Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
wenig von den großen Zauberkünsten Avalons gelernt hatte. Jetzt könnte nur ein Zauber helfen, um Morgaine die Qualen zu erleichtern. Das Mädchen hatte es so schwer, so furchtbar schwer…
    Sie kam in das Frauengemach zurück. Morgaine kniete jetzt aufrecht im Stroh, damit das Kind besser aus dem Leib gleiten sollte. Die Ammen stützten sie auf beiden Seiten, und sie hing beinahe leblos zwischen ihnen, schrie stöhnend auf und biß sich dann im Versuch, tapfer zu sein, auf die Lippen, um die Schreie zu unterdrücken. Morgause kniete sich vor ihr auf das blutige Stroh. Sie streckte ihr die Hände entgegen; Morgaine ergriff sie und sah sie an, als erkenne sie sie kaum wieder.
    »Mutter«, schrie sie, »Mutter, ich wußte, du würdest kommen…« Morgaines Gesicht verzerrte sich von neuem; sie warf den Kopf zurück, und ihr verschlossener Mund unterdrückte die Schreie.
    Megan bat: »Haltet sie, Herrin… stellt Euch hinter sie und haltet sie aufrecht…«
    Morgause packte Morgaine unter den Armen und spürte, wie die junge Frau zitterte, würgte und blindlings versuchte, sich zu befreien. Sie konnte den Frauen nicht mehr helfen, sie noch nicht einmal mehr tun lassen, was sie tun mußten, sondern schrie bei jeder Berührung laut auf. Morgause schloß die Augen. Mit aller Kraft hielt sie Morgaines zarten, sich aufbäumenden Körper. Morgaine schrie wieder: »Mutter! Mutter!«, aber sie wußte selbst nicht mehr, ob sie Igraine oder die Göttin rief. Dann sank sie besinnungslos in Morgauses Arme. Im Raum verbreitete sich der scharfe Geruch von Blut, und Megan hielt ein dunkles und faltiges Etwas hoch. »Seht, meine Herrin Morgaine, Ihr habt einen schönen Sohn…«, dann beugte sie sich über das Kind und atmete in seinen kleinen Mund. Man hörte den durchdringenden, entsetzten Schrei eines Neugeborenen, der zornig über die kalte Welt aufschrie, in die er gekommen war.
    Morgaine lag wie besinnungslos in Morgauses Armen; sie war zu Tode erschöpft und öffnete noch nicht einmal die Augen, um einen Blick auf das Kind zu werfen.
    Das Neugeborene wurde gewaschen und gewickelt, Morgaine trank einen Becher heiße Milch mit Honig und Kräutern gegen das Bluten und lag dann benommen und erschöpft auf dem Lager. Als Morgause sich über sie beugte und sie leicht auf die Stirn küßte, rührte sie sich nicht.
    Sie würde wieder gesund werden, obwohl Morgause noch nicht erlebt hatte, daß eine Frau bei der Geburt so kämpfen und leiden mußte und trotzdem ein gesundes Kind zur Welt brachte. Die Amme sagte, essei unwahrscheinlich, daß Morgaine noch einmal ein Kind haben könne, nach allem, was man bei dieser Geburt hatte tun müssen.
Das ist nicht so schlimm,
dachte Morgause. Sie nahm das gewickelte Kind auf den Arm und betrachtete sein kleines Gesicht. Es schien normal zu atmen.
    Wenn ein Kind nicht sofort nach der Geburt schrie, und man es beatmen mußte, kam es vor, daß die Atmung später wieder aussetzte, und es starb. Aber Morgaines Kind war gesund und rosig, selbst die winzigen Fingernägel schimmerten rosa. Es hatte glatte, dunkle Haare und einen zarten dunklen Flaum an Armen und Beinen – ja, es stammte wie Morgaine von den Feen. Es mochte tatsächlich Lancelots Sohn sein, und so dem Thron noch näherstehen.
    Man mußte das Kind sofort einer Amme übergeben… Morgause zögerte. Wenn Morgaine sich etwas erholt hatte, würde sie es sicher halten und stillen wollen; es war immer so, ganz gleich wie schwer die Geburt auch gewesen war. Je schwieriger die Geburt, desto größer schien die Freude der Mutter zu sein, wenn sie das Neugeborene stillte. Nach dem schweren Kampf kamen Liebe und Freude über das Kind an der Brust.
    Sie dachte unfreiwillig an Lots Worte.
Wenn Gawain auf dem Thron sitzen soll, steht ihm dieses Kind im Wege.
Sie hatte Lot nicht zuhören wollen, als er das sagte – aber jetzt, mit dem Kind auf dem Arm, mußte sie unwillkürlich denken, daß es nicht so schlecht wäre, wenn das Kind nachts im Schlaf von seiner Amme erdrückt wurde, oder zu schwach zum Trinken war. Wenn Morgaine es weder im Arm gehalten noch gestillt hatte, würde ihre Trauer auch nicht so groß sein, wenn er nach dem Willen der Göttin nicht am Leben bleiben sollte…
    Ich will ihr nur noch mehr Leid ersparen…
    Mit Morgaine als Mutter und Lancelot als Vater… Eltern aus der königlichen Linie von Avalon… würde das Volk ihn als Thronfolger anerkennen, wenn Artus etwas zustieß. Aber sie wußte nicht einmal mit Gewißheit, ob

Weitere Kostenlose Bücher