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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nicht, daß ich Gott auf diese Weise versuchen werde, ehrwürdiger Druide.«
    Mit dem Heiligen Schwert an der Seite wirkte Artus noch größer und eindrucksvoller. Morgaine sah ihn gekrönt und mit dem Königsmantel auf dem Thron vor sich… und einen Augenblick lang schienen sich in dem kleinen Raum schattenhaft andere Männer zu drängen, bewaffnete, reich gekleidete, edle Mannen, die ihn dicht umgaben … seine Ritter… Das Bild verschwand, und Artus war wieder ein junger Mann, der unsicher lächelte und seine Würde noch etwas unbeholfen trug.
    Sie verließen das Heiligtum unter der Erde. Aber in der Tür drehte Artus sich noch einmal um und betrachtete die anderen Heiligen Insignien, die im Dämmerlicht schimmerten. Zaghaftigkeit und die fast sichtbare Frage standen in seinem Gesicht geschrieben:
Habe ich richtig gehandelt? Lästere ich den Gott, den man mich gelehrt hat, als den einzigen zu verehren?
    Taliesin fragte leise und sanft: »Kennt Ihr meinen sehnlichsten Wunsch, mein Gebieter und König?«
    »Was ist es, Ehrwürdiger Merlin?«
    »Ich wünsche mir, daß eines Tages… nicht jetzt, denn das Land und die Christusgläubigen sind noch nicht reif dafür… daß eines Tages Druiden und Mönche in Eintracht Gott dienen. Ich wünsche mir, daß in ihrer großen Kirche ihr heiliges Abendmahl mit diesem Kelch und dieser Schale gefeiert wird, um Brot und Wein zu spenden, zum Zeichen, daß alle Götter ein Gott sind.«
    Artus bekreuzigte sich und flüsterte: »Amen, Ehrwürdiger Merlin. Der heilige Herr Jesus möge den Tag für diese Inseln kommen lassen.«
    Morgaine spürte das Prickeln an ihren Armen und hörte sich sagen, ohne zu wissen, daß sie sprach, da das Gesicht durch sie redete: »Der Tag wird kommen, Artus. Aber nicht wie du es dir denkst. Hüte dich vor diesem Tag, denn er könnte ein Zeichen sein, daß dein Werk vollbracht ist.«
    Mit gedämpfter Stimme entgegnete Artus: »Wenn dieser Tag wirklich kommen sollte, Herrin, wird er mir sicherlich ein Zeichen sein, daß ich getan habe, weshalb ich auf den Thron gekommen bin, und damit will ich mich zufriedengeben.«
    »Hütet Euch«, sagte der Merlin sehr sanft, »denn die Worte, die wir sprechen, werfen die Schatten der Dinge, die kommen werden. Indem wir sie aussprechen, reden wir sie herbei, mein König.«
    Morgaine blinzelte, als sie ins Sonnenlicht trat. Sie schwankte, und Kevin streckte die Hand aus, um sie zu stützen. »Ist Euch nicht gut, Herrin?«
    Sie schüttelte unwillig den Kopf und kämpfte gegen das Schwindelgefühl. Artus sah sie besorgt an. Dann standen sie alle im Sonnenlicht, und seine Gedanken kehrten wieder zu seinen Aufgaben zurück.
    »Ich werde in Glastonbury, auf der Insel der Priester, gekrönt. Werdet Ihr dort sein, Herrin, wenn Ihr Avalon verlassen könnt?«
    Viviane antwortete lächelnd: »Ich glaube nicht. Aber der Merlin soll Euch begleiten. Und Morgaine soll an Eurer Krönung teilnehmen, wenn Ihr es wünscht… und wenn sie will«, fügte sie hinzu. Morgaine wunderte sich über Vivianes Worte und ihr Lächeln. »Morgaine, mein Kind. Wirst du ihnen auf der Barke das Geleit geben?«
    Morgaine verbeugte sich. Sie stand am Bug, als das Boot, auf dem sich außer ihr nur Artus und der Merlin befanden, lautlos das Ufer erreichte. Dort erwarteten sie mehrere Bewaffnete, die ehrfürchtig der Barke entgegenblickten, die plötzlich aus den Nebeln auftauchte. Morgaine erkannte einen der Männer: Lancelot hatte sich in den zwei Jahren nicht verändert. Er war nur größer, sah noch besser aus und trug einen kostbaren dunkelroten Umhang sowie Schwert und Schild.
    Auch er erkannte sie und verbeugte sich. »Seid gegrüßt, Base«, sagte er.
    »Ihr kennt meine Schwester, die Herrin Morgaine, Herzogin von Cornwall und Priesterin von Avalon?« fragte Artus. »Morgaine, dies ist mein liebster Freund, unser Vetter.«
    »Wir sind uns schon begegnet«, erwiderte Lancelot und beugte sich über die Hand der Priesterin. Trotz ihres Unwohlseins spürte Morgaine ein plötzlich aufflammendes Verlangen nach diesem Mann, das sie nie wirklich verlassen würde.
    Er und ich waren füreinander bestimmt. Ich hätte an jenem Tag den Mut aufbringen sollen, selbst wenn es bedeutet hätte, mein Gelübde zu brechen…
    An seinen Augen und der Zärtlichkeit, mit der er ihre Hand berührte, erkannte sie, daß auch er sich erinnerte. Morgaine seufzte, hob den Kopf, und die anderen Männer wurden ihr vorgestellt.
    »Mein Ziehbruder Cai«, sagte Artus. Cai war groß

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