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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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vor einem anderen Glauben zu zeigen; denn, wie sagte sie: Jeder Glaube kommt von den Göttern! Kevin stand als Einziger hoch aufgerichtet in der Kirche, ohne den Kopf zu beugen.
    Morgaine wünschte, sie hätte den Mut, sich mit erhobenem Haupt neben ihn zu stellen. Warum zeigte Artus soviel Ergebenheit? Hatte er nicht einen heiligen Eid geschworen, Avalon ebenso zu achten wie die Christenpriester? Würde der Tag kommen, an dem sie oder Kevin Artus an den Schwur erinnern mußten? Der fromme weißgewandete Kirchenengel, den er heiratete, war sicher keine Hilfe. Man hätte Artus mit einer Frau aus Avalon vermählen sollen. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, daß eine geweihte Priesterin einem König gegeben wurde. Dieser Gedanke wühlte sie auf; sie unterdrückte ihr Unbehagen schnell mit der Vorstellung von Raven als Königin. Zumindest beherrschte sie die christliche Tugend des Schweigens…
    Morgaine senkte den Kopf und biß sich auf die Lippen, denn sie fürchtete, kichern zu müssen. Der Gottesdienst war zu Ende. Die Menge strömte dem Ausgang zu. Artus und seine Ritter blieben auf ihren Plätzen. Auf einen Wink von Cai näherten sich ihnen Lot und Morgause. Morgaine folgte ihnen. Sie sah, daß auch Igraine, der Merlin und der schweigsame Barde in der Kirche geblieben waren. Sie hob den Kopf und blickte in die Augen ihrer Mutter. Sie wußte mit aller Deutlichkeit, ohne die Anwesenheit des Bischofs läge sie selbst in einem solchen Augenblick in Igraines Armen. Sie errötete leicht und wich Igraines forschendem Blick aus.
    Sie hatte so wenig wie möglich an Igraine gedacht. Sie wußte, Igraine durfte nie erfahren, wer der Vater ihres Kindes war… während des langen, verzweifelten Kampfes bei der Geburt, an den sie sich kaum erinnerte, glaubte sie einmal wie ein Kind laut nach ihrer Mutter gerufen zu haben. Sie war sich dessen aber nicht sicher. Selbst jetzt fürchtete sie die Begegnung mit der Mutter, die das Gesicht besaß und Avalon kannte. Morgaine konnte vielleicht alles vergessen, was man ihr in der Kindheit beigebracht hatte, auch die Schuldgefühle… aber würde Igraine sie nicht tadeln? Schließlich hatte sie es nicht aus eigenem Willen getan!
    Lot trat vor König Artus und beugte das Knie. Artus mit seinem ernsten, freundlichen jungen Gesicht hob Lot auf und küßte ihn auf beide Wangen. »Ich freue mich, daß Ihr zu meiner Hochzeit kommen konntet, Onkel. Ich schätze mich glücklich, einen so treuen Freund und Verwandten zu haben, der meine nördlichen Grenzen schützt. Euer Sohn Gawain ist mein teurer Freund. Er steht mir von all meinen Freunden am nächsten. Und Euch, Tante, Euch schulde ich Dank, denn Ihr habt mir Euren Sohn als treuen Gefährten überlassen.«
    Morgause lächelte. Sie ist immer noch schön, dachte Morgaine… viel schöner als Igraine. »Ja, mein König, Ihr werdet bald genug Grund haben, mir noch mehr zu danken, denn ich habe jüngere Söhne, die von nichts anderem reden, als von der Zeit, wenn sie dem Großkönig dienen dürfen.«
    »Sie werden mir ebenso willkommen sein wie ihr älterer Bruder«, entgegnete Artus höflich und sah an Morgause vorbei zu Morgaine.
    »Willkommen, Schwester. Bei meiner Krönung habe ich ein Versprechen gegeben, das ich jetzt einlösen will.« Er streckte die Hand nach ihr aus, Morgaine erhob sich und spürte an dem Händedruck seine Anspannung. Artus wich ihrem Blick aus und führte sie an den anderen vorbei zu der weißgekleideten Braut.
    »Meine Gebieterin«, sagte er leise, und Morgaine wußte einen Augenblick lang nicht, wen er damit meinte. Er blickte von einer zur anderen, und als Gwenhwyfar sich erhob und aufblickte, spiegelte sich in ihren Augen erschrockenes Wiedererkennen. »Gwenhwyfar, dies ist meine Schwester Morgaine, Herzogin von Cornwall. Ich wünsche, daß sie die erste Eurer Hofdamen wird, denn ihr gebührt der höchste Rang.«
    Morgaine sah, wie Gwenhwyfar sich mit der kleinen rosa Zunge über die Lippen fuhr. »Mein Herr und König, die Herzogin Morgaine und ich sind uns schon einmal begegnet.«
    »Tatsächlich? Wo denn?« erkundigte sich Artus lächelnd.
    Morgaine antwortete förmlich: »Damals war sie noch in der Klosterschule von Glastonbury, mein Gebieter. Sie verirrte sich im Nebel und geriet an das Ufer von Avalon.«
    Wie an jenem fernen Tag schien plötzlich etwas Graues und Trostloses wie Asche über diesen schönen Tag zu fallen und ihn unter sich zu begraben. Trotz ihres feinen, weichen Gewandes und des schön gewebten

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