine kühle Brise in der Luft über der Blutquelle. Lhiannon schöpfte noch einmal eine Handvoll des eisenreichen Wassers und lehnte sich mit einem Seufzer zurück.
    »Ich fühle mich bereits sehr viel stärker«, sagte Coventa und starrte in den Teich, während das dunkle Wasser zur Ruhe kam.
    Eisen, um ein römisches Kind zu nähren …, dachte Lhiannon, schmeckte das bittere Nass auf ihrer Zunge und versuchte, den Gedanken zu vertreiben. Sie würde niemals zulassen, dass die Römer auch noch den Tor eroberten. Coventa ihre Lieblingsplätze auf der Insel zu zeigen hatte sie mit großer Freude erfüllt, zumal Coventa betont hatte, dass sie nie Zeit gefunden hatte, der Natur zu lauschen, wenn sie mit Helve unterwegs gewesen war.
    Am Nachmittag hatten sie in der Blutquelle gebadet, und Lhiannon bemerkte mit einer Mischung aus Schmerz und Verwunderung, wie die Schwangerschaft ihre Freundin in einem ganz neuen Glanz erstrahlen ließ. Seit sie wusste, dass sie ein Kind im Leib trug, hatte Coventa nachts nicht mehr geweint. War es möglich, dass eine solche Gräueltat am Ende einen Segen brachte? Lhiannon wollte das nicht glauben, aber sie war nicht so hartherzig, um Coventa nicht alles erdenklich Gute zu wünschen.
    Sie schloss die Augen, suchte sich im leisen Murmeln des Wassers zu zerstreuen, das aus der Quelle gurgelte, durch eine Rinne floss und schließlich in den Teich tröpfelte.
    »Blut …«, wisperte Coventa plötzlich.
    Einen kurzen Augenblick lang dachte Lhiannon, sie spreche von der Quelle. Doch als sie die Augen aufmachte, fuhr sie schlagartig auf, als sie sah, dass Coventa stocksteif am Boden kauerte und ins Wasser stierte. Mearan hatte ihnen einst erzählt, dass die Wasser der Blutquelle für Weissagungen genutzt werden können – sie hätte Coventa warnen und ihr sagen sollen, nicht in den Teich zu sehen.
    »Coventa!«, rief sie und dämpfte dann die Stimme. »Was siehst du?«
    »Ein Fluss in einem Tal … Blut im Wasser … rotes Abendlicht, rote Flammen, rot … überall rot …« Coventas Stimme klang entrückt, und Lhiannon dankte der Göttin, ihr diese Erkenntnis in einer Vision geschenkt zu haben und nicht in einem Albtraum.
    »Wo liegt der Fluss?«, fragte Lhiannon. Um eine Vision zu haben, war die Jungfräulichkeit also nicht erforderlich, wobei nicht auszuschließen war, dass sie zusätzliche Bilder erbracht hätte, die Coventa nun nicht zu sehen vermochte. Doch jetzt war die Vision ohnehin nicht mehr aufzuhalten.
    »Das Land ist flach. Ich sehe verstreut Rundhäuser und andere Häuser mit geraden Mauern und seltsamen roten Dächern, wie Schuppen. Neben einer Straße sind Gebäude. Die Männer greifen an, einer bricht zusammen und verstreut Eisstücke über die Straße – nein – es sind Glasstücke.«
    Römische Gebäude, vermutete Lhiannon, wenngleich sie nicht genau wusste, wo sich diese befanden.
    »Es gibt eine seltsame, rechteckige Festungsanlage mit ein paar langen Häusern darin. Sie sind aus Holz gebaut und brennen gut.«
    »Wer brennt sie nieder?«, fragte Lhiannon.
    »Unser Volk …«, antwortete Coventa. »Sie zerren Männer aus den Gebäuden und schlagen sie

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