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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wies Morgause ihn streng zurecht. Sie eilte zu Morgaine, die überrascht und beschämt mit hochrotem Kopf vorn-übergebeugt dastand.
    »Es ist schon gut, Morgaine«, beruhigte sie Morgause und legte ihr die Hand auf den Arm. »Hast du hier Schmerzen… und hier? Das habe ich mir gedacht. Es sind die Wehen, Kind. Weißt du das nicht?«
    Sie rief Beth herbei und sagte: »Bring die Herzogin von Cornwall in das Frauengemach. Dann rufst du Megan und Branwen. Löse ihr das Haar. Auch am Leib darf sie nichts haben, was geknotet oder gebunden ist.« Sie streichelte Morgaine über das Haar und fügte hinzu: »Hätte ich es früher gewußt, hätte ich dir keinen Zopf geflochten … Ich komme bald hinunter und bleibe bei dir, Morgaine.« Sie sah Morgaine nach, die schwer auf Beths Arm gestützt den Raum verließ.
    Dann sagte sie zu Lot: »Ich muß bei ihr bleiben. Für sie ist es das erste Mal. Sie wird Angst haben, die arme Morgaine.«
    »Es hat keine Eile«, antwortete Lot gelassen. »Wenn es das erste ist, werden die Wehen die ganze Nacht über dauern. Du hast noch genug Zeit, ihr die Hand zu halten.« Er sah Morgause mit einem gutmütigen Lächeln an: »Du hast es sehr eilig, den Rivalen unseres Gawain auf die Welt zu bringen.«
    »Was meinst du damit?« fragte Morgause leise.
    »Nur soviel, daß Artus und Morgaine dieselbe Mutter haben. Und damit steht Morgaines Sohn dem Thron noch etwas näher als Gawain.«
    »Artus ist jung«, entgegnete Morgause kalt, »er hat Zeit genug, Vater von einem Dutzend Söhnen zu werden. Wieso, glaubst du, braucht er einen Erben?«
    Lot zuckte die Schultern: »Das Schicksal ist launisch. In der Schlacht ist Artus' Leben durch einen Zauber geschützt… ich bin sicher, daß die Herrin vom See daran nicht ganz ohne Schuld ist… und Gawain ist seinem König nur allzu treu ergeben. Aber das Glück kann Artus verlassen. Wenn dieser Tag kommt, hätte ich gern, daß Gawain dem Thron am nächsten steht. Du weißt selbst, Morgause, das Leben eines Neugeborenen hängt an einem schwachen Faden. Vielleicht solltest du deine Göttin anflehen, daß der kleine Herzog von Cornwall keinen zweiten Atemzug macht.«
    »Wie könnte ich Morgaine das antun? Sie ist mir wie eine Tochter!«
    Lot griff seiner Frau liebevoll unter das Kinn: »Du bist eine gute Mutter, Morgause, und das ist mir auch sehr wichtig. Aber ich bezweifle, daß Morgaine wirklich so begierig ist, ein Kind im Arm zu halten. Ich habe gehört, wie sie sagte, sie hätte besser daran getan, das Kind abzustoßen…«
    »Sie war krank und erschöpft«, entgegnete Morgause ärgerlich. »Glaubst du, ich hätte das nicht ebenfalls gesagt, wenn ich es satt hatte, einen dicken Bauch vor mir herzutragen? Jede Frau sagt das in den letzten Monaten ihres Schwangerseins.«
    »Das mag alles zutreffen. Aber ich glaube, Morgaine wäre nicht allzu traurig, wenn das Kind nicht am Leben bleibt. Und dir sollte es nicht anders ergehen… mehr habe ich nicht gesagt.«
    Morgause verteidigte ihre Nichte: »Sie ist gut zu unserem Gareth. Sie hat ihm Spielzeug geschnitzt, und sie erzählt ihm Geschichten. Ich bin sicher, daß sie ihrem Kind eine ebensogute Mutter sein wird.«
    »Trotzdem liegt es nicht in unserem Sinn oder im Interesse unseres Sohnes, daß Morgaine
ihren
Sohn als Artus' Erben betrachtet.« Er legte den Arm um seine Frau. »Hör zu, mein Lieb. Wir haben vier Söhne und wissen genau, sie werden sich gegenseitig an die Kehle fahren, wenn sie alle erwachsen sind… Lothian ist kein großes Reich. Aber wenn Gawain Großkönig wird, gibt es genug Reiche für alle.«
    Morgause nickte nachdenklich. Lot liebte Artus ebensowenig wie einst Uther. Aber für so rücksichtslos hätte sie ihn nie gehalten. »Verlangst du von mir, das Kind gleich nach der Geburt zu töten?«
    »Sie ist unsere Verwandte und mein Gast«, erwiderte Lot, »und deshalb ist sie mir heilig. Ich würde nicht den Fluch eines Kindsmordes auf mich laden wollen. Ich sage nur… das Leben eines Neugeborenen hängt an einem seidenen Faden. Man muß sich pfleglich um die kleinen Kinder kümmern. Wenn Morgaine eine schwere Geburt haben sollte, kann es gut sein, daß niemand Zeit hat, auf das Kind zu achten.«
    Morgause biß sich auf die Lippen und wendete sich ab: »Ich muß zu meiner Nichte.«
    Lot sah ihr lächelnd nach. »Denkt gut darüber nach, meine Gemahlin.«
    Man hatte in der kleinen Halle ein Feuer für die Frauen angezündet, und im Kessel kochte Hafergrütze. Es würde eine lange Nacht

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