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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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um sie zu beruhigen. »Ich schwöre es! Siehst du, ich schwöre.« Sie hatte doch nicht schwören wollen. Morgause dachte:
Ich hätte mich weigern… hätte mit Lot darüber sprechen sollen…
Aber es war zu spät. Sie hatte geschworen. Und Morgause wollte keinesfalls den Fluch einer Priesterin aus Avalon auf sich laden. »Bleib ruhig liegen«, sagte sie leise. »Du mußt jetzt schlafen, Morgaine.« Die junge Frau schloß die Augen. Morgause saß auf dem Bettrand, tätschelte ihr die Hand und dachte:
Gawain ist Artus treu ergeben… was auch geschehen mag. Lot hätte nichts davon, wenn er auf den Thron käme. Dieses Kind ist Artus
'
Erstgeborener… mag er noch soviele andere Söhne bekommen. Artus ist Christ und hält sich zugute, über Christen zu herrschen. Dieses Kind wäre eine Schande für ihn. Es ist nicht schlecht, ein solches Geheimnis mit einem König zu teilen. Ich habe auch bei Lot darauf geachtet, gewisse Einzelheiten seiner Sünden und Ausschweifungen zu kennen, obwohl ich ihn liebe.
    Das Kind erwachte und weinte. Morgaine öffnete die Augen wie alle Mütter, die ihr Kind weinen hören. Sie war zu schwach, um sich zu bewegen. Aber sie flüsterte: »Mein Kind… ist das mein Kind? Morgause, ich möchte mein Kind im Arm halten.«
    Morgause beugte sich über die Wiege, um das strampelnde Bündel herauszunehmen, zögerte aber – wenn Morgaine das Kind erst einmal im Arm hielt, würde sie es auch stillen wollen. Sie würde es lieben und sich um sein Wohlergehen sorgen. Aber wenn man es einer Amme gab, ehe Morgaine es auch nur zu Gesicht bekommen hatte… dann würde sie ihm keine besonderen Gefühle entgegenbringen. Es wäre ganz und gar das Kind seiner Pflegeeltern. Es war nicht schlecht, wenn Artus' Erstgeborener – der Sohn, den er nicht anzuerkennen wagte – hier aufwuchs und Lot und Morgause für seine wahren Eltern hielt. Lots Kinder sollten seine Brüder sein und nicht Artus' Söhne, die er vielleicht bekam, wenn er heiratete.
    Tränen der Schwäche rannen über Morgaines Gesicht. Sie flehte: »Gib mir mein Kind, Morgause… laß mich mein Kind im Arm halten. Gib mir meinen Sohn…«
    Morgause erwiderte zärtlich, aber unnachgiebig: »Nein, Morgaine, du bist nicht stark genug, um ihn zu halten, zu stillen und…« Sie suchte schnell nach einer Lüge, die Morgaine überzeugen würde: »Wenn du ihn auch nur einmal im Arm hältst, wird er die Brust seiner Amme verweigern. Deshalb muß man ihn sofort zu ihr bringen. Du kannst ihn halten, wenn du wieder bei Kräften bist, und er gut trinkt.«
    Morgause trug das Kind aus dem Raum, obwohl Morgaine weinte und schluchzend die Arme nach dem Kind ausstreckte.
Nun ist er Lots Pflegekind,
dachte Morgause.
Wir werden immer eine Waffe gegen den Großkönig in der Hand haben. Ich habe dafür gesorgt, daß Morgaine, auch wenn es ihr wieder besser geht, wenig für ihn empfindet und ihn mir überläßt.

2
    Gwenhwyfar, die Tochter von König Leodegranz, saß auf der hohen Gartenmauer, klammerte sich an die Steine und beobachtete die Pferde in der Koppel unter ihr. Sie roch die Kräuter und Gewürze, aus denen ihre Stiefmutter Arzneien und Heiltränke zubereitete. Der Garten gehörte zu ihren Lieblingsplätzen. Es war vielleicht der einzige Ort unter freiem Himmel, den Gwenhwyfar wirklich mochte. Im allgemeinen fühlte sie sich nur im Haus und hinter Mauern sicher – der ummauerte Küchengarten bot beinahe soviel Schutz wie das Innere der Burg. Von hier oben auf der Mauer blickte sie über das Tal. Es war so groß und erstreckte sich weiter als das Auge reichte… Gwenhwyfar wendete den Blick wieder dem sicheren Garten zu, denn in ihren Händen kribbelte es, und die Kehle wurde ihr trocken. Hier auf der Mauer, die ihren eigenen Garten umgab, war sie sicher. Wenn die erstickende Furcht sie wieder überfiel, konnte sie sich umdrehen, die Mauer hinuntergleiten und in den sicheren Garten zurückkehren.
    Einmal sprach sie mit ihrer Stiefmutter Alinor darüber, die Gwenhwyfar fassungslos fragte: »Wovor denn sicher, mein Kind? Die Sachsen kommen niemals so weit in den Westen. Die Burg liegt hoch oben. Und wenn sie tatsächlich kommen sollten, können wir sie schon aus drei Meilen Entfernung sehen… gerade der weite Blick bürgt für unsere Sicherheit!«
    Gwenhwyfar konnte es ihr nie erklären. So gesehen, klang es nur vernünftig. Aber wie sollte sie der vernünftigen, tatkräftigen Alinor erklären, daß der Himmel und das weite Land sie mit ihrem Gewicht zu erdrücken

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