Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
häßlich war… Sie bemerkte, wie er Meleas mit einem leicht abschätzigen Lächeln musterte und dachte, sie würde es nicht ertragen, vor Lancelot so unförmig zu erscheinen. Auch Artus wirkte vernachlässigt, als hätte er den ganzen Feldzug über in der einen, zerknitterten Tunika geschlafen. Darüber trug er einen schlammbespritzten, nassen und ziemlich abgetragenen Mantel. Nur Lancelot wirkte sauber und gepflegt; Umhang und Tunika waren gebürstet, als habe er sich für das Osterfest gekleidet – die Haare waren geschnitten und gekämmt, der Ledergürtel glänzte, und selbst die Adlerfeder an seiner Kappe war unzerzaust und trocken. Gwenhwyfar dachte: Man könnte glauben,
er
sei der König und nicht Artus.
    Während die Pagen Fleisch und Brot auftrugen, zog Artus Gwenhwyfar an seine Seite. »Setze dich zwischen Lancelot und mich, Gwen, wir wollen uns unterhalten… Es ist lange her, seit ich eine sanfte Frauenstimme gehört und den angenehmen Duft eines Frauengewandes gerochen habe.« Er fuhr mit der Hand über ihren Zopf. »Komm, Morgaine, setze dich auf meine andere Seite… Ich habe genug vom Leben im Feld. Ich möchte zur Abwechslung etwas anderes hören als Geschichten über Pferde und Kämpfe.« Er biß hungrig in ein Stück Brot: »Und wie gut das frisch gebackene Brot ist. Ich kann das alte harte Brot und das schlechtgewordene Fleisch nicht mehr ertragen!«
    Lancelot wandte sich mit einem Lächeln an Morgaine. »Wie ist es dir ergangen, Base? Ich vermute, du hast keine Kunde aus dem Sommerland oder aus Avalon. Hier ist noch jemand, der gerne etwas erfahren würde… mein Bruder Balan hat uns begleitet.«
    »Ich habe keine Neuigkeiten aus Avalon«, erwiderte sie und spürte Gwenhwyfars Blick… oder sah sie Lancelot an? »Aber ich habe Balan seit vielen Jahren nicht gesehen… Ich glaube, er weiß mehr als ich.«
    »Da ist er«, sagte Lancelot und deutete auf eine Gruppe Männer in der Halle. »Artus, bittet ihn doch als meinen Halbbruder an Eure Tafel. Es wäre sehr freundlich, Morgaine, wenn du ihn mit einem Becher Wein begrüßen würdest… Wie alle Männer sehnt er sich danach, von einer Frau willkommen geheißen zu werden, und sei es auch nur eine Verwandte und keine Geliebte.«
    Morgaine ergriff ein in Holz gefaßtes Trinkhorn, wie sie auf der königlichen Tafel standen, und forderte einen Pagen auf, es zu füllen. Dann nahm sie es in beide Hände und ging damit um den Tisch zu den Rittern. Sie freute sich über die bewundernden Blicke, obwohl sie wußte, daß die Männer nach so vielen Monden im Feld jede gutgekleidete Edelfrau so ansehen würden; die Bewunderung galt nicht ihrer Schönheit. Zumindest ihr Vetter Balan, der beinahe ihr Bruder war, würde sie nicht so hungrig anstarren.
    »Ich begrüße Euch, Vetter. Euer Bruder Lancelot schickt Euch diesen Wein von der Tafel des Königs.«
    »Ich bitte Euch, trinkt zuerst, Herrin«, sagte er und sah sie verwundert an. »Morgaine, seid Ihr es? Ich habe Euch kaum erkannt. Ihr seht so vornehm aus. Ich sehe Euch immer noch im Gewand von Avalon vor mir. Aber Ihr seht wirklich wie meine Mutter aus. Wie geht es der Herrin vom See?«
    Morgaine setzte das Horn an die Lippen – an diesem Hof eine höfliche Geste, die vielleicht aus einer Zeit stammte, in der Geschenke des Königs vorgekostet wurden, da es nicht ungewöhnlich war, daß rivalisierende Könige sich gegenseitig vergifteten. Morgaine reichte Balan das Horn, und er nahm einen tiefen Zug, ehe er sie wieder ansah.
    »Ich hoffte von Euch, Neues über Viviane zu erfahren… Ich war seit vielen Jahren nicht mehr in Avalon«, sagte Morgaine.
    »Ja, ich habe gehört, Ihr wart an Lots Hof«, erwiderte er. »Habt Ihr Euch mit Morgause überworfen? Wie ich höre, kommt das bei Frauen nicht selten vor…«
    Morgaine schüttelte den Kopf: »Gewiß nicht. Ich wollte weit genug entfernt sein, um mich nicht unversehens in Lots Bett zu finden, denn das geschieht leichter, als man glaubt. Die Entfernung von Lothian bis Caerleon ist kaum groß genug.«
    »Und so seid Ihr bei Artus als Hofdame seiner Königin«, sagte Balan bedächtig nickend. »Ich wage zu behaupten, es ist ein anständigerer Hof. Gwenhwyfar hat ein wachsames Auge auf ihre Damen und
    sorgt auch dafür, daß sie gut verheiratet werden… Wie ich sehe, ist Griflets Frau bereits schwanger. Hat sie nicht auch einen Ehemann für Euch gefunden, Base?«
    Morgaine zwang sich, fröhlich zu antworten: »Wollt Ihr um meine Hand anhalten, edler Balan?«
    Er

Weitere Kostenlose Bücher