Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
nur in Gegenwart Gottes. Man berichtet nur, Maria Magdalena habe vor Männern gesungen und getanzt. Und das, ehe der Erlöser sie für Gott rettete, denn es gehörte zu ihrem sündigen Leben.«
    Igraine sagte mit einem Anflug von Spott: »König David war ein Sänger und spielte die Harfe, wie die Schrift sagt. Glaubt Ihr, er hat eine seiner Frauen oder Töchter bestraft, wenn sie die Leier schlugen?«
    Und Morgaine ergänzte heftig: »Obwohl Maria Magdalena auf der Harfe spielte und dazu tanzte – ich kenne die Geschichte – wurde sie gerettet. Und es steht nirgends geschrieben, daß Jesus ihr befohlen habe, bescheiden und still in der Ecke zu sitzen! Sie salbte sein Haupt mit kostbaren Ölen, und Jesus ließ nicht zu, daß seine Jünger sie dafür tadelten. Er mag sich durchaus auch an ihren anderen Gaben erfreut haben! Die Götter schenken den Menschen das Beste, nicht das Schlechteste.«
    Bischof Patricius erwiderte ungerührt: »Wenn dies die Art Religion ist, die man hier in Britannien kennt, dann brauchen wir wahrhaftig Konzile, wie unsere Kirche sie einberufen hat!« Er blickte finster drein, und Morgaine bedauerte bereits ihre übereilten Worte und senkte den Kopf – Artus' Hochzeit war kaum der richtige Augenblick für einen Streit zwischen der Kirche und Avalon. Aber warum schwieg der König? Plötzlich begannen alle gleichzeitig zu reden. Kevin griff nach der Harfe und spielte eine fröhliche Melodie. Die Diener reichten neue Köstlichkeiten, die aber niemand mehr wollte.
    Nach einer Weile legte Kevin die Harfe beiseite. Wie sie es in Avalon getan hätte, schenkte ihm Morgaine Wein ein und reichte ihm den Becher kniend. Er nahm ihn lächelnd entgegen und bedeutete ihr mit einer Geste, sich zu erheben und neben ihn zu setzen.
    »Ich danke Euch, Herrin.«
    »Es ist meine Pflicht und eine Freude, einem solchen Barden zu dienen, Großer Meister. Wart Ihr in letzter Zeit in Avalon? Geht es meiner Tante Viviane gut?«
    »Gewiß, aber sie ist sehr gealtert, und ich glaube, sie sehnt sich nach Euch.«
    Morgaine erfaßte wieder die alte Verzweiflung. Sie blickte zur Seite. »Ich kann nicht… Aber erzählt, was gibt es Neues in meiner Heimat?«
    »Wenn Ihr mehr über Avalon erfahren wollt, müßt Ihr schon selbst hingehen. Ich war seit einem Jahr nicht mehr dort, denn es gehört zu meinen Diensten, der Herrin die Neuigkeiten aus dem ganzen Reich zu bringen… Taliesin ist zu alt, um noch der Bote der Götter zu sein.«
    »Nun«, sagte Morgaine, »Ihr werdet Viviane sicher etwas über diese Hochzeit zu berichten haben.«
    »Ich werde der Herrin sagen, daß Ihr am Leben seid und es Euch gut geht. Denn sie hat um Euch getrauert. Das Gesicht kommt nicht mehr zu ihr… ich werde ihr auch von ihrem jüngeren Sohn berichten, der Artus' engster Vertrauter ist«, und sein Mund verzog sich zu einem bitteren Lächeln. »Wenn ich ihn so neben König Artus sehe, dann muß ich an diesen Jünger denken, der beim Abendmahl an der Brust Christi lag…«
    Morgaine konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. »Bischof Patricius würde Euch zweifellos wegen Gotteslästerung auspeitschen lassen, wenn er Euch jetzt hören könnte.«
    »Nun, mich ficht es nicht an. Schaut, dort sitzt Artus wie Jesus mit seinen Aposteln, um dem ganzen Land das Christentum zu bringen«, sagte Kevin. »Und was den Bischof angeht… er ist ein Dummkopf!«
    »Wieso, weil er kein Ohr für Musik hat?« Morgaine hatte nicht gewußt, wie sehr sie sich nach einem solch freundlichen Streitgespräch mit einem Gleichgesinnten sehnte. Morgause und der Klatsch ihrer Hofdamen waren so kleinlich, so beschränkt.
    »Ich behaupte, jeder Mann ohne ein Ohr für Musik ist ein Dummkopf … er redet nicht, sondern plappert«, gab Kevin zurück. »Aber es geht um mehr. Ist das vielleicht der Zeitpunkt für eine Hochzeit?«
    Morgaine war schon so lange nicht mehr in Avalon, daß sie im ersten Augenblick nicht begriff, was er meinte. Kevin deutete zum Himmel. »Der Mond nimmt ab. Das ist ein schlechtes Omen für eine Ehe. Der Ehrwürdige Taliesin hat es ihnen gesagt. Aber der Bischof wollte das Fest kurz nach Vollmond, damit all diese Leute im Mondlicht wieder nach Hause zurückkehren können… und weil es das Fest eines ihrer Heiligen ist. Ich weiß nicht, welches. Der Merlin sprach auch mit König Artus darüber und sagte ihm, er würde an dieser Ehe keine Freude haben… ich weiß nicht, weshalb. Aber es gab wohl keinen ehrenhaften Ausweg. Die Vorbereitungen waren zu

Weitere Kostenlose Bücher