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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sich der warme Geruch des backenden Haferkuchens mit den anderen Düften im Raum.
    »Hört den Wind!«, sagte Mandua und schauderte.
    »Er flüstert Geschichten von all den Orten, durch die er wehte«, meinte Coventa.
    »Oder er schreit sie laut hinaus«, fügte Boudicca hinzu und hörte das Astgebälk stöhnen, welches das runde Reetdach stützte, als ein neuer Windstoß darüberfuhr. Lhiannon lächelte. »An einem Abend wie diesem muss ich immer an all die denken, die Wind und Wetter trotzten, um auf diese Insel zu gelangen. Man sagt, das erste weise Volk, das auf Avalon siedelte, sei von einer großen Insel gekommen, die im Meer versunken war.«
    »Aber wie kamen die Druiden hierher?«, fragte Coventa, die dabei war, die gerösteten Hafermehlstücke vom heißen Stein in einen Korb zu schaufeln.
    »Es scheint ein passender Abend für die Geschichte.« Die Hohepriesterin träufelte ein wenig Honig auf ihr Haferkuchenstück und biss mit einem wohligen Seufzer hinein. »Die ersten Priester hier in Oakhalls, die den frühen keltischen Kriegsführern folgend hier eintrafen, müssen das Meer beängstigend gefunden haben. Ihr Volk war groß und bedeutend geworden, und ihre Stämme verstreuten sich in alle Richtungen. Einige begaben sich nach Norden, um Gallien zu besiedeln, und von dort wagten sie sich weiter bis auf diese Inseln.«
    »Die Atrebaten entstammen den Belgen, dem letzten Stamm, der hierherkam, genauso wie die Prinzen, die das Land der Icener beherrschen«, fügte Lhiannon hinzu. »Obgleich noch älteres Blut fließt in den Adern derer, die dort herrschen.« Sie drehte sich um zur Hohepriesterin. »Wer waren die Ersten unseres Ordens, die nach Avalon kamen?«
    »Die Ersten?« Mearan lächelte. »Einer alten Legende nach war es kein Priester, der als Erster nach Avalon kam, sondern eine Priesterin, die in einem der frühen Kriege der Zerstörung ihrer Feste entfloh. Ihr Name war Rhian. Sie kämpfte sich durch grimmige Winterstürme, sodass Avalon in der Tat eine Insel war. Zudem kann man sich leicht verirren, wenn dichte Nebel über dem Moor liegen. Rhian tappte durch die Nebel, durchnässt und zitternd, bis sie …«
    Mearan unterbrach sich, nippte am Tee.
    »… nach Avalon kam?«, fragte Coventa ungeduldig.
    Die Hohepriesterin schüttelte den Kopf. »Sie kam an einen Ort, wo weder Sonne noch Mond schienen, wo die Bäume stets in Blüte standen und Früchte trugen. Und die Königin des ansässigen Volkes, das dort länger gelebt hatte als jedes andere Volk auf diesen Inseln, nahm sie auf. Für eine ungeahnt lange Zeit blieb sie dort, und als sie geheilt war, wanderte sie abermals durch die Nebel … und kam nach Avalon.«
    »Lebten damals schon Priesterinnen hier?«, fragte Boudicca.
    »Priesterinnen und Priester«, antwortete Mearan. »Sie waren Nachfahren des ersten Inselvolks sowie der Meister der hohen Magie, die vom Versunkenen Inselreich gekommen waren. Aber es gab einen ganz bedeutenden Unterschied – während unter jenen ersten Druiden die Priesterinnen einzig dazu da waren, den Priestern in den Ritualen zu dienen, arbeiteten Priester und Priesterinnen auf Avalon zusammen, und es war die Herrin von Avalon, die die größere Macht ausübte.«
    »Und das ist bis heute der Unterschied zwischen unserem Orden hier und dem, wie es in Gallien üblich ist oder war«, fügte Lhiannon hinzu.
    »Die weisen Frauen von Avalon haben Rhian gelehrt und sie dann zurückgesandt, um Frieden zu schaffen zwischen ihrem Volk und den Männern der alten Stämme. Und obgleich die Kriege und Raubzüge weitergingen, waren sie nicht mehr so schlimm wie zuvor, und am Ende wurden wir zu einem Volk, das wir bis heute sind.«
    »Und alle Männer ehren unsere Priesterinnen …«, fügte Coventa voller Zufriedenheit hinzu.
    »So lasst uns dafür Sorge tragen, uns diese Verehrung zu verdienen«, sagte Lhiannon.

ZWEI
    »Eins – Quell, Göttlicher Urquell, namenlos, unerkennbar, jenseits menschlicher Erkenntnis«, sangen die Jungen und Mädchen, die unter der Esche saßen.
    Zum ersten Mal seit Wochen hatten sich die Wolken gelichtet, und ein wenig Sonne kam durch. Die Lehrer nutzten das schöne Wetter, gingen mit ihren Zöglingen hinaus, um es zu genießen. Ardanos hatte die Bardenschüler zu einer Übungsstunde auf die andere Seite des Hains geführt. In der Frühlingsluft klangen selbst die schiefen Töne seiner Zöglinge süß und lieblich.
    Eins – die unvergängliche Wahrheit. Ja, mag sein, dachte Lhiannon, aber ihre

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