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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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geschenkt hatte, und sein Pferd zum Bergtor.
    Gwenhwyfar wartete im Schatten der Mauer, bis sie sah, daß Lancelot anritt. Dann trat sie ihm mit klopfendem Herzen in den Weg – würde er sie für zu dreist halten? Aber als Lancelot sie sah, lächelte er, und mit diesem Lächeln gewann er ihr Herz.
    »Habt Ihr keine Angst vor diesem großen, wilden Pferd?« Lancelot schüttelte den Kopf.
    »Edles Fräulein, ich glaube, das Pferd, das ich nicht reiten kann, ist noch nicht geboren.«
    Sie fragte beinahe flüsternd: »Ist es wahr, daß Ihr die Pferde mit Magie beherrscht?«
    Der Ritter warf den Kopf zurück und lachte schallend. »Keineswegs, edles Fräulein. Ich besitze keine Magie. Ich mag Pferde, ich verstehe sie und weiß, was in ihren Köpfen vorgeht. Das ist alles. Haltet Ihr mich für einen Zauberer?«
    »Aber… man sagt, in Euch fließt das Blut der Feen«, entgegnete sie.
    Lancelots Lachen erstarb, und er antwortete: »Meine Mutter gehört in der Tat zu dem Alten Volk, das über dieses Land herrschte, ehe die Römer oder die Stämme aus dem Norden kamen. Sie ist Priesterin auf der Insel Avalon und sehr weise.«
    »Ich kann verstehen, daß Ihr nicht schlecht über Eure Mutter sprechen wollt«, sagte Gwenhwyfar, »aber die Schwestern auf Ynis Witrin behaupten, daß die Frauen von Avalon böse Hexen sind und dem Teufel dienen…«
    Er schüttelte ernst den Kopf. »Nein, nein. Zwar kenne ich meine Mutter nicht besonders gut, denn ich bin nicht bei ihr aufgewachsen. Ich fürchte sie ebenso sehr wie ich sie liebe. Aber ich sage Euch, sie ist keine böse Frau. Sie brachte meinen Herrn und Gebieter Artus auf den Thron und gab ihm das Schwert Excalibur für den Kampf gegen die Sachsen… haltet Ihr das für böse? Und was die Magie angeht… nur die Unwissenden behaupten, sie sei eine Zauberin. Ich halte es für eine gute Sache, wenn eine Frau klug ist.«
    Gwenhwyfar ließ den Kopf hängen. »Ich bin nicht klug. Ich bin sehr töricht. Selbst bei den Schwestern habe ich nur soviel gelernt, daß ich das Meßbuch lesen kann. Sie sagten, mehr müsse ich nicht lernen… und natürlich Dinge, die eine Frau wissen muß… Kochen, etwas über Kräuter und Heiltränke, das Verbinden von Wunden…«
    »Für mich sind das alles größere Geheimnisse als das Abrichten von Pferden, das Ihr für Magie haltet«, entgegnete Lancelot mit einem breiten Lächeln. Dann beugte er sich vom Pferd und berührte ihre Wange. »Wenn Gott es gut mit uns meint und die Sachsen noch ein paar Monde Ruhe halten, werde ich Euch wiedersehen, wenn ich im Gefolge des Großkönigs zurückkehre. Betet für mich, edles Fräulein.«
    Lancelot ritt davon, und Gwenhwyfar sah ihm mit klopfendem Herzen nach. Dieses Mal war das Gefühl fast angenehm. Er würde wiederkommen. Er
wollte
wiederkommen, und ihr Vater hatte gesagt, sie sollte jemanden heiraten, der Pferde und Männer in den Kampf führen konnte. Es konnte keinen besseren Mann geben als den Vetter des Großkönigs, der seine Reiterei befehligte! Dachte ihr Vater daran, sie mit Lancelot zu vermählen? Gwenhwyfar spürte, wie sie vor Glück und Freude ganz rot wurde. Zum ersten Mal in ihrem Leben kam sie sich hübsch, mutig und tapfer vor. Aber als sie in die Halle zurückkam, sagte ihr Vater: »Er sieht gut aus, dieser Elfenpfeil… und er kann gut mit Pferden umgehen. Aber er sieht viel zu gut aus, als daß ich ihm mehr zutrauen würde.«
    Erstaunt über ihre eigene Kühnheit, entgegnete Gwenhwyfar: »Wenn der Großkönig ihn zu seinem Feldherrn gemacht hat, muß er der beste seiner Ritter sein.«
    Leodegranz sagte achselzuckend: »Als Vetter des Königs hatte er Anspruch auf einen Posten in der Armee. Will er dir dein Herz rauben… oder«, fügte er grollend hinzu, und sie erschrak, »deine Ehrbarkeit?«
    Gwenhwyfar spürte, wie sie wieder rot wurde und ärgerte sich über sich selbst. »Nein, er ist ein ehrenwerter Mann, und alles, was er mir gesagt hat, hätte er in Eurer Gegenwart sagen können, Vater.«
    »Komm mir nicht auf törichte Gedanken«, knurrte Leodegranz. »Du sollst einen Besseren bekommen als ihn. Er ist nicht mehr als einer von König Bans Bastarden, und seine Mutter ist Gott weiß wer, irgendein Edelfräulein aus Avalon!«
    »Seine Mutter ist die Herrin von Avalon, die große Hohepriesterin des Alten Volks… und er ist der Sohn eines Königs…«
    »Ban von Benwick! Ban hat ein halbes Dutzend legitimer Söhne«, erwiderte ihr Vater. »Warum sollst du den Feldherrn eines Königs

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