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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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versetzt, aber trotzdem hatte sie sich angstvoll an die alte Priesterin geklammert. Plötzlich wünschte sie aus einem freundschaftlichen Gefühl heraus, sie könne Gwenhwyfar, die schließlich im Kloster aufgewachsen war und nichts von den Alten Weisheiten wußte, einiges von dem vermitteln, was man den jüngeren Priesterinnen erklärte. Dann würde sie wissen, wie sie die lebendigen Ströme von Sonne, Sommer, Erde und Leben durch sich hindurchfließen lassen konnte. Dann könnte sie wirklich für Artus zur Göttin werden und er für sie zum Gott. Dann wäre ihre Ehe keine leere Form, sondern gelebte Wirklichkeit, eine innere Bindung an alles Lebendige… Sie suchte bereits nach Worten, als ihr einfiel, daß Gwenhwyfar Christin war und sich für dieses Wissen gewiß nicht bedanken würde…
    Morgaine seufzte entmutigt und wußte, sie würde schweigen. Sie hob den Kopf und begegnete Lancelots Augen. Einen Blick lang sahen sie sich an, und sie erinnerte sich an diese kurze, sonnenüberflutete Zeitspanne auf dem Berg. Dort hätten sie sich als Mann und als Frau, als Göttin und als Gott vereinigen sollen… Morgaine spürte, auch er dachte daran. Aber Lancelot senkte den Kopf und schlug ein Kreuz wie der Priester.
    Die schlichte Zeremonie war vorüber. Morgaine unterzeichnete als Zeugin den Ehevertrag. Ihr fiel auf, wie glatt und fließend ihre Handschrift neben Artus' eckigem Namenszug und Gwenhwyfars holprigen und kindlichen Buchstaben wirkte – lernte man bei den Nonnen in Glastonbury wirklich so wenig? Auch Lancelot unterschrieb, außerdem Gawain, König Bors von Brittany, Lot und Ectorius, auch König Pellinore, dessen Schwester Gwenwyfars Mutter gewesen war. Pellinore hatte seine junge Tochter bei sich, die er gemessen herbeiwinkte.
    »Meine Tochter Elaine… Eure Base, meine Herrin und Königin. Ich bitte Euch, nehmt sie in Euren Dienst.«
    »Ich freue mich, sie unter meinen Hofdamen zu begrüßen«, erwiderte Gwenhwyfar lächelnd. Morgaine fand, Pellinores Tochter sah Gwenhwyfar sehr ähnlich. Auch sie hatte rosafarbene Haut und goldblondes Haar. Aber sie war nicht so strahlend schön wie Gwenhwyfar und trug ein schlichtes, safranfarbenes Leinengewand, das den goldenen Kupferton ihrer Haare dämpfte.
    »Wie ist Euer Name, Base? Wie alt seid Ihr?«
    »Ich heiße Elaine, meine Herrin, und zähle dreizehn Jahre.« Sie machte einen so tiefen Knicks, daß sie das Gleichgewicht verlor und Lancelot sie stützen mußte. Elaine verbarg ihren hochroten Kopf hinter dem Schleier. Lancelot lächelte nachsichtig, und Morgaine durchzuckte heftige Eifersucht. Er sah das Mädchen nicht einmal an, er hatte nur Augen für diesen blassen, weißgoldenen Engel! Bestimmt fand er Elaine auch klein und häßlich. In diesem Augenblick verwandelten sich alle ihre freundlichen Gefühle in Ärger, und sie mußte sich abwenden.
    Gwenhwyfar verbrachte die nächsten Stunden damit, die Könige von Britannien zu empfangen und sich ihre Frauen, Töchter und Schwestern vorstellen zu lassen – und alle schienen gekommen zu sein. Als man an der langen Tafel Platz nahm, mußte sie sich neben Morgaine, Elaine, Igraine und Morgause auch noch Flavilla, Artus' Ziehmutter und Mutter von Cai, widmen, der Königin von Nordwales, die ebenfalls Gwenhwyfar hieß, aber dunkel und römisch aussah, und einem halben Dutzend anderer Frauen. Sie flüsterte Morgaine zu: »Ich weiß nicht, wie ich all diese Namen je behalten soll! Ob ich sie alle ›edle Dame‹ nenne und hoffe, sie wissen nicht, aus welchem Grund?«
    Morgaine ließ sich von der heiteren Vertraulichkeit anstecken und flüsterte zurück: »Es ist Euer Privileg als Königin; niemand wird wagen, Euch nach dem Grund zu fragen. Ihr könnt tun, was Ihr wollt, man hält es für richtig. Und wenn nicht, wagt niemand, es Euch zu sagen!«
    Gwenhwyfar kicherte: »Aber mich müßt Ihr bei meinem Namen nennen, Morgaine… nicht ›Herrin‹. Wenn Ihr ›Herrin‹ sagt, denke ich immer an eine alte rundliche Dame wie die Flavilla oder König Pellinores Gemahlin.«
    Endlich begann das Mahl. Morgaine hatte diesmal größeren Appetit als bei König Artus' Krönung. Sie saß zwischen Gwenhwyfar und Igraine und griff herzhaft zu. Das enthaltsame Leben von Avalon schien weit hinter ihr zu liegen. Sie aß sogar Fleisch, obwohl es ihr nicht schmeckte. Da es an der Tafel kein Wasser gab und das Bier hauptsächlich für die Dienerschaft bestimmt war, trank sie Wein, den sie aber wirklich nicht mochte. Ihr schwamm der Kopf

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