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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nach Hause zurückkehren willst. Ich sage dir ganz offen, dass ich bei dir keine Fähigkeiten zur Priesterin sehe, aber dafür hast du andere durchaus nützliche Gaben«, fügte sie schnippisch hinzu, und Boudicca unterdrückte ein Lächeln. »Wenn du hierbleiben möchtest, dann bist du uns natürlich willkommen.«
    »Wie lange kann ich überlegen?«
    »Mit Leucu kannst du jederzeit mitgehen.« Sie zögerte. »Aber da ist noch etwas. Ein Nachricht von Lhiannon.«
    Sie war also in Sicherheit, wie schön! Boudicca versuchte, sich ihre Freude darüber nicht anmerken zu lassen.
    »Wie du ja weißt, gehört es zu unserer Tradition, die Priesterschülerinnen zur Einkehr nach Avalon zu schicken, bevor wir sie dann als vollwertige Priesterinnen in unsere Gemeinschaft aufnehmen. Lhiannon hat darum gebeten, dass du zu ihr nach Sommerland kommst. Gewöhnlich würde ich dich zusammen mit anderen Priesterinnen schicken, doch ich kann derzeit keine von ihnen entbehren. Aber Lhiannon weiß ja, was zu tun ist.«
    Da habe ich nichts dagegen – Lhiannon ist von allen hier ohnehin diejenige, die ich mir für dieses Ritual wünschen würde, dachte Boudicca im Stillen.
    »Danach kannst du immer noch nach Camulodunon gehen. Aber entscheide dich erst dann, wenn du die Dinge durch die Augen einer Frau siehst, nicht mehr durch die eines Kindes.«
    Während Helve sprach, hatte ihre Stimme einen zunehmend hallenden Klang angenommen – hörte sich beinahe an wie die von Mearan. Und daran erkannte Boudicca, dass Helve tatsächlich als Hohepriesterin sprach, auch wenn sie persönlich ganz anderer Meinung sein mochte. Und vor dieser Hohepriesterin – nicht vor der Frau namens Helve – verbeugte sich Boudicca.
    »Meine Herrin, ich danke dir. Ich werde nach Avalon gehen.«
    Eigentlich hatte Boudicca eine beschwerliche Reise zu Pferde erwartet. Stattdessen fuhr sie nun auf einem Schiff, das die Druiden für sie aufgetan hatten, gen Süden. Der Kapitän war bereit, Boudicca und Leucu auf seinem Weg die britannische Westküste hinunter mitzunehmen, bis hinein in die weite Bucht, dorthin, wo die Sabrina ins Meer mündete. Sie hatte Mühe, sich an das Schaukeln des Schiffes zu gewöhnen, dennoch dämpfte das flaue Unbehagen ihren Kummer darüber, nun den Ort zu verlassen, der vier Jahre lang ihr Zuhause gewesen war. Und bis sie sich einigermaßen an das Auf und Ab gewöhnt hatte, war ihr alles ringsum fremd.
    Das Schiff drehte ostwärts, fuhr die gebirgige Küste entlang, welche die Bucht vor Nordstürmen schützte. Von hier aus waren es noch zwei Tage durch die Sabrina-Bucht bis zur schilfig-sumpfigen Küstenlinie, wo das braunschlammige Wasser der Sabrina ins Meer mündete. Boudicca holte tief Luft, als ihr der Landwind den starken, fruchtbaren Geruch des Sumpflands in die Nase wehte.
    »Oje, das stinkt aber, junge Frau«, sagte der Kapitän, der ihre Reaktion offenbar missverstand. »Ich freue mich jetzt schon darauf, wenn ich wieder umkehren und saubere Meeresluft schnuppern kann.«
    Boudicca lachte. »Das macht mir nichts aus«, sagte sie. »Ich komme vom Land der Icener. Das erinnert mich an die Moore nahe meiner Heimat.«
    »Dann ist ja gut, denn du musst diesen Weg nehmen, um auf die Heilige Insel zu gelangen«, sagte er und zeigte vage Richtung Osten. Zwischen Sumpfland und Meer sah sie eine Ansammlung von Hütten auf Pfählen. Doch alles, was hinter den Bäumen lag, war in Nebel gehüllt. »In dem Dorf dort drüben werden wir einen Fährmann für dich finden. Die Leute sind zwar alle ein wenig sonderbar, klein und dunkelhäutig, aber sie leben hier seit eh und je, kennen den Weg durch das Sumpfland in- und auswendig und sind den Heiligen von Avalon treue Freunde.«
    Boudicca sah zu, wie sie langsam uferwärts drehten, und fragte sich, ob das spitz zulaufende, tropfenförmige Gebilde am Horizont wirklich der »Tor« war, die Heilige Insel, über die sie schon so viel gehört hatte. Spannung ergriff sie.

SIEBEN
    Das Kind ist groß geworden!, dachte Lhiannon, als sie Boudicca beobachtete, wie sie den Tor heraufkam, den Heiligen Hügel, und hinauf zur tropfenförmigen Spitze blickte. Hinter ihr durchzogen Schilf und Gestrüpp das weite, glänzende Sumpfland, aus dem vereinzelt inselartige, leuchtend grüne Hügel ragten und das sich in einem silbrig schimmernden Band zum Meer hin verlor.
    Aber vielleicht hatte sie auch einfach nur vergessen, wie eindrucksvoll Boudiccas stattlicher Gang und ihr flammend rotes Haar wirkten – wie eine junge

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