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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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»Er schmeckt mir nicht«, sagte sie, »aber merkwürdigerweise muß ich immer weitertrinken!«
    »Dein Kind verlangt danach«, erwiderte Morgause ernst. »Kinder im Mutterleib wissen, was gut für sie ist. Und sie verlangen es von uns.«
    Heiteren Sinnes saß Lot bei seinen Jägern und lächelte seine Schwägerin freundlich an. »Es ist ein altes, mageres Tier. Aber mitten im Winter ist es eine gute Mahlzeit«, sagte er. »Ich bin froh, daß wir keine trächtige Hirschkuh erlegt haben. Wir sahen zwei oder drei, aber ich hielt meine Männer davon ab, sie zu jagen und rief sogar die Hunde zurück… Ich möchte, daß sie in Frieden ihre Kälber bekommen, und wie ich sehen konnte, wird es nicht mehr lange dauern.« Er gähnte, setzte den kleinen Gareth, dessen Gesicht vom Fett glänzte, auf sein Knie und sagte: »Bald wirst du auch groß genug sein, um mit uns auf die Jagd zu gehen. Du, und der kleine Herzog von Cornwall.«
    »Wer ist der Herzog von Cornwall, Vater?« fragte Gareth. »Oh, das ist Morgaines Kind«, antwortete Lot lächelnd. Gareth starrte Morgaine an: »Ich seh kein Kind. Morgaine, wo ist dein Kind?« Morgaine lachte gezwungen: »Im nächsten Monat werde ich es dir zeigen.«
    »Bringt es die Frühlingsjungfer?«
    »So kann man es sagen«, antwortete Morgaine und lächelte unfreiwillig. »Wie kann ein kleines Kind ein Herzog sein?« »Mein Vater war der Herzog von Cornwall. Ich bin sein einziges
    Kind. Als Artus den Thron bestieg, gab er Tintagel an Igraine zurück. Sie gibt es mir und meinen Söhnen, wenn ich welche bekomme.« Morgause sah die junge Frau an und dachte:
Ihr Sohn steht dem Thron näher als mein Gawain. Ich bin Igraines Schwester; Viviane ist es nur halb. Deshalb steht Gawain dem Thron näher als Lancelot. Aber Morgaines Sohn wird Artus
'
Neffe sein. Ob Morgaine daran gedacht hat?
    »Sicher, Morgaine, dann ist dein Kind Herzog von Cornwall…«
    »Oder Herzogin«, sagte Morgaine und lächelte wieder.
    »Nein, ich kann an deinem Leib sehen, daß es ein Sohn sein wird«, erklärte Morgause. »Ich habe vier Söhne geboren und meine Frauen während ihres Schwangerseins beobachtet…« Mit einem boshaften Lächeln sagte sie in Lots Richtung: »Mein Gemahl nimmt das alte Wort sehr ernst, das sagt, ein König soll der Vater seines Volkes sein.«
    Gutmütig antwortete Lot: »Ich glaube, es ist nur richtig, daß die Söhne meiner rechtmäßigen Königin viele Halbbrüder um sich haben. Ohne Bruder bleibt der Rücken ungedeckt, sagt man, und ich habe viele Söhne… Kommt, Schwägerin, wollt Ihr nicht die Harfe nehmen und uns etwas vorsingen?«
    Morgaine schob die Reste des fetttriefenden Haferbrotes beiseite.
    »Ich habe zuviel gegessen, um singen zu können«, entgegnete sie stirnrunzelnd. Wieder ging sie in der Halle auf und ab, und Morgause sah, daß sie ihre Hände gegen den Rücken preßte. Gareth lief zu ihr und zog an ihrem Rock. »Sing, Morgaine! Sing mir das Lied vom Drachen.«
    »Das ist zu lang für heute abend… Du mußt jetzt schlafen«, sagte sie, ging aber in eine Ecke, wo die kleine Harfe stand, und setzte sich auf eine Bank. Spielerisch fuhr sie über die Saiten, stimmte das Instrument und sang ein derbes Soldatenlied. Lot und seine Männer fielen ein, und ihre rauhen Stimmen hallten von der verräucherten Decke wider.
    »Die Sachsen kamen in finsterer Nacht Und alles lag in tiefem Schlaf. Sie brachten alle Frauen um, denn sie treiben
'
s lieber mit einem Schaf!«
    »Das hast du bestimmt nicht in Avalon gelernt«, sagte Lot, als Morgaine sich erhob und die Harfe an ihren Platz zurückstellte.
    »Sing weiter«, bettelte Gareth. Aber sie schüttelte den Kopf. »Mir fällt das Atmen heute schwer. Deshalb kann ich nicht singen«, erwiderte Morgaine. Sie griff nach ihrer Spindel, legte sie aber nur wenig später beiseite und ging wieder in der Halle auf und ab.
    »Was ist los mit dir, Morgaine?« fragte Lot. »Du bist so unruhig wie ein Bär im Käfig.«
    »Mir schmerzt der Rücken, wenn ich sitze«, antwortete sie, »und das Fleisch, das mir meine Tante zu essen gegeben hat, macht mir Leibschmerzen.«
    Sie preßte die Hände wieder gegen ihren Rücken und beugte sich plötzlich wie in einem Krampf nach vorne. Dann stieß sie einen Schrei aus. Morgause sah, wie der zu lange Kittel an ihren Knien dunkel und feucht wurde.
    »Oh, Morgaine, du hast dich naßgemacht«, krähte Gareth. »Du bist zu groß, um dich naß zu machen… Meine Amme würde mich dafür schlagen!«
    »Ruhig, Gareth!«

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