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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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weit gediehen.«
    Morgaine wußte plötzlich, was der alte Druide befürchtete. Auch sie hatte bemerkt, wie Gwenhwyfar Lancelot ansah. Hatte eine Vorahnung sie veranlaßt, an diesem Tag in Avalon Gwenhwyfar abzulehnen?
Damals hat sie mir Lancelot für immer weggenommen,
dachte Morgaine und erinnerte sich, daß sie geschworen hatte, ihre Unschuld der Göttin zu bewahren, und lauschte mit dumpfem Erstaunen in sich hinein. Wäre sie seinetwegen eidbrüchig geworden? Beschämt senkte sie den Kopf, denn sie fürchtete, Kevin könne ihre Gedanken lesen.
    Viviane hatte ihr gesagt, eine Priesterin müsse alles ihrem eigenen Urteil unterwerfen. Gelübde hin, Gelübde her… es war eine treffende Ahnung gewesen, die in ihr das Verlangen nach Lancelot weckte…
    Es wäre sogar Avalon besser bekommen, wenn ich Lancelot damals genommen hätte. Dann wäre Artus
'
Königin mit reinem Herzen zu ihm gekommen. Lancelot hätte das mystische Band zu mir geknüpft, und das Kind, das ich geboren habe, wäre ebenfalls aus dem Königsgeschlecht von Avalon…
    Aber man hatte andere Pläne mit ihr gehabt; und um sie zum Scheitern zu bringen, hatte sie Avalon für immer verlassen. Ihr Sohn hatte jede Hoffnung zunichte gemacht, sie könne der Göttin eine Tochter schenken. Nach der Geburt von Gwydion konnte sie kein Kind mehr gebären. Hätte sie ihrer Ahnung und ihrem Urteil vertraut, wäre Viviane zornig gewesen, aber für Artus hätte sich ein anderes Mädchen finden lassen…
    Indem ich das Richtige tat, geschah das Falsche. Indem ich Viviane gehorchte, trug ich zur Zerrüttung und zum verhängnisvollen Scheitern dieser Ehe bei, denn jetzt weiß ich, daß daraus nichts Gutes entstehen kann…
    »Lady Morgaine«, sagte Kevin rücksichtsvoll, »Ihr seid bekümmert. Kann ich Euch vielleicht helfen?«
    Morgaine schüttelte den Kopf und kämpfte mit den Tränen. Sie fragte sich, ob er wußte, daß man sie für die Große Ehe mit Artus gewählt hatte. Sie konnte Kevins Mitgefühl nicht ertragen. »Nichts, edler Druide. Vielleicht teile ich Eure Befürchtungen für die Ehe, die beim abnehmenden Mond geschlossen wurde. Ich mache mir Sorgen um meinen Bruder. Und ich bedaure die Frau, die er geheiratet hat.«
    Noch während sie sprach, wußte sie, daß es stimmte – trotz all ihrer Angst vor Gwenhwyfar, die nicht frei von Haß war, bedauerte sie die junge Königin – Gwenhwyfar heiratete einen Mann, der sie nicht liebte, und liebte einen Mann, den sie nicht heiraten konnte.
Wenn ich Gwenhwyfar Lancelot wegnehme, erweise ich meinem Bruder und auch ihr einen Dienst. Denn wenn ich das tue, wird sie ihn vergessen.
    Man hatte sie in Avalon gelehrt, ihr Wollen zu erforschen, und ihr Innerstes krümmte sich zusammen. Sie war unehrlich zu sich selbst. Wenn sie Lancelot an sich zog, hatte sie dabei nicht das Wohl ihres Bruders oder das Wohl des Reiches im Auge, sie tat es einzig und allein, weil sie Lancelot begehrte.
Nicht für dich
selbst! Zum Wohle eines anderen darfst du dich der Magie bedienen. Aber du sollst dich nicht betrügen!
Sie kannte viele Liebeszauber. Es wäre das beste für Artus. Es
wäre
zum Besten für das Reich, sagte sie sich beständig, wenn sie Lancelot der Frau ihres Bruders entfremdete. Aber das unerbittliche Gewissen einer Priesterin wiederholte:
Du darfst es nicht! Es ist dir verboten, die magische Kraft zu benutzen, um dem Universum deinen Willen aufzuzwingen!
    Trotz alledem, sie würde es versuchen. Aber ohne Zauber, nur mit den Künsten einer Frau. Heftig sagte sie sich, Lancelot habe sie einmal begehrt, ohne Hilfe von Magie. Er hatte sie einmal begehrt, er würde sie wieder begehren.
    Gwenhwyfar wollte nicht länger an der Tafel sitzen. Sie hatte mehr gegessen, als sie wollte. Obwohl sie nur ein Glas Wein getrunken hatte, war ihr heiß. Sie schob den Schleier zurück und fächelte ihr Gesicht. Artus unterhielt sich mit den Gästen. Er näherte sich langsam dem Tisch, an dem sie mit den Damen saß, und erreichte sie schließlich in Begleitung von Lancelot und Gawain. Die Frauen rückten auf der Bank zur Seite, und er setzte sich neben sie.
    »Es ist der erste Augenblick, an dem ich Gelegenheit habe, mit Euch zu sprechen, meine Gemahlin.«
    Sie streckte ihm die kleine Hand entgegen. »Ich verstehe, das ist eher eine Ratsversammlung als eine Hochzeit, mein Gemahl und Gebieter.«
    König Artus erwiderte etwas schwermütig: »Alles in meinem Leben scheint sich dahin zu entwickeln. Ein König tut alles unter den Augen der anderen.

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