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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ein wenig, aber nicht so stark wie nach dem Gerstenbrannt, der am Hof von Orkney getrunken wurde. Doch sie hatte sich längst angewöhnt, darauf zu verzichten.
    Nach einer Weile trat Kevin vor, um zu spielen. Die Unterhaltung versiegte; Morgaine hatte seit ihrem Weggang aus Avalon keinen guten Harfenspieler mehr gehört und gab sich völlig der Musik hin.
    Plötzlich sehnte sie sich nach Viviane. Selbst wenn sie den Kopf hob und Lancelot sah, der als Artus' engster Vertrauter ihm näher saß als jeder andere – Gawain, sein Erbe, nicht ausgenommen – und von seinem Teller aß, dachte sie an ihn nur als Spielgefährten ihrer Jugend am See.
Viviane ist meine wirkliche Mutter, nicht Igraine! Nach ihr habe ich gerufen …
Sie senkte den Kopf und unterdrückte die Tränen, die sie nicht weinen konnte.
    Die Harfentöne verklangen, und sie hörte Kevins volle, wohlklingende Stimme: »Unter uns weilt noch jemand, der die Harfe spielt. Ist die Lady Morgaine bereit, auf diesem Fest zu singen?«
    Verwundert dachte sie:
Woher weiß er, daß ich mich nach meiner Harfe sehne?
    »Es wird mir eine Freude sein, Eure Harfe zu spielen, edler Kevin. Aber ich habe schon lange kein gutes Instrument mehr in der Hand gehalten.«
    Artus fragte unangenehm berührt: »Meine Schwester soll wie ein bezahlter Barde für uns singen?«
    Kevin wirkte beleidigt, und das zu Recht, dachte Morgaine. In plötzlichem Zorn stand sie auf und sagte: »Wozu der Große Barde von Avalon sich bereitfindet, wird auch mir eine Ehre sein! Mit Musik dient man nur den Göttern!«
    Morgaine nahm die Harfe aus seiner Hand entgegen und setzte sich auf eine Bank. Das Instrument war größer als ihr eigenes, und es dauerte eine Weile, bis sie sich zurechtfand. Aber dann griff sie sicher in die Saiten und spielte ein Lied aus dem Norden, das sie an Lots Hof gehört hatte. Plötzlich war sie dankbar, daß der Wein ihre Kehle gelöst hatte. Sie hörte ihre volle, weiche Stimme – sie klang wieder so kraftvoll wie früher, obwohl ihr das erst in diesem Augenblick bewußt wurde.
    Ihre tiefe Stimme hatten die Barden in Avalon geschult, und sie war wieder stolz:
Gwenhwyfar mag schön sein, aber ich habe die Stimme eines Barden.
    Als Ihr Lied verklungen war, kam selbst Gwenhwyfar zu ihr, um zu sagen: »Ihr habt eine wunderschöne Stimme, Schwester. Habt Ihr in Avalon das Singen gelernt?«
    »Ja, Herrin… Musik ist heilig. Habt Ihr in Eurem Kloster nicht gelernt, die Harfe zu spielen?«
    Gwenhwyfar antwortete erschrocken: »O nein, für eine Frau ist es unschicklich, vor Gott die Stimme zu erheben…«
    Morgaine lachte leise: »Ihr Christen liebt das Wort
unschicklich
sehr… besonders, wenn es um Frauen geht. Wenn aus Musik das Böse spricht, dann gilt das auch für Männer. Wenn sie etwas Gutes ist… sollten die Frauen dann nicht alles Gute tun, das sie tun können, um die vermeintliche Sünde bei der Erschaffung der Welt wiedergutzumachen!«
    »Man hätte es mir nicht erlaubt… ich wurde einmal geschlagen, weil ich eine Harfe berührte«, erklärte Gwenhwyfar wehmütig. »Aber Ihr habt einen Zauber über uns geworfen, und ich kann nicht anders: Diese Magie halte ich für gut!«
    Kevin mischte sich ein: »In Avalon lernen alle Männer und Frauen wenigstens etwas Musik. Aber wenige haben solche Gaben wie Lady Morgaine. Eine schöne Stimme wird geboren, nicht gebildet. Und wenn sie eine Gabe Gottes ist, dann halte ich es für überheblich, diese Gabe geringzuachten und zu verdammen… sei es nun bei Mann oder Frau. Wir können nicht glauben, daß Gott einen Fehler gemacht hat, wenn er einer Frau diese Gabe schenkt. Gott begeht keine Fehler! Deshalb müssen wir annehmen, was uns gegeben wird.«
    »Ich kann mich mit einem Druiden nicht über Glaubensdinge streiten«, sagte Ectorius. »Aber wenn ich eine Tochter mit dieser Gabe hätte, würde ich darin nur eine Gefahr sehen. Wie leicht könnte sie in Versuchung geraten, den angestammten Platz einer Frau verlassen zu wollen. Es wird nichts darüber berichtet, daß Maria, die Mutter unseres Herrn, gesungen oder getanzt hätte…«
    Der Merlin erklärte freundlich: »Obwohl uns erzählt wird, daß sie die Stimme erhob und sang: ›Meine Seele preiset den Herrn…‹ Aber er sagte es auf griechisch:
Kaì eîpen Mariám; Megalýnei h
ē
psych
ē
mou tòn Kýrion
… Nur Ectorius, Lancelot und der Bischof verstanden die griechischen Worte. Auch Morgaine hatte sie mehr als einmal gehört.
    Der Bischof erwiderte streng: »Aber sie sang

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